Die Liebe Gottes ist ein Wasser, das den Durst stillt

Diese Novene kann an allen Tagen des Kirchenjahres gebetet werden. Verrichtet man diese neuntägige Andacht als Vorbereitungsnovene auf das Pfingstfest so beginnt man am Freitag nach dem Fest Christi Himmelfahrt.  

An jedem Novenentag wird zu Beginn der Pfingsthymnus Komm Schöpfer Geist gebetet. Daraufhin liest man den Betrachtungstext für den jeweiligen Tag und betet zum Abschluss die Pfingstsequenz. Die Gebete um die sieben Gaben und die zwölf Früchte des Heiligen Geistes am Ende dieses Büchleins sind nicht Bestandteil dieser Novene, können aber nach Belieben angefügt werden. 
 

  1. Die Liebe Gottes wird auch „eine lebendige Quelle“ genannt. Unser Heiland sagte zur Samariterin: „Wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht mehr dürsten“ (Joh 4, 14). Die Liebe Gottes ist ein Wasser, das den Durst stillt; denn, wer Gott wahrhaft liebt, der sucht und wünscht nichts mehr, da er ja in Gott alles Gute findet. Voll Freude und Zufriedenheit ruft er beständig aus: „Mein Gott und mein Alles!“ Darum beklagt sich der Herr über so viele Seelen, die sich elende und vergängliche Freuden bei den Geschöpfen erbetteln, Ihn aber, das unendliche Gut und die Quelle aller Freuden, verlassen. „Mich, die Quelle lebendigen Wassers, haben sie verlassen und sich Zisternen gegraben, Zisternen mit Rissen, die das Wasser nicht halten“ (Jer 2, 12). Weil Gott uns liebt und uns glücklich und zufrieden sehen möchte, so ruft Er uns beständig zu: „Wen dürstet, der komme zu Mir; und es trinke, wer an Mich glaubt!“ (Joh 7, 37) Wer glücklich zu sein wünscht, der komme zu Mir, damit Ich ihm den Heiligen Geist gebe, der ihn hier auf Erden und dereinst im Himmel glückselig machen wird. Und Er fährt fort und sagt: „Wie die Schrift sagt, werden aus dessen Leib Ströme des lebendigen Wassers fließen“ (Joh 7, 38). Wer glaubt und zugleich Jesus Christus liebt, der wird mit so vielen Gnaden bereichert werden, dass aus seinem Herzen Quellen heiliger Tugenden fließen, die ihm nicht nur helfen werden, das Leben der Gnade für sich selbst zu bewahren, sondern die zugleich bewirken werden, dass auch andere dieses göttliche Leben erlangen. Dieses Wasser, von dem der Heiland spricht, ist der Heilige Geist, die wesentliche Liebe, die uns Jesus Christus nach seiner Himmelfahrt zu senden versprochen hat: „Damit aber meinte Er den Heiligen Geist, den jene empfangen sollten, die an Ihn glauben. Denn der Heilige Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht war“ (Joh 7, 39).
     
  2. Der Schlüssel, mit dem wir uns den Zutritt zu diesem beseligenden Wasser verschaffen, ist das heilige Gebet, das uns alles Gute erlangt, gemäß den Worten des Heilandes: „Bittet und ihr werdet empfangen.“ Wir sind blind, arm und elend; aber durch das Gebet erlangen wir Licht, Kraft und alle Gnadenschätze. Theodoret sagt: „Das Gebet, das da eins ist, vermag alles.“ Wer bittet, erhält, was er wünscht. Gott will uns Seine Gnaden schenken; aber Er will, dass wir Ihn darum bitten. Mit der Samariterin bitte ich Dich, o mein Jesus, gib mir dieses Wasser Deiner Liebe, damit ich alles Irdische vergesse, um nur für Dich zu leben, der Du unendlich liebenswürdig bist. „Tränke, was da dürre steht!“ Meine Seele ist ein dürres Erdreich, das Dornen und Disteln der Sünde hervorbringt; tränke es mit Deiner Gnade, damit es, bevor ich sterbe, zu Deiner größeren Ehre reichlich Frucht bringe. O Du Quelle lebendigen Wassers, mein höchstes Gut, wie oft habe ich Dich verlassen, um hier auf Erden unlautere Freuden aufzusuchen, durch die ich Deine Liebe verloren habe! Wäre ich doch gestorben, ehe ich Dich beleidigt habe. In Zukunft will ich nichts anderes mehr suchen, als Dich allein, o mein Gott; hilf mir und bewirke, dass ich Dir treu bleibe!

    O Maria, meine Hoffnung, bewahre mich unter deinem Schutzmantel! Amen.