Distriktswallfahrt nach Mariazell
Basilika Mariazell
Am Sonntag, 6. Oktober 2024, dem Rosenkranzsonntag, findet die traditionelle Wallfahrt des österreichischen Distrikts nach Mariazell statt.
Die erste Wallfahrt erfolgte am 8. September 1975 und wurde von Erzbischof Marcel Lefebvre angeführt.
Herzliche Einladung an alle!
Programm
(im Festsaal St. Aegyd Hauptstraße 28 3193 St. Aegyd am Neuwalde):
8.30 Uhr 1. Rosenkranz, Beichtgelegenheit, Primizsegen
9.00 Uhr Vortrag: P. Johannes Regele und P. Máté Kopácsi „50 Jahre Priesterbruderschaft St. Pius X. in Österreich - Mariazell, Kard. Mindszenty und Erzb. Lefebvre“
10.00 Uhr Levitiertes Hochamt
12.00 Uhr Gemeinsamer Imbiss
13.00 Uhr Abfahrt zum Parkplatz nach St. Sebastian
14.00 Uhr Prozession zur Basilika mit 2. Rosenkranz
15.00 Uhr Andacht mit 3. Rosenkranz und Erneuerung der Weihe an Maria am Gnadenaltar der Basilika Mariazell
Vor 49 Jahren fand die erste offizielle Wallfahrt der Priesterbruderschaft St. Pius X. nach Mariazell statt. Angeführt durch S. E. Erzbischof Marcel Lefebvre persönlich:
Predigt von S. E. Erzbischof Marcel Lefebvre am 8. September 1975 in der Basilika von Mariazell vor 600 Gläubigen:
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Meine geliebten Brüder!
Es tut mir leid, daß ich nicht in Ihrer Sprache zu Ihnen sprechen kann. Der Seminarist, der mich begleitet, wird meine Worte übersetzen.
Ich danke Herrn Dr. Steinhart, der in so liebenswürdiger Weise diese Wallfahrt vorbereitet hat. Ebenso danke ich den lieben hochwürdigen Herren Patres für die gütige Aufnahme, die mir bereitet wurde. Wir wären natürlich glücklich gewesen, mit Ihnen gemeinsam das heilige Meßopfer zu feiern. Aber der liebe Gott verlangt von uns dieses kleine Opfer, daß wir Ihn nur in dieser sakramentalen Segensandacht anbeten. Bitten wir die allerseligste Jungfrau Maria, uns zu helfen, daß wir Ihn aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele und mit allen unseren Kräften anbeten dürfen.
Den Menschen droht heute immer mehr, daß sie das Gefühl für die Pflicht der Anbetung verlieren. Wir schulden Unserem Herrn Jesus Christus Anbetung. Unserer Pflicht wollen wir heute während dieser Gebetsstunde, während dieser Anbetungsstunde, nachkommen. Zu wem wollen wir beten? Wir wollen zur allerseligsten Jungfrau Maria beten, hier in diesem Wallfahrtsort Mariazell, dem altösterreichischen Nationalheiligtum, das Sie so sehr lieben, das das Herz Österreichs ist. In diesem Wallfahrtsort, wurde vor kurzem der hochverehrte Kardinal Mindszenty beerdigt. Er, der für uns alle ein Vorbild des Glaubens war. Ein Mann, der sich allen Feinden der Kirche und denjenigen mutig entgegenstellte, die diesen Glauben, das Unterpfand des ewigen Lebens, ohne den ein katholischer Christ nicht leben kann, aus unseren Herzen reißen wollte. Wir wollen durch die Fürsprache des Kardinals Mindszenty die allerseligste Jungfrau Maria bitten, heute den Glauben in unseren Herzen, in unseren Seelen, zu vermehren, damit wir uns wahrhaft zu denen zählen dürfen, die unerschütterlich zum Credo der katholischen Kirche und zum katholischen Priestertum stehen.
Die allerseligste Jungfrau Maria ist zunächst und vor allem die Mutter des ewigen Hohenpriesters. Unser Herr Jesus Christus war wesentlich Priester von Ewigkeit, Priester nach der Ordnung des Melchisedech. Das ganze Leben unseres Heilandes Jesus Christus, der einzige Grund, warum Er in unser menschliches Dasein eingetreten ist, galt der Darbringung des Kreuzesopfers. Jesus ist gekommen, um Sich am Kreuz zu opfern. Das war der Sinn und das Ziel des Lebens Unseres Heilandes Jesus Christus. Das ganze Leben Unseres Herrn war getragen vom Verlangen, gekreuzigt zu werden. Wie oft hat Unser Herr gesagt: „Meine Stunde ist noch nicht gekommen“, „Meine Stunde hat sich genaht“, „Meine Stunde ist gekommen“. Warum? Weil die Stunde Unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus die Stunde Seines Opfers ist. Als Er gekreuzigt wurde und Sein Kreuzesopfer darbrachte, hatte Er selbst gesagt: „Es ist vollbracht — consummatum est.“ Ich habe Mein Werk vollbracht. Ich habe Mein Verlangen gestillt. Ich habe den Auftrag erfüllt, um dessentwillen Ich in die Welt gekommen bin. Dieser Auftrag war: Gott Mein Opfer darzubringen für die Sünden der Welt. Dazu ist Unser Herr und Heiland gekommen. Das lehrt uns auch die allerseligste Jungfrau Maria. Die allerseligste Jungfrau Maria ist nur das Spiegelbild Unseres Herrn Jesus Christus. In ihrem Herzen war kein anderer Name eingegraben als der Name Jesu, und zwar der Name Jesu des Gekreuzigten. Die allerseligste Jungfrau Maria hat Jesus überallhin begleitet. Sie war ständig an Seiner Seite. Sie begleitete Ihn bis zum Opfer am Kreuz. Sie stand unter dem Kreuz. Sie wollte uns damit gleichsam darüber belehren, welches Ihre wichtigste Aufgabe war: Unseren Herrn nach Kalvaria zu begleiten, Ihm beim Kreuzesopfer zur Seite zu stehen.
In besonderer Weise will sie uns auch heute dies ans Herz legen, dies war schon immer ihr großes Anliegen: Ihr müßt das Kreuzesopfer lieben. Ihr müßt im Herrn und Heiland Jesus Christus den gekreuzigten Herrn und Heiland Jesus Christus sehen. Daher müssen auch wir das gleiche Verlangen haben wie Maria, am Kreuzesopfer Unseres Herrn teilzunehmen. Wir müssen uns mit dem Kreuzesopfer vereinigen, damit wir wahrhaft zu Christen werden, die sich zusammen mit Unserem Herrn opfern, die sich innig mit Ihm als ein und dieselbe Opfergabe in Seinem Opfer vereinigen. Darin besteht der wahre Christ. Darin besteht der wahre Katholik. Es scheint mir, als wolle die allerseligste Jungfrau Maria, Unsere Liebe Frau vom Mitleiden, Maria die Miterlöserin, die in der Nähe des Kreuzes steht, jeden einzelnen von uns, jedes menschliche Wesen, das in diese Welt eintritt, einladen, bei der Hand nehmen und unter das Kreuz führen, um uns an den Verdiensten Unseres Herrn Jesus Christus teilnehmen zu lassen. Wie wird sie uns an den Verdiensten ihres göttlichen Sohnes zur Vergebung unserer Sünden teilnehmen lassen? Durch die Priester. Unser Herr wollte, daß wir an Seinem Kreuzesopfer teilnehmen, Seiner Verdienste teilhaftig werden und unsere Seele durch Sein Opfer von unseren Sünden reingewaschen wird. Dies wird durch die Priester fortgesetzt, nachdem Er ihnen beim letzten Abendmahl gesagt hat: „Dieses tuet“ — tuet! — „zu Meinem Gedächtnisse“ — „hoc facite in meam commemorationem“. Unser Herr hat nicht gesagt: Erzählt den Bericht von Meinem Mahl, erinnert euch an Mein Opfer. Er hat vielmehr gesagt: facite — tut, vollbringt dieses Opfer, erneuert dieses Opfer, setzt dieses Opfer fort. „Hoc facite in meam commemorationem“ (1 Kor 11, 24).
Hierin liegt der ganze Unterschied zwischen der katholischen Lehre, wie sie uns immer gelehrt worden ist, und der protestantischen Lehre. Die Protestanten vergessen und wollen nicht anerkennen, daß Unser Herr gesagt hat: „Hoc facite — dieses tut“ zu Meinem Gedächtnisse. Sie sagen einfach: „In meam commemorationem“, erinnert euch an Mich. Das behaupten eben diejenigen, die das Opfer Unseres Herrn Jesus Christus nicht fortsetzen wollen. Die allerseligste Jungfrau Maria belehrt uns im Verein mit den Aposteln, im Verein mit Unserem Herrn, daß wir mit dem Priester zum Altar hintreten müssen, um das heilige Meßopfer darzubringen. Unser Herr kommt durch die Hand und durch den Mund des Priesters wahrhaft auf den Altar herab. Als Opfergabe wird er in der allerheiligsten Eucharistie gegenwärtig. Die Kirche kann auf das Sakrament des Altares nicht verzichten. Betrachten Sie diese schönen Kirchen, die man erbaut hat. Soeben hat mir der hochwürdigste Vater Abt erklärt, daß diese Kirche, wenigstens in ihren Anfängen, auf den Beginn des neunten Jahrhunderts zurückgeht. Wie viele Generationen sind in dieser langen Zeit in dieses Gotteshaus von Mariazell geströmt, um darin zu beten und das heilige Meßopfer zu feiern, um am Opfer der Messe, das durch die Priester dargebracht wird, teilzunehmen. Das ist das Leben der Kirche: Der Altar des heiligen Opfers der Messe.
Wir müssen daher von einem tiefen Glauben an die Handlung durchdrungen sein, die sich durch den Mund des Priesters auf dem Altar vollzieht. Wenn der Priester die Worte der Wandlung spricht, kommt Jesus Christus herab, um, wie einst am Kreuz, Sein Opfer von neuem darzubringen. Sein Opfer, das fortdauert zur Vergebung der Sünden. Das ist die Herzmitte der Messe. Die allerseligste Jungfrau Maria lehrt uns, was uns die Apostel verkünden.
Sie haben früher in Ihrem Katechismus gelernt, daß das Opfer des Altares ein wahres Opfer ist. Es unterscheidet sich nur darin vom Opfer des Kreuzes, daß das Kreuzopfer blutig, das heilige Meßopfer aber unblutig ist. Das ist der einzige Unterschied zwischen dem Opfer des Kreuzes und dem Opfer des Altares. Deshalb bringen wir dem Opfer des Altares Ehrfurcht entgegen. Nach der katholischen Lehre ist darin alles enthalten. Alles ist in diese kleine und doch so erhabene Wirklichkeit des heiligen Meßopfers eingeschlossen. Weil es sich um ein Opfer handelt, muß auch das Opferlamm zugegen sein. Wenn kein Opferlamm vorhanden ist, kann es auch kein Opfer geben. Unser Herr muß also gegenwärtig sein, weil Er sich im Opfer selbst darbringt.
Sagen wir also nicht, das Meßopfer sei lediglich ein Gedächtnismahl, ein Erinnerungsmahl, ein bloßes Gedächtnis dessen, was Unser Herr beim Letzten Abendmahl getan hat. Das ist Blasphemie. Eine Lästerung gegen die katholische Lehre. Eine Lästerung gegen das, was Unser Herr Jesus Christus getan und angeordnet hat. Dies alles trägt zum Untergang des Priestertums bei. Der Priester ist keineswegs nur der Vorsteher eines Gedächtnismahles. Er ist nicht nur jemand, der beim Mahl der Tischgemeinschaft präsidiert. Der Priester ist der Opfernde. Der Priester bewirkt, daß das göttliche Opferlamm auf den Altar herabkommt und daß es wirklich auf dem Altar gegenwärtig wird. Sie sehen also darin die ganze Größe des Priesters, der für die Darbringung des Opfers eines eigenen Charakters bedarf, dessen Seele mit einem besonderen Erkennungsmerkmal geprägt sein muß. Für immer, für alle Ewigkeit. Aus diesem Grund, der Darbringung des Opfers, muß er die Jungfräulichkeit bewahren, den Zölibat halten. Es ist etwas Außergewöhnliches, wenn er durch seine Worte, durch seine Lippen, Gott vom Himmel auf die Erde herabkommen lassen und Unseren Herrn und Heiland Jesus Christus in der allerheiligsten Eucharistie gegenwärtig setzen kann. Wer das überdenkt, versteht auch, warum der Priester jungfräulich sein muß, warum er nicht heiraten kann, warum er jungfräulich sein muß, wie die allerseligste Jungfrau Maria. Das ist der Grund, warum der Priester den Zölibat halten muß. Nicht etwa, weil er durch die Sorgen seiner apostolischen Tätigkeit so sehr beansprucht wird, daß er sich nicht auf eine Ehe einlassen kann.
Die Größe und Erhabenheit des heiligen Meßopfers besteht gerade darin, daß es ein wirkliches Opfer ist, wie das Opfer auf Kalvaria. Unsere Vorfahren haben immer so geglaubt. Die Kirche hat immer so geglaubt. Wir können an diesem Glauben kein Jota ändern. Wenn wir etwas ändern würden, wenn wir die Formeln ändern würden, wenn wir auf einmal sagen würden, wir halten eine Eucharistiefeier, wir veranstalten ein eucharistisches Mahl, wir halten eine Mahlfeier, dann würden wir zu Protestanten werden. Wir würden damit aufhören, katholisch zu sein. Die katholische Kirche steht und fällt gerade mit dieser Wahrheit. Wenn es kein Meßopfer mehr gibt, gibt es keine katholische Kirche mehr. Es gibt keine katholische Kirche mehr, wenn es keinen geweihten Priester mehr gibt, der durch die Weihe den priesterlichen Charakter erhalten hat, der ihn befähigt, das heilige Meßopfer darzubringen.
Wozu hat man diese schönen Kirchen gebaut? Sicher nicht, um darin eine eucharistische Mahlfeier zu halten. Der Glaube der Gläubigen war es, der in aller Welt diese herrlichen Basiliken für das Opfer Unseres Herrn entstehen ließ, das auf dem Altar fortdauern muß, und für die Gegenwart des göttlichen Opfers, an dem wir in der heiligen Kommunion teilnehmen und mit dem wir uns selbst zum Opfer darbringen. Darin liegt der Sinn und die Bedeutung des heiligen Meßopfers. Darin liegt der Sinn und die Bedeutung des Priestertums. Das ist auch der Grund, warum die Gläubigen von tiefer Ehrfurcht für den Altar Gottes, auf dem das Opfer dargebracht wird, erfüllt sein müssen. Sie müssen vor der allerheiligsten Eucharistie, in der der Leib und das Blut Unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus wahrhaft, wirklich und wesentlich enthalten sind, eine große Ehrfurcht haben. Unsere Ehrfurcht wird nie groß genug sein können. Wir werden niemals die allerheiligste Eucharistie mit einem Herzen anbeten können, das nicht mit genügend Ehrfurcht erfüllt ist.
Aus diesem Grund war es seit vielen Jahrhunderten in der katholischen Kirche immer der Brauch, sich beim Empfang der allerheiligsten Eucharistie niederzuknien. Zur Erde niedergebeugt sollten wir die allerheiligste Eucharistie empfangen, nicht stehend. Stehen wir denn mit Unserem Herrn Jesus Christus auf gleichem Fuß? Ist nicht Er es, der auf den Wolken des Himmels kommen wird, um uns zu richten? Werden wir uns nicht wie die Apostel auf dem Tabor vor Schrecken und Bewunderung, vor dem Glanz und der Größe Unseres Herrn Jesus Christus, zur Erde niederwerfen, wenn wir Ihn kommen sehen? Ist es nicht eine Schande für unsere Zeit, feststellen zu müssen, daß uns der nötige Respekt gegenüber Unserem Herrn und Heiland Jesus Christus abhanden gekommen ist? Bewahren wir in unserem Herzen, in unserer Seele, diesen Geist der Anbetung, diesen Geist tiefer Ehrfurcht für Den, Der uns erschaffen hat, Der uns erlöst hat, Der am Kreuz für uns gestorben ist.
Was müssen wir jedoch innerhalb der letzten zehn Jahre, seit dem Ende des Konzils, feststellen? Wir sind gezwungen, festzustellen, wir können unsere Augen nicht davor verschließen, wir dürfen unsere Augen vor den traurigen Tatsachen unserer Zeit nicht verschließen, daß sogar die Priester selbst den Glauben an ihr Priestertum verlieren und nicht mehr wissen, was das heilige Meßopfer ist und sogar ihr Priestertum verlassen. Die Priesterseminare werden leer. Warum? Warum gibt es keine Berufungen mehr? Weil man nicht mehr weiß, was das Opfer der heiligen Messe ist. Daher kann man auch nicht mehr definieren, was der Priester ist. Wo man jedoch weiß, was die heilige Messe ist, da weiß man auch, was der Priester ist. Man ehrt ihn, wie die Kirche es immer gelehrt hat. Dann sind auch die Priesterberufungen zahlreich.
Der Beweis dafür liegt in meinem eigenen Seminar. Ich mache nichts anderes, als an den Wahrheiten festzuhalten, an denen die Kirche immer festgehalten hat. Darum fühlen sich die jungen Menschen vom Altar, vom heiligen Meßopfer angezogen. Was für eine außerordentliche Gnade ist es für einen jungen Menschen, als Diener Unseres Herrn zum Altar zu treten, um als ein zweiter Christus das gleiche Opfer darzubringen, das Unser Herr selbst dargebracht hat. Es gibt auf Erden nichts schöneres, nichts größeres. Es lohnt sich wahrhaft, das kleine Opfer zu bringen, seine Familie zu verlassen, die Welt zu verlassen, wenn man dafür zum Altar treten darf. Wenn aber dafür das Verständnis verlorengegangen ist, ist auch kein Grund mehr für Priesterberufungen gegeben. Deshalb stehen heute die Priesterseminare leer. Kehren wir doch wieder zu den richtigen Glaubensbegriffen zurück, dann wird es auch wieder Priesterberufungen geben. Wenn man jedoch in der Richtung, welche die Kirche seit zehn Jahren eingeschlagen hat, fortschreitet, kann man bald alle Priesterseminare verkaufen, und sämtliche Orden werden zugrunde gehen. Worin besteht die Größe und Schönheit eines Ordensmannes, einer Ordensfrau? Sie besteht in der Hinopferung als Opfergabe zusammen mit Unserem Herrn und Heiland Jesus Christus auf dem Altar. Das ist der Sinn des Lebens eines Ordensmannes, einer Ordensfrau. Wenn sie von dieser Bedeutung ihres Standes nicht mehr innerlich durchdrungen sind: „Ich opfere mich öffentlich in der Kirche als Opfer mit Unserem Herrn, mein ganzes Leben ist hingeopfert mit Unserem Herrn“, dann hat das Ordensleben keinen Sinn mehr. Das ist der Grund, warum es keine Berufungen mehr zum Ordensleben gibt.
Kehren wir also zurück zu diesem Geist der Hinopferung, des Opfers, der Vereinigung mit Unserem Herrn Jesus Christus auf dem Altar, dann werden auch die Ordensberufungen wieder aufblühen und zahlreich werden. Es gibt Berufungen. Die jungen Menschen verlangen danach, sich für eine gute Sache einzusetzen; sie sind heute ebenso hochherzig wie zu anderen Zeiten. Stellen wir ihnen wirkliche Ziele vor Augen, greifbare, erstrebenswerte Ziele, wie es die Kirche immer getan hat! Dann werden auch die Berufungen wieder zum Erblühen kommen.
Wie gerne möchte ich, daß Sie, meine lieben Brüder, verstehen, warum unser Seminar in Ecône voll von Priesterberufungen ist. Warum diese jungen Menschen zu uns kommen. Sie wollen, daß die katholische Kirche fortbesteht. Sie kommen aus keinem anderen Beweggrund. Sie kommen nicht, um Protestanten zu werden.
Wir weigern uns, protestantisch zu werden. Wir weigern uns, modernistisch zu sein. Wir weigern uns, progressistisch zu sein. Alle diese Lehren stehen im Widerspruch zu unserer katholischen Wahrheit. Alle diese Lehren wurden von den Päpsten durch die Jahrhunderte hindurch immer wieder verurteilt. Auch wir weisen sie zurück. Wir wollen katholisch bleiben. Wir wollen katholische Seminare, katholische Priester und nichts anderes. Nun will man uns daran hindern, katholische Priester auszubilden, katholische Seminare zu unterhalten.
Wenn ich diese jungen Menschen in andere Seminare schicke, laufen sie Gefahr, ihren Glauben zu verlieren. Nicht nur ihren Glauben, sondern auch ihre Sitten. Ich bewahre einen tiefen Glauben an die heilige Vorsehung. Der liebe Gott kann Seine Kirche nicht verlassen.
Unser Herr will katholische Priester, wie Er sie selbst in Seinen Dienst genommen hat.
Der Papst kann nicht wollen, daß es keine katholischen Priester mehr gibt. Darum bin ich überzeugt, daß wir mit dem Heiligen Vater und der Kirche tief verbunden bleiben. Was die Kirche während zwanzig Jahrhunderten gewollt hat, kann der Papst nicht wollen. Das ist unmöglich. Es ist also absolut falsch, zu behaupten, wir riskieren, eine Sekte zu werden, oder wir würden ein Schisma heraufbeschwören. Weit entfernt davon, wir sind diejenigen, die am innigsten mit dem Heiligen Vater, dem Papst, und mit der katholischen Kirche verbunden sind.
Bitten wir also die allerseligste Jungfrau Maria, das katholische Priestertum zu erhalten und uns zu helfen, daß es auch in Zukunft fortdauert. Wir bitten sie, den jungen Menschen, die das Verlangen in sich tragen, Priester zu werden, zahlreiche Berufungsgnaden und Gnaden der treuen Anhänglichkeit an die katholische Kirche zu schenken. Beten wir während diesem Rosenkranzgebet für die Kirche und für unseren Heiligen Vater, den Papst. Beten wir, daß die Priesterseminare wieder zu Pflanzstätten katholischer Priester werden. Beten wir, daß die Ordensmänner und Ordensfrauen zum Weg der Wahrheit zurückfinden. Beten wir, daß die religiösen Orden zu neuer Blüte gelangen und zum Weg des überlieferten Glaubens zurückkehren. Zu dem Glauben, der uns zwanzig Jahrhunderte lang gelehrt worden ist.
Um das alles wollen wir die allerseligste Jungfrau Maria während dieser Gebetsstunde bitten. Wir haben Priester nötig, viele Priester, heilige Priester. Dies entspricht sicher auch Ihrem Verlangen. Dafür wollen wir heute beten, versammelt um Unsere Liebe Frau von Mariazell. Möge uns der liebe Gott die Gnade gewähren, immer Priester, heilige Priester zu haben.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Quelle: Marcel Lefebvre, Damit die Kirche fortbestehe, Priesterbruderschaft St. Pius X, S. 133ff.