Der hl. Rupert von Salzburg

23. September 2022
Quelle: Distrikt Österreich
Der hl. Rupert tauft den Herzog Theodo II. und seine Familie

Nach dem Zusammenbruch des antiken römischen Reiches und den Verwüstungen der römischen Siedlungen im Zuge der Völkerwanderung fanden sich zwar noch vereinzelt christliche Siedler auf dem Gebiet des heutigen Österreichs, aber im Großen und Ganzen war die ehemalige römische Provinz Noricum wieder in das Heidentum zurückgefallen.  Gegen Ende des 7. Jahrhunderts setzte schließlich eine neue Christianisierungswelle ein und eines ihrer Zentren wurde Iuvavum, das heutige Salzburg. Träger dieser Missionstätigkeit war Hruobert, auch Rupert (Ruprecht) von Salzburg genannt. 

Über das Leben und Wirken des späteren Gründers und Patrons von Salzburg berichten uns mehrere schriftliche Quellen. Die älteste Schrift („Urvita“) ist verloren gegangen, sie ist auf Ruperts Nachfolger, den hl. Virgil zurückzuführen und wohl um das Jahr 746/47 entstanden, zu dieser Zeit lebten noch die Gefährten und Schüler des hl. Rupert. Auf diese Schrift berufen sich die Quellen, die uns erhalten geblieben sind und von denen die älteste vor 793 n. Chr. verfasst wurde.

Ein kluger und gerechter Mann

Rupert wurde um das Jahr 650 n. Chr. in Worms (im heutigen Rheinland-Pfalz) geboren und entstammte einer hochadeligen fränkischen Familie, die mit dem merowingschen Königshaus eng verwandt war. Wir haben keine Kenntnisse über seine frühen Lebensabschnitte, doch die erste Information, über die wir verfügen, zeigt ihn als Bischof von Worms, wo er offenbar bereits durch seine weise Amtsführung hervorstach.  So wird er als „kluger und gelassener Mann“ beschrieben, „wahrhaftig in der Rede, gerecht im Urteil, vorausblickend im Entschluss, stark im Handeln, bekannt für seine Nächstenliebe und berühmt für seinen in allem ehrenhaften Charakter.“

Die Kunde von diesem außergewöhnlichen Bischof drang auch an den Hof des bayerischen Herzogs Theodo II. in Regensburg. Der Herzog, der Interesse an der christlichen Religion zeigte, wünschte einen Besuch des Bischofs in seinem Reich und sandte Boten nach Worms, um den Bischof einzuladen. Es dürfte im Jahr 693 gewesen sein, dass Bischof Rupert zu dieser Reise nach Bayern aufbrach. In Regensburg bereitete der Herzog ihm einen festlichen Empfang, rasch gewann Rupert sein Wohlwollen, er unterwies den Herzog im christlichen Glauben und taufte ihn und seine Gemahlin schließlich öffentlich. Dem Beispiel des Herzogs folgten viele seiner Edelleute und auch viele aus dem Volk.

Aufbruch zur großen Missionsreise

Der Herzog war es auch, der Rupert in seinem Wunsch bestärkte, eine Missionsreise donauabwärts in das Land Norikum zu unternehmen. Er stattete ihn mit der Vollmacht aus, zu entscheiden, wo immer auch Kirchen erbaut oder erneuert werden sollten. Und so reiste Rupert mit zwei Gefährten, den Spuren des hl. Severin folgend, der zweihundert Jahre zuvor dieses Land missioniert hatte, mit dem Schiff donauabwärts und erkundete, wo es noch christliche Siedlungen gab, wo er das erstorbene Christentum wieder zum Leben erwecken könne und wohin er die erlösende Botschaft Christi zu den Menschen neu bringen konnte. Wie weit er auf dieser Reise gelangte, darüber finden wir unterschiedliche Darstellungen in den alten Lebensbeschreibungen. Während er in der einen bis in den früheren römischen Legionsstützpunkt Lauriacum (Lorch) reiste, berichtet die andere, dass er sogar bis in die Provinz Pannonia und daher auch nach Wien (das alte Vindobona) kam. Die älteste Kirche Wiens, die Ruprechtskirche, könnte dafür sogar den Beweis liefern, denn zwei der treuesten Gefährten Ruperts, Chuniald und Gislar werden als Gründer genannt, der ursprüngliche Bau soll 740 errichtet worden sein. Die Vollendung dieser Kirche wird dem hl. Virgil, einem Nachfolger Ruperts im Bischofsamt Salzburgs zugeschrieben.   

Nach dieser Darstellung hätte Rupert erst auf der Rückreise Lorch aufgesucht, wo er sich ebenfalls eine Zeit lang aufhielt und den christlichen Glauben verkündete. Danach kam er an den Wallersee, wo er eine Kirche zu Ehren des Apostels Petrus sowie ein kleines Kloster erbauen ließ - Herzog Theodo hatte ihm Land dafür geschenkt - und somit den Ort Seekirchen gründete. Seekirchen ist der am längsten durchgehend besiedelte Ort in Österreich. Für die Errichtung eines Bischofssitzes aber schien ihm der Ort nicht geeignet.

Die Lebensaufgabe des hl. Rupert

Unermüdlich auf beschwerlichen Wegen über steile Bergpässe und durch unwegsame Täler unterwegs scheute Rupert keine Mühe, überall unterwies er die Menschen im christlichen Glauben und kämpfte gegen Aberglauben und Heidentum.  Dann hörte er von einem Ort am Fluß Igonta (Salzach) mit Namen Iuvavum, wo es früher viele schöne römische Wohnhäuser gegeben hatte, die aber mittlerweile zerstört oder eingestürzt waren.  Dorthin reiste er im Jahr 696 und fand noch eine romanische Restbevölkerung vor. Die günstige Lage dieser Siedlung veranlasste ihn schon bald, den Ort zum Mittelpunkt seiner Missionsarbeit zu machen. Er berichtete davon dem Herzog, worauf dieser ihm und seinen begleitenden Mönchen das umliegende Land überließ, einschließlich der Jagd- und Fischereirechte sowie einen Anteil an den Salinen des Reichenhaller Tales.  So begann der Wiederaufbau der Stadt. Im Schutz des Burghügels errichtete er das Kloster und die Kirche St. Peter, er wurde zum ersten Bischof von Salzburg und das Kloster wurde zum Bischofssitz.  Hier entstand auch eine Klosterschule, die Ruperts Hoffnung für die Zukunft der Mission war. Denn aus dieser Schule sollten die zukünftigen Priester heranwachsen und mit den nötigen Fähigkeiten sowie einer gründlichen religiösen Bildung ausgestattet werden.

Auch der Schreibstube des Klosters galt Rupert‘s besondere Aufmerksamkeit, die Bibliothek wuchs und wurde zum reichsten Schatz des Klosters. Das Stift, das auch die „Wiege Salzburgs“ genannt wurde, ist heute das älteste Kloster im deutschsprachigen Raum, es wurde 987 den Benediktinern übergeben. Die heutige Kirche St. Peter stammt zu zwei Dritteln noch aus der Zeit des hl. Rupert. Bis zum Jahr 987 hatte der Abt des Klosters auch das Bischofsamt der Stadt inne.

Am Nonnberg gründete Rupert ein Frauenkloster, das heute das älteste Nonnenkloster Mitteleuropas ist und das einzige, das seit der Gründung ununterbrochen besteht. Für kurze Zeit kehrte er in seine Heimatstadt Worms zurück, von dort nahm er einige Gefährten für seine Missionsarbeit mit und auch seine Nichte Erentrudis, die von ihm als Äbtissin des Frauenklosters am Nonnberg eingesetzt wurde. So entwickelte sich Iuvavum rasch zu einem bedeutenden Zentrum geistigen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens. Es versteht sich von selbst, dass sich Bischof Rupert auch um die Lebensumstände der Bevölkerung kümmerte. Um den Menschen ein besseres Auskommen zu verschaffen, sorgte er für die Erschließung der reichen Salzlager der Umgebung, was vielen aus der Bevöllkerung zu einem Arbeitsplatz verhalf. Er ist auch heute noch der Patron der Salzarbeiter und wird meist mit einem Salzfass dargestellt.  Der Salzabbau gab der Stadt auch den neuen Namen: Salzburg. Von hier aus entfaltete sich unter der Führung von Bischof Rupert gemeinsam mit seinen Mönchen eine segensreiche Missionstätigkeit, die den Grundstein für die kirchliche Struktur im Land legte. Rupert gründete weitere Kirchen und Klöster in der Umgebung, so auch in Bischofshofen im Pongau. In all seinen Handlungen führte ihn stets sein Grundsatz: „Alles raubt der Tod, nur was wir den Armen geben, bleibt uns im Himmel hinterlegt.“

Der Tod des großen Bischofs

Am Ende seines Lebens war die Christianisierung des Salzburger Landes abgeschlossen. Seine Schüler und Nachfolger dehnten die Einflußsphäre Salzburgs bis nach Ungarn und südlich bis nach Kärnten aus. Der Tod ereilte den Bischof, der schon von seinen Zeitgenossen als heilig angesehen worden war, an einem Ostersonntag. Wir kennen den Tag, es war der 27. März, nicht jedoch das Jahr, vermutlich war es 718. Die Bevölkerung Salzburgs, die Mönche seines Klosters und der gesamte Klerus betrauerten seinen Tod zutiefst. Seine Gebeine wurden am 24. September 774 durch Bischof Virgil im Rahmen der Weihe des neuen Domes von der Kirche St. Peter in den Dom übertragen. Diese Übertragung („Translation“) legitimiert normalerweise eine bereits vorhandene Verehrung. Erstmals im Jahr 798 wird er in einer päpstlichen Bulle zur Erhebung Salzburgs zum Erzbistum als „heilig“ bezeichnet. In den Lebensbeschreibungen liest man von vielen Wunderheilungen, welche auch an seinem Grab geschehen sein sollen.

Heute ruhen die sterblichen Überreste im Hochaltar des Salzburger Doms und der 24. September wird auch als „Herbstruperti“ bezeichnet, er ist der Hauptfeiertag für die Salzburger, welche den hl. Rupert nicht nur als Diözesanpatron, sondern auch als Landespatron verehren.  

Im ersten Jahrtausend war es nicht die Heiligsprechung durch die Päpste, sondern entweder das Martyrium oder die feierliche Erhebung der Reliquien, die jemanden nach seinem Tod zum Heiligen machte, wobei die lange Verehrung im Volk sowie Wunder (meist an seinem Grab) Voraussetzung dafür waren. Die offizielle Form der Verehrung in der Liturgie erfolgte in den Messbüchern sowie im Stundengebet der Kirche. Hierfür finden sich für Rupert wertvolle Zeugnisse in alten Handschriften und liturgischen Büchern.

Der Dom in Salzburg ist dem hl. Rupert geweiht, sowie auch etliche andere Kirchen in der Diözese Salzburg und darüber hinaus. Mehr als 120 Kirchen gibt es, in denen der hl. Rupert als Kirchenpatron verehrt wird.

Die Botschaft an unsere Zeit

Eine Begebenheit ist uns überliefert aus der Zeit, als der hl. Rupert noch Bischof in Worms war. Als ihn die Kunde ereilte, dass sich eine Pestepidemie in den europäischen Städten ausbreitete, legte er Vorräte an, ließ die Stadttore sperren und ließ Brunnen und Vorratshallen bewachen, er ließ große Räume vorbereiten für die Kranken, die zu erwarten waren. Trotz all dieser Umsicht wusste er genau, dass diese Vorsichtsmaßnahmen noch nicht genug waren. Außer den natürlichen Mitteln der Klugheit und Umsicht bedarf es angesichts einer so großen Bedrohung auch des Einsatzes der übernatürlichen Mittel. Also rief er die Bevölkerung zu vermehrten und intensiveren Gebetsstunden auf, um für den Schutz der Stadt zu beten und so das Unheil von ihr und ihren Bewohnern abzuwenden. Seine Mühe und sein Gottvertrauen wurden belohnt, denn die Stadt Worms blieb von der Pest verschont.

Dieses Wissen um die übernatürlichen Gnadenmittel und das bedingungslose Vertrauen in ihr Wirken ist den rein diesheitsbezogenen Menschen unserer Zeit völlig verloren gegangen. Nur infolge des beispiellosen Glaubensabfalls während der letzten Jahrzehnte konnte es jüngst geschehen, dass angesichts einer Bedrohung durch eine Krankheit Kirchentore verschlossen wurden und die Menschen vor versperrten Klosterpforten standen, dass sogar heilige Messen verboten und keine Sakramente gespendet wurden, auch Bittprozessionen gab es nicht, obwohl diese während all den Jahrhunderten zuvor stets angesichts einer drohenden Gefahr abgehalten wurden.  Die Hybris, die den heutigen selbstherrlichen Menschen leitet, verleitet ihn zu der Annahme, auf die übernatürlichen Mittel verzichten zu können. Damit aber verwirft das Geschöpf seinen Schöpfer, weist die Gnade zurück und liefert sich so dem Treiben böser Mächte aus. Die Konsequenzen in unserer abendländischen Gesellschaft sind längst unübersehbar geworden, sie liegen offen zu Tage für den, der sie erkennen will und müssen zwangsläufig in eine Katastrophe führen, solange dieser Weg weiter beschritten wird und keine Umkehr zu Gott hin geschieht.

So wie er damals den Menschen, die in das Heidentum zurückgefallen waren, wieder den einzig wahren Weg, nämlich den zu Gott hin, wies, so möge der hl. Rupert auch den Menschen unserer Zeit vom Himmel her helfen, diesen Weg wieder zu finden.

 

 

In der Salzburger Tradition wird dieses Tagesgebet seit dem 10. Jahrhundert am Festtag des hl. Rupert, dem 24. September, gebetet:

Wir bitten Dich Herr, sei uns, Deinen Dienern, gnädig durch die glorreichen Verdienste des Heiligen Rupert, Deines Bekenners und Bischofs, damit wir durch seine fromme Fürbitte vor allen Widrigkeiten geschützt werden. Amen.

 

Quellen:

Hl. Rupert von Salzburg 696-1996, Katalog der Ausstellung im Dommuseum zu Salzburg

Das große Buch der Heiligen, Geschichte und Legende im Jahreslauf - von Erna und Hans Melchers

Hl. Florian, bitte für uns – Heilige und Selige in Österreich und Südtirol, von Dietmar Assmann

Der Salzbischof St. Rupert - von Ferdinand Grell

Heilige und Namenspatrone in Österreich - von Schauber, Schindler

Von Stift zu Stift in Österreich - von Gerhard Stenzel