50 Jahre Priesterbruderschaft St. Pius X. in Österreich - Wort des Distriktsoberen
DAS WORT DES DISTRIKTSOBEREN ZUM MONAT NOVEMBER 2024
Eine Epoche der Treue zur Kirche
Hochwürdige Mitbrüder, ehrwürdige Brüder und Schwestern im Ordensstand, liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter!
Im Oktober 1974 besuchte der Gründer der Priesterbruderschaft St. Pius X., S. E. Erzbischof Marcel Lefebvre, ehemaliger Erzbischof von Dakar, päpstlicher Legat und ehemaliger Generaloberer der Väter vom Heiligen Geist (CSSp), zum ersten Mal Österreich. Was war eine der zentralen Botschaften, die er auch in unsere Länder getragen hat?
Was möchte Gott von uns? Treue!
Was verlangt der Heilige Geist besonders von uns Katholiken heute? Anlässlich einer Firmpredigt (8.6.1985) gibt uns unser Gründer eine klare Antwort. „Der Hl. Geist verlangt von Euch im Besonderen die Treue. Und ich möchte bei dieser Treue besonders hervorheben, dass sie die Treue zu der Gnade sein muss, die ihr an eurem Tauftag empfangen habt.“… und an anderer Stelle (Geistl. Wegweiser, Kap. 8) sagte er: „Ebenso wie das Israel des Alten Testamentes wegen der fortwährenden Treulosigkeiten gegen Gott eine sehr unruhige Geschichte hatte, die sehr oft das Werk seiner Oberhäupter und seiner Leviten war, erlebt auch die streitende Kirche in dieser Welt unablässig Perioden der Prüfungen wegen der Untreue ihrer Geistlichen durch deren Kompromisse mit der Welt.“
Es ist eine große Gnade Gottes, dass vor 50 Jahren eine Gruppe von Priestern und Gläubigen in unserem Land dieses große Licht empfangen und mit dem Werk der Priesterbruderschaft auch hier begonnen haben. Es sollte dann noch einige Jahre dauern, bis P. Georg Pfluger und P. Wolfgang Göttler sich definitiv in Wien niederließen und somit ständig Priester der Priesterbruderschaft in unserem Land tätig waren. 1981 wurde der erste Österreicher in der jungen katholischen Institution, die 1970 die offizielle kirchliche Approbation erhielt, zum Priester geweiht: P. Johannes von Walderdorff, der 2018 verstorben ist.
Die Erhabenheit des Hl. Messopfers
Am 8. September 1975 organisierte die Priesterbruderschaft St. Pius X. eine Sternwallfahrt aus ganz Österreich nach Mariazell, an der 600 Gläubige teilnahmen. Erzbischof Marcel Lefebvre leitete die Wallfahrt. Da der zuständige Diözesanbischof von Graz, Johann Weber, die Feier eines tridentinischen Hochamtes in der Basilika verboten hatte, veranstaltete der gut gesinnte damalige Superior des Benediktinerklosters von Mariazell, P. Dr. Veremund Hochreither OSB (1917-1994), eine feierliche Prozession rund um die Basilika, worauf Erzbischof Lefebvre die Predigt bei der anschließenden Andacht hielt. Darin erinnerte er an die Erhabenheit des hl. Messopfers. „Wenn es kein Messopfer mehr gibt, gibt es keine katholische Kirche mehr. Und es gibt auch keine katholische Kirche mehr, wenn es keinen geweihten Priester mehr gibt, keinen Priester, der durch die Weihe den priesterlichen Charakter erhalten hat, der ihn befähigt, das heilige Messopfer darzubringen. … Sie müssen vor der Allerheiligsten Eucharistie, in der der Leib und das Blut Unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus wahrhaft, wirklich und wesentlich enthalten sind, eine große Ehrfurcht haben. Unsere Ehrfurcht wird nie groß genug sein können.“
Die Hl. Messe ist der Mittelpunkt in unserem Leben, die Gnadenquelle, die Sonne die uns innerlich unendlich Licht spendet. Ohne das Priestertum, ohne die Hl. Messe verwirklicht sich in unserer Gesellschaft und in der Kirche nun immer mehr das, wovor der hl. Pfarrer von Ars so sehr gewarnt hat: „Lasst eine Pfarrei zwanzig Jahre lang ohne Priester, und man wird dort die Tiere anbeten.“ Der Gute Hirte ist der Priester. Die Katholiken sind seit so vielen Jahren nun ohne Hirten, der sie auf den guten Wegen zu ihrem Ziel führt. Die verbliebenen Bischöfe und Priester haben auch oft den Hirtenstab zur Seite gelegt und wissen oft nicht mehr um ihre Standesgnaden, um ihre Autorität, die von Gott stammt, die sie einsetzen müssen für die Kirche, für das Gemeinwohl. Ein Laie kann nie in vollem Sinne der Gute Hirte sein wie ein Priester. Die Pfarreien verwahrlosen bis auf wenige Ausnahmen, die Zahl der echten Gläubigen wird immer geringer, alles stirbt ab, so eifrig und guten Glaubens da auch manche Laien sein mögen. Diese neuen Wege sind in sich falsch und unfruchtbar, sie sind nicht die Wege der Kirche. Wann wird ein Erzbischof von Wien einmal sich erheben und genau das aussprechen? Das wäre der Beginn der Heilung, auch, wenn dann nicht von heute auf morgen alles gelöst ist. Abbrechen und zerstören geht schnell, wie wir in den letzten Jahren gesehen haben.
50 Jahre Grundsatzerklärung
„Wir hängen mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele am katholischen Rom, der Hüterin des katholischen Glaubens und der, für die Erhaltung dieses Glaubens notwendigen Traditionen, am Ewigen Rom, der Lehrerin der Weisheit und Wahrheit.
Wir lehnen es hingegen ab und haben es immer abgelehnt, dem Rom der neo-modernistischen und neo-protestantischen Tendenz zu folgen, die klar im Zweiten Vatikanischen Konzil und nach dem Konzil in allen Reformen, die daraus hervorgingen, zum Durchbruch kam.“
Diese Worte unseres Gründers vom 21. November 1974, die damals ein großes Aufsehen in der Kirche erregten, bleiben der Weg der Treue in der katholischen Kirche in dieser noch immer nicht endenwollenden Krise nach so vielen Jahrzehnten. Damals hatte sich wohl niemand gedacht, dass alles noch so viel schlimmer werden wird. Weiters sagte unser Gründer in dieser Erklärung sehr deutlich mit einem gläubigen und liebenden bischöflichen Herzen:
„Keine Autorität, selbst nicht die höchste in der Hierarchie, kann uns zwingen, unseren Glauben, so wie er vom Lehramt der Kirche seit neunzehn Jahrhunderten klar formuliert und verkündet wurde, aufzugeben oder zu schmälern.
Der hl. Paulus sagt: ‚Allein, wenn auch wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündete, als wir euch verkündet haben, der sei ausgestoßen!‘ (Gal 1,8). Ist es nicht das, was uns der Heilige Vater heute ins Gedächtnis ruft? Und wenn zwischen seinen Worten und Taten sich ein gewisser Widerspruch ergab, so wie bei den Akten der Dikasterien, so wählen wir das, was immer gelehrt wurde, und wir stellen uns taub gegenüber den zerstörerischen Neuerungen in der Kirche. Man kann nicht tiefgreifende Veränderungen auf dem Gebiet der ‚lex orandi‘ (der Liturgie) vornehmen, ohne damit die ‚lex credendi‘ (das Glaubensgesetz) zu verändern.“
Wir zelebrieren die Hl. Messe, die Sakramentenspendung, die Liturgie, nicht wie wir wollen, sondern wie die Kirche es will, wie der hl. Pius V. es wollte und verbindlich festgelegt hat. Es sind die traditionellen katholischen Riten, die nicht das Konzil von Trient neu erfunden hat, sondern die überliefert und im Kern apostolischen Ursprungs sind. Wir halten an der katholischen Tradition fest.
Katechismus und Heilige Schrift
Wir bleiben auch treu der katholischen Lehre. Gerne empfehle ich an dieser Stelle den alten Katechismus, vor allem auch den „Römischen Katechismus“, der vor einiger Zeit neu aufgelegt wurde. Jeder katholische Priester sollte ihn besitzen und regelmäßig darin lesen. Ebenso sei an die verschieden guten anderen Katechismen hier erinnert, für die Jugendlichen und alle Gläubigen. Greifen wir unbedingt auch zu guten katholischen Bibelausgaben. Auch hier ist eine wunderbare Ausgabe kürzlich im Sartoverlag herausgegeben worden, der verstorbene Bischof von Chur, Dr. Vitus Huonder, hat an der Neuherausgabe mitgearbeitet.
Dankbarkeit
Danken wir Erzbischof Lefebvre für seinen Mut. Danken wir allen, die in der ersten Stunde den Weg der Treue zur Kirche, zur Tradition gegangen sind, die Namen unzähliger Priester könnte man jetzt hier aufzählen. Sie und auch die Laien sind wirklich auf den Kalvarienberg gestiegen und haben Christus, dem Gekreuzigten, auch in dieser Zeit die Treue gehalten.
Es bedarf einer echten Kontinuität zu unserem Gründer und generell noch viel allgemeiner in der heiligen Kirche. Es gibt immer wieder gefährliche Tendenzen, manchmal eine künstliche Tradition, gerade auch durch die neuen Medien verbreitet, die es so nie gegeben hat in der Kirche, Spitzfindigkeiten in Lehre und Liturgie, die es so auch vor dem Beginn der Reformen im 20. Jahrhundert nie so extrem gegeben hat, einen Mangel an Großherzigkeit und Liebe, letztlich auch einen Mangel an echtem kirchlichen Geist.
Ein Wort des hl. Apostels Johannes, das Erzbischof Marcel Lefebvre sehr liebte, hatte er einst als bischöflichen Wappenspruch gewählt: „Et nos credidimus caritati.“ (1 Joh) „Ja“, sagte er, „wir haben an die große Liebe geglaubt, die Gott, die unser Herr zu uns hat.“ Danken wir Gott, Kinder der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche zu sein. Und am Vorabend des Heiligen Jahres 2025 dürfen wir auch danken, wie unser Gründer, sehr römisch zu sein und die Kirche und die Hierarchie wirklich zu lieben, trotz allem. Danken wir Gott für so viele apostolische Früchte, für die Berufungen, für die großherzigen katholischen Familien, für so viele großzügige Wohltäter.
Mit meinem priesterlichen Segen!
P. Johannes Regele
Jaidhof, am 1. November 2024, Hochfest Allerheiligen