800 Jahre Minoritenkirche - Fest der Kreuzerhöhung, 800 Jahre Stigmatisierung des hl. Franziskus

Quelle: Distrikt Österreich

Die Festwoche zum 800-Jahr-Jubiläum der Wiener Minoritenkirche fand mit einem levitierten Hochamt im Wiener Eigenritus (Fünfherrenamt) einen feierlichen und krönenden Abschluss.

 Am Tag der Kreuzerhöhung, dem 14. September 2024 und zugleich dem 800. Jahrestag der Stigmatisierung des hl. Franziskus, fanden sich noch einmal zahlreiche Gläubige ein, um den 800. Geburtstag der Minoritenkirche zu feiern, nicht des Kirchenbaues, wie wir ihn heute kennen, sondern des geistlichen Ortes, an dem dieses Kirchenjuwel entstand. 

Zelebrant des Hochamtes war der Obere des österreichischen Distrikts, P. Johannes Regele. Ihm assistierten P. Stefan Frey und P. Klaus Wilhelm, weiters P. Emmerich Jeindl und P. Máté Kopácsi, alle im roten Ornat, sowie einige weitere Priester im Chor. 

Als musikalische Umrahmung erklang die Missa brevis in C-Dur, „Windhaager Messe“ (1842) von Anton Bruckner, um nochmals diesem großen Komponisten, dem „Musikanten Gottes“, wie er auch genannt wird, die Ehre anlässlich seines 200. Geburtstages (4. September 1824) zu geben. 

P. Johannes Regele erinnerte in der Predigt, an welch großem und bedeutenden Gnadenort wir uns befinden, wenn wir uns in der Minoritenkirche aufhalten. Wieviele Generationen von gläubigen Christen, wieviel Hunderttausende, haben hier gebetet, haben sich hier Christus, dem Gekreuzigten geschenkt, haben hier die Sakramente empfangen. Die Kirche ist wahrhaft durchbetet, ein Gnadenort, von dem die Gnade Gottes, herabgezogen von den vielen Betern, hinausströmte in unsere Stadt, in unser Land. Für diese Gnaden müssen wir zutiefst dankbar sein an diesem Tag. 

Am Fest der Kreuzerhöhung sollten wir uns aber auch erinnern, dass diese Kirche ursprünglich auf das Geheimnis des hl. Kreuzes konsekriert war (erst bei der Weihe des jetzigen Hochaltars im 18. Jahrhundert wechselte das Patrozinium auf „Maria Schnee“). Das Kreuz ist ein mächtiges Gnadenmittel, es erinnert uns an das Opfer Christi am Kreuz, an unsere Erlösung. Heute vor 800 Jahren hat der hl. Franziskus die Stigmata empfangen, die ihn in einer besonderen Weise mit Christus verbunden haben und damit auch in besonderer Weise mit dem Holz des Kreuzes. Wann immer wir auf die Abbildung des großen Heiligen mit der stigmatisierten Hand, die sich in der Minoritenkirche befindet und aus dem 16.  Jahrhundert stammt, blicken, sollten wir ihn bitten, er möge uns die Augen öffnen für das Geheimnis des Kreuzes und er möge uns die Tugenden der Armut und Loslösung schenken, inmitten einer Welt, die, wie es scheint, einzig und allein durch das Verlangen nach Geld beherrscht wird.  

Zu Ende des feierlichen Hochamtes erfolgte eine feierliche Prozession durch die Kirche. Priester, Kleriker und Ministranten zogen mit der Reliquie des wahren Kreuzes sowie einer Reliquie des hl. Franziskus, getragen durch einen befreundeten Franziskanerpater, durch die Minoritenkirche und mit dem Segen mit der Kreuzesreliquie endete diese festliche Woche. Noch am Sonntag zogen wir bei wahrem Kaiserwetter in festlicher Prozession voll Freude durch die Wiener Innenstadt. Heute, am Ende der Festwoche umtobt ein kalter und heftiger Sturm die Kirche und der Himmel scheint alle Schleusen geöffnet zu haben. Man könnte das fast als Metapher sehen: Zum Beginn der Festwoche schien die Sonne für uns, mit Freude traten wir ein in die Festlichkeiten dieser Woche. Heute, am Tag der Erhöhung des hl. Kreuzes müssen wir wieder hinaus in die Welt, zurück in die Wirklichkeit, wo das Kreuz zu einem Ärgernis geworden ist, das man entfernen will, von unseren Berggipfeln, aus unseren Schulen, aus den Gerichten, aus den Gasthäusern. Es ist unsere Aufgabe, dem entgegenzuwirken, indem wir in unserem eigenen Leben das Kreuz erhöhen, um so Christus wirklich nachzufolgen in allen Stürmen und Widerwärtigkeiten unseres Lebens. Die Kraft dazu durften wir aus den wunderschönen und so tief gehenden liturgischen Feiern der letzten Tage schöpfen.