800 Jahre Minoritenkirche - Fest Mariä Geburt: Hochamt und Marienprozession
Die Festwoche anlässlich des 800jährigen Jubiläums der Wiener Minoritenkirche hat begonnen. Was genau aber feiern wir in dieser Woche?
Es war Herzog Leopold VI. („der Glorreiche“ – seine Statue befindet sich in der Minoritenkirche) aus dem Haus der Babenberger, der vor genau 800 Jahren, also im Jahr 1224, einige der geistlichen Söhne des hl. Franziskus von Assisi nach Wien rief. Sie erhielten nahe dem Ort, wo heute unsere Minoritenkirche steht, eine Kapelle geschenkt und gründeten hier einen Minoritenkonvent. Im Laufe der Jahrhunderte wuchs die Kirche langsam zu dem gotischen Prachtbau, der sie heute ist, zu einem Gnadenort, einem wahrhaft heiligen Ort.
Zum Auftakt der Festlichkeiten fand am Sonntag, den 8. September, also am Fest Mariä Geburt – dem Geburtstag der Gottesmutter - ein feierliches Hochamt im Wiener Eigenritus, ein sog. Fünfherrenamt in der Wiener Minoritenkirche statt. Zelebrant und Festprediger war der Distriktobere P. Johannes Regele. Ihm assistierten P. Frey und P. Wilhelm, weiters P. Jeindl und P. Kopacsi, sowie weitere Priester im Chor.
Im Hochamt erklang die Missa in d-moll, die "Kronstorfer Messe" (1843/44) von Anton Bruckner, dessen 200. Geburtstag erst am am 4. September begangen wurde. Die musikalische Leitung hatte Don Elias Stolz, der Rektor der Minoritenkirche, inne.
An das Hochamt schloss sich eine festliche Prozession mit der prächtig geschmückten Marienstatue durch die Wiener Innenstadt. Bei richtigem Kaiserwetter zogen Priester, Kleriker, Ordensschwestern, Ministranten und mehrere hundert Gläubige betend und singend, unterstützt durch die Klänge der Musikkapelle „Die Original-Kaiserjäger“ (Leitung: Prof. PhD Mag. Werner Hackl), zur Ehre der Muttergottes durch das Zentrum von Wien und erstaunten sowohl Touristen und Wiener gleichermaßen. Gäbe es Gott, dass bei manchen von ihnen ein Nachdenkprozess eingeleitet wurde durch den Anblick dieser festlichen Prozession. Nach der Rückkehr in die Minoritenkirche wurde die feierliche Weihe Österreichs und aller Länder der ehemaligen Donaumonarchie an die Gottesmutter erneuert. Mit der Spendung des sakramentalen Segens und mit einem festlichen Te Deum – unterstützt durch die Musikkapelle - fand die große liturgische Feier dieses Tages ihren Abschluss.
Der Festprediger, P. Johannes Regele wies in seiner Predigt darauf hin, welch historischer und heiliger Ort unsere Marienkirche „Maria Schnee“ doch ist. In diese Kirche kamen Päpste und Kaiser, Könige und Fürsten, Bischöfe und Kardinäle und eine ungezählte Schar von Gläubigen im Laufe der Jahrhunderte, um hier zu beten und hier die Hl. Messe zu feiern. Im alten Messregister im Archiv kann man nachlesen, dass hier zu Beginn des 19. Jahrhunderts acht bis zehn Hl. Messen pro Tag gefeiert wurden, und früher waren es wohl noch mehr.
Und der Distriktobere fuhr fort: Unser Herr Jesus Christus sagte zum hl. Franziskus: Siehst Du nicht, dass Mein Haus verfällt? Gehe hin und baue es wieder auf. Der Heilige verstand zunächst den materiellen Aufbau einer verfallenen Kapelle, doch der Herr sprach von der darniederliegenden Kirche seiner Zeit. Gleich dem Heiligen dürfen wir uns in unserer Zeit, in der Kirche und Gesellschaft darnieder liegen, durch nichts und niemanden entmutigen lassen. Aus dem Glauben an Gott und aus der Liebe zur Gottesmutter müssen wir als Apostel in dieser Stadt, in diesem Land und in dieser Welt wirken und so mitarbeiten am Wiederaufbau der katholischen Kirche. Um das dazu notwendige apostolische Feuer gilt es zu beten, die Muttergottes, deren Geburt wir heute feiern, wird uns sicher den Weg weisen.
Nach Ende der liturgischen Feier gab es einen Empfang unter den Arkaden, wo sich alle nach den schönen und geistlich nährenden Stunden auch körperlich stärken konnten.