Basilika vom Heiligen Kreuz in Jerusalem - Santa Croce in Gerusalemme

Die Außenfassade
PILGERFAHRT NACH ROM - FÜR ALLE (Teil 8)
Im Jahr 325 n. Chr. brach die damals schon 78jährige Helena, die Mutter des römischen Kaisers Konstantin, zu einer Reise in das Heilige Land auf. Der Grund ihrer Reise war die Suche nach dem Grab Christi. Zahlreiche historische Quellen bestätigen, dass diese Reise äußerst erfolgreich war: Sie fand nicht nur das Grab, sondern auch das wahre Kreuz Christi. Im Heiligen Jahr 2025 feiern wir also auch das 1700jährige Jubiläum der Kreuzauffindung!
Kurz zuvor hatte Kaiser Konstantin alle Bischöfe nach Nicäa (in der heutigen Türkei) zu einem Konzil gerufen, um u.a. gemeinsam gegen die arianische Irrlehre zu kämpfen. Bei dieser Gelegenheit erfuhr Konstantin von Makarios, dem Bischof von Jerusalem, dass die heiligen Stätten von Tod und Auferstehung Christi unter Kaiser Hadrian mit einem heidnischen Tempel überbaut worden waren. Der Kaiser gab nun den Auftrag, den Tempel abzureißen und sowohl Golgotha als auch das Grab Jesu freizulegen und darüber eine große Kirche zu errichten. In einer alten Zisterne fand Helena die drei Kreuze von Golgotha, weiters die Kreuzesinschrift und drei Nägel. Über die Auffindung des Kreuzes berichtet erstmals – so weit uns die Quellen erhalten sind - der hl. Ambrosius, Bischof von Mailand, im Jahr 395.
Ein Teil des Kreuzes blieb in Jerusalem, einen anderen sandte sie ihrem Sohn, gemeinsam mit zwei Nägel nach Nikomedia in Kleinasien, einen weiteren Teil des Kreuzes sowie einen der Nägel nahm Helena mit nach Rom. Den Titulus (Tafel, die über dem Haupt Christi angebracht war), ließ sie in der Mitte teilen, ein Teil blieb in Jerusalem, den anderen nahm sie mit nach Rom, ebenso auch Erde von Golgotha.

Statue der hl. Helena in der Kirche Santa Croce in Gerusalemme
An der Stelle der heutigen Kirche Santa Croce in Gerusalemme stand damals eine riesige Palastanlage mit privatem Zirkus, Thermen und Amphittheater, den die Mutter des Kaisers seit 313 bewohnte. Erbaut hatte diesen Palast Elagabal, einer der dekadentesten Kaiser, die je in Rom herrschten. Die Römer hatten ihn im Jahr 222 erschlagen. Konstantin, in dessen Eigentum sich der Palast fast 100 Jahre später befand, schenkte den Palast seiner Mutter, die ihn völlig umbauen ließ. Sie errichtete eine Privatkapelle, deren Boden sie mit Erde von Golgotha aufschütten ließ, von der sie größere Mengen mit nach Rom genommen hatte. In dieser Kapelle bewahrte sie die heiligen Reliquien, die sie von Jerusalem mitgebrachte hatte, auf. Reliquien und Kapelle vererbte sie Papst Silvester I., ihr Sohn ließ die Aula des Palastes zur vierten römischen Basilika umbauen. Im 5. Jahrhundert wurde die Basilika mit Mosaiken ausgestattet, Teile davon sind erhalten geblieben, sie befinden heute im Museum. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kirche mehrmals umgebaut, bis sie im 18. Jahrhundert durch eine Barockisierung ihr heutiges Aussehen erhielt.
Vom Anfang des 12. Jahrhunderts bis zum 16. Jahrhundert war der Kirche ein Kartäuserkloster angeschlossen. Seit 1561 lebten hier Zisterzienser. Nach einer Apostolischen Visitation wurde die Abtei im März 2011 aufgehoben.

Blick in das Innere des Kirchenraums
Beim Betreten der Kirche sticht v.a. das Blau des zentralen Mosaiks hoch oben im Halbrund der Apsis ins Auge, es stammt aus dem 15. Jahrhundert und zeigt den segnenden Christus mit einem Buch in der Hand, auf dem steht: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Darunter sind Szenen von der Kreuzauffindung dargestellt.

Das große Apsismosaik

Darstellung der Kreuzauffindung (Detail)
Der Tabernakel mit dem Allerheiligsten befindet sich auf der Tribüne an der Wand der Apsis. Darunter halten zwei Engel eine Tafel mit der Aufschrift: „Hic Deum adora – Hier bete Gott an.“ Eine Aufforderung, der wir gerne nachkommen sollten, bevor wir zur weiteren Besichtigung schreiten.

links der Tabernakel mit dem Allerheiligsten
Rechts und links von der Tribüne sehen wir große Gemälde, auf denen Szenen von der Kreuzauffindung und der Kreuzerhöhung dargestellt sind.
Links befindet sich ein Balkon, von diesem aus werden die Gläubigen am Karfreitag und am Fest der Kreuzerhöhung mit der Kreuzreliquie gesegnet, früher geschah dies auch am 3. Mai, dem Fest der Kreuzauffindung, das leider der Liturgiereform zum Opfer gefallen ist.
Von der antiken Kirche sind nur mehr acht Granitsäulen vorhanden, der Kosmaten-Fußboden stammt aus dem 12. Jahrhundert, die Holzdecke aus dem 18. Jahrhundert. Unter dem Hochaltar, der von einem Baldachin überdacht ist, sind zwei Märtyrer begraben: Caesarius und Anastasius.

Der Kosmaten-Fußboden
Ein Triumphbogen überragt den Baldachin des Hauptaltars, ein zweiter Bogen trennt das Hauptschiff vom Presbyterium ab. Dazwischen sehen wir ein prächtiges Deckengemälde vom Triumph des Kreuzes.

erster Triumphbogen

Deckengemälde vom Triumph des hl. Kreuzes
Auf dem zweiten Triumphbogen sehen wir in der Mitte einen Engelskopf. An dieser Stelle fanden Arbeiter im Jahr 1492 hinter einem Ziegel, der die Aufschrift trug „Titulus Crucis“ eine Bleikassette, die drei Siegel des Papstes Lucius II. (er regierte die Kirche von 1144-45) trug.

zweiter Triumphbogen mit der Auffindungsstelle der Kreuzesinschrift
Rechts von der Apsis kommt man zur Helena-Kapelle, hier wurden ursprünglich die Passionsreliquien aufbewahrt. Auf der Decke findet sich ein prächtiges Mosaik, das im frühen 16. Jahrhundert an Stelle eines alten Mosaiks aus dem 5. Jahrhundert entstand. Im Zentrum befindet sich Christus, umgeben von Engeln und den vier Evangelisten, sowie Szenen von der Kreuzauffindung. Unter dem Boden dieser Kapelle befindet sich die Erde, die Helena vom Kalvarienberg mit nach Rom brachte – aus diesem Grund wird diese Kirche auch „Zum heiligen Kreuz in Jerusalem“ genannt.

Decke der Helena-Kapelle
In der Bleikassette, die man hoch oben im Triumphbogen fand, befand sich eine Tafel aus uraltem Nussbaumholz, in die die Worte „Jesus von Nazareth“ in Hebräisch, Griechisch und Latein eingeritzt waren – entsprechend dem ersten Teil der Kreuzesinschrift, alle drei Zeilen waren von rechts nach links geschrieben. Die Tafel zeigte auf einer Seite eine glatte Schnittstelle, was den Schluss nahe legt, dass es eine zweite Hälfte dieser Tafel geben muss. Nach Pilgerberichten aus dem 4.-6. Jahrhundert soll es in Jerusalem eine solche Tafel gegeben haben, die die Worte „König der Juden“ in Griechisch und Latein zeigten. Wir haben Grund zur Annahme, dass die Tafel, die man in der Kirche besichtigen kann, tatsächlich die Kreuzesinschrift Christi ist. Sie wurde in unserer Zeit von mehreren Experten für die Datierung von Inschriften untersucht, die unisono der Meinung waren, dass die Inschrift aus dem 1. nachchristlichen Jahrhundert stammt.

Ausschnitt Kreuzestafel
Die Passionsreliquien, die Helena nach Rom brachte, befinden sich in der Reliquienkapelle, im neueren Teil der Kirche, der erst 1925 fertiggestellt wurde. Am Eingang zur Kapelle erinnert eine Christusikone, dass wir uns innerlich sammeln sollen, bevor wir die Stufen zur Kapelle, die den Aufstieg nach Golgotha symbolisieren sollen, hinaufgehen.

Eingang zur Reliquienkapelle
Rechts und links befinden sich Kreuzwegstationen.

Aufgang zur Reliquienkapelle
Und dann stehen wir vor den kostbarsten Reliquien Roms: der Titulus (die Tafel mit der Inschrift), der Nagel, der ein Hand- und Fußgelenk unseres Herrn durchbohrte und in der Mitte ein Reliquiar mit drei Fragmenten des heiligen Kreuzes. Darüber befinden sich noch drei kleinere Reliquiare, in einem davon sollen sich auch Dornen aus der Dornenkrone Christi befinden. Auf der linken Seite hängt ein vollständiger Querbalken eines Kreuzes, der zu den Kreuzen gehörte, die Helena in der Zisterne fand. Der Überlieferung nach stammt er vom Kreuz des rechten Schächers Dismas, der seine Sünden bereute, woraufhin Jesus ihm das Paradies versprochen hatte.

Kreuzesinschrift und Nagel

Reliquiar mit den Kreuzesfragmenten
Von der rechten Seite der Reliquienkapelle kommt man zu einer Reproduktion des Turiner Grabtuches in Originalgröße, gegenüber befindet sich ein Kreuz mit einem Abbild des Gekreuzigten, das aufgrund der Wunden, deren Abdruck man auf dem Grabtuch gefunden hatte, hergestellt. Es ist fast unmöglich, angesichts der sehr realistischen Darstellung, nicht erschüttert zu sein von der übergroßen Liebe unseres Erlösers zu uns Menschen.

Das Kreuz des Grabtuchforschers
Im Angesicht dieses Kreuzes und der heiligen Kreuzreliquien empfiehlt es, eine Weile im Gebet zu verweilen, bevor wir diesen heiligen Ort wieder verlassen. Im Schott-Messbuch findet sich ein schönes Gebet zum Gekreuzigten, das man sonst als Danksagung nach der hl. Messe betet. Es wäre wohl auch hier angebracht:
Gütiger Herr Jesus Christus, ich flehe Dich an: Lass Dein Leiden mir Kraft sein, durch die ich gefestigt, beschützt und verteidigt werde; lass Deine Wunden als Speise und Trank für mich Sättigung, Labung und Freude sein; durch die Besprengung mit Deinem Blute wasche all meine Sünden ab; Dein Tod sei mir unversiegliches Leben, Dein Kreuz ewige Glorie: All dies sei Erquickung, Wonne, Heil und Süßigkeit für mein Herz: der Du lebst und herrschest von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Sei gegrüßt, heiliges Kreuz, unsere einzige Hoffnung!