Bedeutung der fleischlichen Geburt Christi für die Menschheit

Aus der Reihe "Die Kirchenväter über die Allerseligste Jungfrau Maria" (3. Teil)
Da die Heilige Jungfrau den, der Person nach mit dem Fleische geeinten Gott, fleischlich geboren hat, so behaupten wir, dass sie deshalb auch Gottesgebärerin ist. Nicht als ob die Natur des Wortes vom Fleische her ihren Ursprung genommen hätte; denn »das Wort war im Anfang, und Gott war das Wort, und das Wort war bei Gott« (Joh 1,1), und Er ist der Schöpfer der Welten, gleich ewig mit dem Vater, und der Bildner des Alls.
Aber da Er die menschliche Natur der Person nach sich selbst einte, so hat er sich auch der fleischlichen Geburt aus dem Mutterschoße unterzogen. Nicht als ob Er notwendig oder der eigenen Natur wegen auch der Geburt in der Zeit und in den letzten Weltzeiten bedurft hätte, sondern um auch den Anfang unseres Seins zu segnen.
Dadurch, dass die Frau den mit dem Fleische geeinten Gott gebar, sollte der, gegen das ganze Geschlecht gerichtete Fluch, der unsere irdischen Leiber dem Tode überantwortete, ein Ende nehmen, sollte das Urteil: »In Schmerzen wirst du Kinder gebären« [Gen 3,16], durch Ihn aufgehoben und das Wort des Propheten wahrgemacht werden: »Verschlungen hat der Tod [alles], da er zur Macht gelangt war, aber Gott wischt wieder ab alle Tränen von jedem Antlitz.« [Is 25,8]
Aus diesem Grunde, behaupten wir, hat er im Vollzug des Heilsgeschehens auch die Ehe gesegnet und zusammen mit den heiligen Aposteln der Einladung nach Kana in Galiläa Folge gegeben.
Quelle: Hl. Cyrill von Alexandrien (375-444 n. Chr.): Brief an Nestorius