Botschaft des Distriktoberen an die Priester im Diözesan- und Ordensklerus

"Der Geist der Kirche ist auf die göttlichen, heiligen Dinge ausgerichtet. Die Kirche bildet jenen heran, der die heiligen Dinge spendet - den Priester - jenen, der die heiligen und geheiligten Handlungen vollzieht." - Erzbischof Marcel Lefebvre
BRIEF ZUM GRÜNDONNERSTAG AN DIE PRIESTER
Hochwürdige Mitbrüder!
Im Heiligen Jahr möchte ich mich einmal ganz besonders, nicht nur allein an die Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. in unserem Distrikt wenden, sondern an alle katholischen Priester aus dem Diözesan- und Ordensklerus. Immer mehr von Ihnen pflegen ja Kontakte zu uns, besuchen uns. Ich fühle mich verpflichtet zu einem guten Wort der mitbrüderlichen, priesterlichen Liebe im Geist der katholischen Tradition. Congregavit nos in unum Christi amor, so singen wir in der Liturgie des Gründonnerstags seit Jahrhunderten.
Am Gründonnerstag erinnern wir uns an den Abschied Jesu von Bethanien, den Gang zum Abendmahlssaal, das Abendmahl, die Fußwaschung, die Einsetzung der Heiligsten Eucharistie und des Priestertums, die Abschiedsrede Jesu und das hohepriesterliche Gebet, den Gang in den Ölgarten, das Ölbergleiden, den Verrat des Judas, die Gefangennahme Jesu.
Für uns Priester ist der Gründonnerstag ein großer, erhabener Feiertag durch die Einsetzung des Priestertums des neuen und ewigen Bundes, des Sakraments der Priesterweihe, des Amtspriestertums in der katholischen Kirche. Im Mittelpunkt des Apostolats der Priesterbruderschaft St. Pius X. steht das Heilige Messopfer und das katholische Priestertum. Die Ausbildung guter, neuer Priester in den Seminaren ist unsere wichtigste und vornehmste Aufgabe. Wie unsere Statuten, die 1970 von der Kirche approbiert wurden und von der römischen Kleruskongregation belobigt, klar betonen, ist die Priesterbruderschaft St. Pius X. für alle Priester da. So sind wir auch eng verbunden mit allen Mitbrüdern im priesterlichen Amt aus dem Diözesan- und Ordensklerus. Wir versichern allen Priestern unsere Wertschätzung und Hochachtung.
Im Jahr 2005 sagte Papst Benedikt XVI. in einer Audienz zum damaligen Generaloberen der Priesterbruderschaft und einigen anderen Priestern:
„Sie (das heißt, die Bruderschaft, also wir) rechtfertigen Ihr apostolisches Handeln in der Kirche mit dem Notstand. Das wissen wir in Rom sehr wohl.“ Und dann fuhr er fort: „Aber, nein, Sie können das nicht tun, denn ich arbeite an der Lösung der Probleme, ich arbeite an der Lösung der Probleme“. (vgl. Predigt von Mgr. Bernard Fellay am 20.12.2014 in La Reja)
20 Jahre später erkennen wir unsere Kirche fast nicht wieder. Weder wurde der große Notstand durch Papst Benedikt XVI. behoben, noch hat sich unter seinem Nachfolger etwas verbessert. Im Gegenteil, es ist so schlimm geworden, wie wir es damals vor 20 Jahren gar nicht denken und uns vorstellen konnten. Das Böse scheint zu siegen. Petrus schläft und Judas wacht, wie am ersten Gründonnerstag. Die Probleme haben sich fast ins Unendliche vervielfacht, und der Notstand ist klarer, denn jemals zuvor, für jeden Menschen mit einem gesunden Hausverstand ersichtlich. So arbeiten wir aber weiter für die Kirche als Söhne der Kirche, als Priester der Kirche. Wir bleiben treu, Christus und der Kirche. Als gute Katholiken sind wir selbstverständlich auch immer Römer, im vollen und eigentlichen Sinne.
So möchte ich zum Gründonnerstag alle Priester in der römisch-katholischen Kirche zur Treue aufrufen: bleiben Sie Ihrem Priestertum treu, lieben Sie ihr Priestertum, es ist die größte Gnade. Es gibt nichts Schöneres, als ein katholischer Priester zu sein, auch heute, wo kaum noch jemand weiß, was die Kirche ist, was der Priester ist. Seien wir Missionare! Seien wir echte Hirten und Lehrer!
Feiern Sie die überlieferte Heilige Messe, niemand kann und darf es Ihnen verbieten, kein Bischof oder Abt, kein Oberer, schon gar nicht die Scheinoberen aus dem Laienstand der neuen Zeit, der neuen Strukturen. All das ist schwerstes Unrecht, es besteht hier keinerlei Pflicht zum Gehorsam, im Gegenteil! Tun Sie es, und bringen Sie so großen Segen über Ihre Gläubigen. Es ist ein unblutiges Martyrium unter all den Verrätern am katholischen Glauben. Aber das wird viel Frucht bringen! Haben Sie Mut! Sie tun damit auch nicht, was Sie wollen, sondern was die katholische Kirche will. Haben Sie das im Herzen und vor Augen! Kluge praktische Lösungen sind oft schwer zu finden, aber Nichtstun und Resignation sind niemals eine Lösung für die katholische Erneuerung der Kirche. Seien Sie Gott zutiefst dankbar, viel leiden zu dürfen und dadurch Ihm auch sehr nahe zu sein. Als Priester muss man vor allem opfern, auch das Opfer des eigenen Lebens Tag für Tag bringen, für die priesterliche Heiligkeit, für das Gemeinwohl auch in der ganzen Kirche.
Wir katholischen Priester sind im Heiligen Jahr 2025 zutiefst in die Heilige Passion Christi hineingenommen, in dieses unendliche Geheimnis der Liebe Gottes. Gibt es etwas Schöneres, als Priester zu sein in unseren Tagen? Der Meister ruft uns, wir dürfen das Größte vollziehen, was hier auf dieser Erde möglich ist.
Ich denke in diesen Tagen an die vielen alten und kranken Priester, die oft allein gelassen sind, völlig allein. Ich besuche immer gerne die alten Priester, von denen ich so viel lernen durfte! Vor einigen Jahren sagte mir ein guter Priester: „Seit über 65 Jahren diene ich dieser Diözese als Priester und niemand von da oben meldet sich, fragt nach, wie es geht, ob man etwas braucht. Man wird behandelt, als ob man nie existiert hätte.“ Dies zeigt die aktuelle Wertschätzung des katholischen Priestertums in der synodalen Kirche. Das ist nicht mehr katholisch, das ist etwas anderes. Da ist nichts mehr zu sagen. Das Böse hasst das katholische Priestertum und die Heilige Messe, so war es schon immer. Es ist ein Meisterstück Satans, eine große Lüge, ein furchtbares Theater des Untergangs. Aber die Kirche, das Priestertum und die Heilige Messe wird siegen! Unseren katholischen Glauben dürfen wir an diesem Osterfest 2025, im Heiligen Jahr, 1700 Jahre nach dem Konzil von Nizäa, 1700 Jahre nach der Auffindung des Heiligen Kreuzes durch die hl. Helena, mutig bekennen, bewahren und uns im Glauben als Priester bewähren.
Immer mehr Mitbrüder aus dem Diözesan- und Ordensklerus treten mit uns in diesen Tagen in Kontakt. Sie berichten über die furchtbaren Entwicklungen, die sie erleben. Halten Sie durch in Ihrem Kampf und Leiden! Der Ewige Hohepriester wird Sie durch diese Zeit führen. Gerne versichere ich Ihnen allen unsere Gebete und das Memento in der Heiligen Messe!
Ein frohes und gnadenreiches Osterfest! Oremus pro invicem!
P. Johannes Regele
Distriktoberer von Österreich, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien und Kroatien.
Jaidhof, am 17. April 2025, Gründonnerstag.