Das Baptisterium des Kaisers Konstantin

Wir haben nun die Sieben-Kirchen-Wallfahrt abgeschlossen und hoffentlich unseren Glauben gestärkt. Wir haben uns eingereiht in die Reihe der unzähligen Generationen, die vor uns diese Wege gegangen sind, und wir sind dankbar, dass wir diese Tradition weitertragen dürfen.
Nun aber wollen wir uns den anderen, für uns Christen wichtigen, Orten in Rom zuwenden, deren es wahrhaft unzählige gibt. Zunächst kehren wir zurück zur Laterankirche, an ihrer Westseite befindet sich das Baptisterium, die Taufkapelle des Lateran, die den Namen „San Giovanni in Fonte“ trägt.
Die Ursprünge dieser Taufkapelle gehen auch auf Kaiser Konstantin zurück, sie wurde um das Jahr 315, gleichzeitig mit der Laterankirche erbaut. Über die Taufe des Kaisers Konstantin haben wir zwei Überlieferungen: Nach der einen soll er im Jahr 324, an Lepra erkrankt, hier in diesem Baptisterium, durch Papst Silvester die Taufe erhalten haben, nach der anderen sei dies erst kurz vor seinem Tod im Jahr 337 in Nikomedien (heute Izmit, Türkei) erfolgt.
Im 5. Jahrhundert ließ Papst Sixtus III. den ursprünglich runden Bau zu einem achteckigen (Oktogon) umgestaltet.

Diese achteckige Form des Baptisteriums wurde zum Vorbild für etliche spätere Taufkapellen und -kirchen. Die Zahl acht steht für den achten Tag: die Neuschöpfung des Menschen durch die Taufe. Heute noch hat das Baptisterium das Aussehen, wie es im 5. Jahrhundert erbaut wurde und es verging kein einziges Jahr in all den Jahrhunderten, ohne dass hier Taufen vollzogen wurden.
Um die Mitte des 17. Jahrhunderts erfolgte eine Restaurierung der Kapelle durch Papst Urban VIII. und die Innenwände, die früher mit Marmor verkleidet waren, wurden nun mit Fresken geschmückt, die die Geschehnisse rund um die Bekehrung des Kaisers Konstantin zum Christentum zeigen. Die fünf großen Wandgemälde stellen die Erscheinung des Kreuzes an der Milvischen Brücke dar, weiters sein Sieg über seinen Gegner Maxentius, sein Triumphzug, die Zertrümmerung der Götzenbilder und die Huldigung des Kreuzes, sowie die Verbrennung der ketzerischen Schriften des Arius.





Acht antike Säulen aus ägyptischem Porphyr tragen das Oktogon, in dessen Mitte sich das Taufbecken befindet, vier davon tragen korinthische und vier ionische Kapitelle.
Über ihnen befinden sich acht kleinere weiße Marmorsäulen, direkt unter der Kuppel sehen wir Gemälde mit Darstellungen aus dem Leben des hl. Johannes des Täufers. Am höchsten Punkt der Kuppel, direkt über dem Taufstein, schwebt der hl. Geist, um den herum man die Worte aus dem ersten Buch Mose liest: „Der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.“ Die Taufe ist die geistige Geburt des Menschen, er wird wiedergeboren aus dem Wasser und dem hl. Geist.


Darunter befindet sich das Taufbecken, zu dem die Täuflinge über drei Stufen hinabstiegen, die den drei Abschwörungen gegen den Teufel entsprechen. Früher wurde durch Untertauchen getauft, dazu wurde dieses Becken mit Wasser gefüllt. Über die entgegengesetzten drei Stufen stieg der Täufling wieder hinauf, sie entsprachen dem dreifachen Bekenntnis zu Gott.

Auf dem Deckel der Taufwasserwanne in der Mitte des vertieften Raumes sieht man ein Relief, das einerseits die Taufe Christi darstellt, andererseits die Taufe des Konstantin. Hier erteilten früher die Päpste am Karsamstag und Pfingstsamstag den Erwachsenen die Taufe.
Papst Hilarius ließ aus Dankbarkeit für den Schutz, den er im Morgenland als Legat Leo I. erfahren hatte, zwei gegenüberstehende Seitenkapellen zu Ehren des hl. Johannes Evangelist und des hl. Johannes des Täufers errichten. Zu der letzteren gelangt man durch die sog. singende Türe, die noch aus den altrömischen Caracallethermen stammt. Wenn man sie langsam öffnet oder schließt, gibt sie die gesamte Tonleiter wieder.
In der Kapelle des hl. Venantius, auch Maria in fonte genannt, wegen des alten Madonnenbildes am Altar, befinden sich in der Apsis antike Mosaike aus dem 7. Jahrhundert. Dargestellt sind der Erlöser im Zentrum, Maria unter den Heiligen, Jerusalem und Bethlehem, die Sinnbilder der vier Evangelisten und die dalmatinischen Märtyrer, deren Reliquien unter dem Altar ruhen.




Seit undenklichen Zeiten kommen Pilger hierher, um für ihre eigene Taufe zu danken, für die große Gnade und das Glück – und das ist es wahrhaft ganz besonders in unserer Zeit! - ein gläubiger katholischer Christ zu sein. Sie kommen aber auch, um das Taufversprechen zu erneuern, so wie wir es jährlich in der Osternacht tun. Auch für uns wäre das sicher ein schöner Abschluss unseres Besuches im Baptisterium des Kaisers Konstantin.
