Das Wunder von Faverney

Dieses Wunder unterscheidet sich von denen, über die wir bisher erfahren haben. Es ereignete sich im Jahr 1608 im Benediktinerkloster Faverney in Frankreich, nahe der Schweizer Grenze.
Es war Pfingstsonntag, der 24. Mai und viele Wallfahrer waren nach Faverney gekommen, wo Pfingsten immer ganz besonders feierlich begangen wurde. Das Allerheiligste wurde zur dreitägigen Andacht ausgesetzt, Tag und Nacht fanden sich Pilger ein, um Jesus Christus in der Monstranz zu verehren. Damit die Gläubigen auch nachts kommen konnten, stellte man einen eigenen kleinen Altar vor dem Chorgitter auf und schmückte ihn mit Blumen, Kerzen und wertvollen Tüchern.
Nachts, als kein Gläubiger mehr anwesend war, entschloss sich auch P. Garnier, der bis dahin vorgebetet hatte, sich zurückzuziehen. Er war müde, denn der Tag war infolge der unzähligen Beichten, die er gehört hatte, anstrengend gewesen. Die Kerzen löschte er aus, nur zwei Öllampen ließ er brennen.
Nach wenigen Stunden, um 3 Uhr früh, kam er zurück, er öffnete die Kirchentüre und sah zu seinem großen Entsetzen Feuer und dichten Rauch in der Kirche. Er rief seine Mitbrüder, die sofort inmitten der Rauchschwaden die Monstranz mit dem Allerheiligsten suchten. Der hölzerne Altar war verbrannt, komplett eingestürzt, die Marmorplatte, auf der die Monstranz gestanden hatte, lag zerbrochen am Boden. Helfer eilten herbei und brachten den Brand unter Kontrolle. Auf einmal durchdrang ein Schrei den Kirchenraum, es war jedoch ein Freudenschrei. Ein Novize des Klosters – wir kennen sogar seinen Namen, er hieß Brenier – hatte seinen Blick in die Höhe gewendet, nachdem sich der Rauch etwas gelichtet hatte und sah die Monstranz mit der Hostie unversehrt über dem Chorgitter in der Luft schweben. Alle Anwesenden sahen das Wunder, das die Schwerkraft außer Kraft setzte, denn der Altar auf der die Monstranz zuvor gestanden war, war völlig verbrannt und das Chorgitter stürzte vor ihren Augen ein.
In Windeseile verbreitete sich die Nachricht und nicht nur die 800 Einwohner von Faverney, sondern bis zu 10.000 Pilger, die sich wegen des Pfingstfestes in Faverney aufhielten, eilten zu der Kirche, um das Wunder zu sehen, welches 33 Stunden lang anhielt. Man errichtete einen Notaltar, auf den sich schließlich die schwebende Monstranz auf das Korporale senkte.
Die Behörden von Faverney wählten 52 der angesehensten Männer der Stadt aus, die das Geschehen mit einem amtlichen Eid in einem Dokument bestätigten, das heute noch erhalten ist. Wir kennen heute also noch die Namen einiger Zeugen dieses Wunders.
Im Jahr 1864 wurde eine neuerliche Untersuchung der Akten angeordnet, danach empfahl Papst Pius IX. die Verehrung der noch erhaltenen Hostie. Papst Johannes XXIII. pilgerte nach Faverney, als er Nuntius in Paris war, um die Hostie zu verehren.
Das Wunder geschah in einer Zeit, als protestantische Prediger in dieser Gegend eifrig missionierten und die einfache Landbevölkerung von ihrem katholischen Glauben abbringen wollten. Ihr zentraler Angriffspunkt war die Gegenwart Jesu Christi im Altarsakrament, die von ihnen geleugnet wurden. Es war wohl nicht schwer, die einfachen Bauern mit geschickter Argumentation zu gewinnen. Nachdem das Wunder in Faverney geschehen war, kehrten viele abgefallene Katholiken reumütig zum wahren Glauben zurück. Gott hatte den Menschen dieser Region durch dieses Wunder eine überaus große Gnade erwiesen.
Quelle: "Eucharistische Wunder aus aller Welt" von Maria Haesele