Der Petersdom - San Pietro

Wir lenken unsere Schritte auf unserer Pilgerfahrt zum heutigen Zentrum der Christenheit, zur größten Kirche der Welt und eine ihrer ältesten: zum Petersdom! Er ist ein riesiges steinernes Denkmal unseres katholischen Glaubens, von einmaliger Schönheit, von den genialsten Künstlern, die je auf dieser Erde lebten, erschaffen. Keine andere Kirche auf dieser Erde wird wohl dem Ausdruck „himmlisches Jerusalem“ so sehr gerecht, wie Sankt Peter. In keiner anderen Kirche haben so viele Heilige gebetet wie hier, in keiner anderen sind so viele Heilige bestattet worden wie in dieser Kirche.
Man nähert sich dem Petersdom am besten vom Tiber her kommend, überquert die Engelsbrücke, geht auf der Via della Conciliazione bis zu ihrem Ende – und wird hier förmlich von zwei Riesenarmen schützend umfangen und begrüßt: von den Kolonnaden, die den riesigen Vorhof von Sankt Peter umspannen. 17 Meter breit, sind sie symmetrisch auf zwei Brennpunkte einige Meter nördlich und südlich des Obelisken, der in der Mitte des Platzes steht, ausgerichtet. Sie werden aus 285 Säulen in 71 Viererreihen gebildet, gekrönt werden sie von 140 Heiligenstatuen, die jeweils ca. 3 Meter hoch sind. Vor uns liegt die Ostfassade des Petersdoms, überragt von seiner prächtigen Kuppel. Der Petersdom gehört zu den wenigen Kirchen, die nicht nach Osten, sondern nach Westen ausgerichtet sind.

Der Petersplatz von oben
Und auch wenn uns die Schönheit und die Dimensionen dieses Platzes fast den Atem nehmen wollen, sollten wir uns an dieser Stelle bewusst machen, wo wir hier stehen: dieser Boden ist wahrhaft heilig! Und nicht nur deswegen, weil ihn viele Heilige überschritten haben und Millionen von Pilger in früheren Zeiten nach einer langen, mühe- und gefahrvollen Reise hier angesichts des Petersdoms auf die Knie niedergesunken sind und den Boden geküsst haben, nein, wir stehen hier über dem Ort, wo sich einst ein Teil des Circus Maximus befand, wo Kaiser Nero unzählige Christen auf grausamste Weise ermorden ließ, wo sie ihr Leben für den hingegeben haben, der sie erlöste: in Tierfelle eingeschlossen wurden sie hungrigen Löwen und wilden Hunden vorgeworfen, sie wurden gefoltert, verstümmelt, gekreuzigt, erschlagen, enthauptet oder bei lebendigem Leib an den Kreuzen verbrannt als lebende Fackeln zur Belustigung des Kaisers, seiner Schergen und des verrohten und irregeleiteten Volkes, und das alles, weil sie Jesus Christus unbeirrbar die Treue hielten und sich weigerten, ihrem Glauben abzuschwören.
Die Überlebenden begruben die Überreste der der zu Tode Gemarterten in den nahe gelegenen Grotten, über welchen sich heute der Petersdom erhebt. Es waren sicher viele Tausende, die hier eines grausamen Todes starben und so entstand ganz in der Nähe eine Nekropole, da innerhalb der Stadtmauern Begräbnisse nicht gestattet waren. Auch der hl. Apostel Petrus, der hier gekreuzigt wurde, wurde an dieser Stätte bestattet. Um sein Grab reihten sich die Gräber vieler seiner Nachfolger, die ebenfalls eines gewaltsamen Todes starben, 26 Märtyrerpäpste sind hier begraben. In der Zeit der Christenverfolgung durch fast 300 Jahre war es praktisch gleichbedeutend Papst und Märtyrer zu sein. Insgesamt haben 147 der 266 Nachfolger Petri in unmittelbarer Nähe des Petrusgrabes ihre letzte Ruhestätte.
Der riesige, 4000 Jahre alte Obelisk in der Mitte des Petersplatzes, wurde im Jahr 37 n. Chr. aus Heliopolis in Ägypten nach Rom gebracht und steht seit 1586 in der Mitte des Platzes. Er ist ein stummer Zeuge all dieser Geschehnisse. Er „sah“ das Martyrium der ersten Christen, als er noch etwas links vom Petersdom im Zentrum des Zirkus von Nero und Caligula stand. Bis heute verkündet er den Sieg des Kreuzes über das Heidentum und Verfolgung jeder Art: Knapp 40 Meter ist er hoch und während er an seiner Spitze ein goldstrahlendes Kreuz trägt, in das Papst Sixtus V. eine Kreuzesreliquie einschließen ließ, trägt sein Sockel die Siegesbotschaft: Christus Sieger, Christus König, Christus Herrscher! Christus verteidigt sein Volk gegen alles Böse!

Die Sockelinschrift des Obelisken
Seit den Tagen Neros existiert die Überlieferung, dass Petrus hier das Martyrium erlitt und an dem Platz begraben wurde, wo sich heute der Petersdom erhebt. Schriftliche Zeugnisse aus dem frühen 2. Jahrhundert belegen dies. Schon der hl. Papst Anaklet, der dritte Nachfolger des hl. Petrus, erbaute über dem Petrusgrab eine Kapelle. Ab 318 ließ Kaiser Konstantin hier eine monumentale Kirche über dem Apostelgrab errichten, was aufgrund der Position des Grabes gewaltige architektonische Herausforderungen mit sich brachte. 100.000 Kubikmeter Erdreich mussten hierher transportiert werden, um eine 7 Meter hohe Stützmauer zu errichten. Hätte er die Kirche etwas weiter südlich errichten lassen, hätte er sich diesen Aufwand ersparen können! Es muss also einen Grund gehabt haben und der konnte nur die Absicht sein, die Kirche direkt über dem Apostelgrab errichten zu wollen. Dem Grab des hl. Petrus werden wir zu einem späteren Zeitpunkt einen eigenen Artikel widmen.
Am 18. November 326 weihte Papst Silvester I. die fünfschiffige, 124 Meter lange und 64 Meter breite Kirche, prachtvoll ausgestattet mit Gold und Silber, Marmor und Mosaiken, Kapellen und Altären. Diese erste Peterskirche stand fast 1.200 Jahre, obwohl sie infolge von Kriegswirren mehrmals stark beschädigt wurde, ganz besonders beim Angriff der Sarazenen und Mauren, bei denen auch viele Kunstschätze für immer verloren gingen. Immer wieder wurde sie neu aufgebaut, bis es im 16. Jahrhundert notwendig wurde, sie abzutragen und einen Neubau zu beginnen.
Der Grundstein für die neue Basilika wurde am 18. April 1506 durch Papst Julius II. gelegt. Der berühmte Baumeister und Maler Donato Bramante baute über dem Apostelgrab eine provisorische Kirche, die bis 1593 stand. Michelangelo übernahm im Jahr 1547, als er schon 72 Jahre alt war, die Bauleitung für die Peterskirche. Seinem Genie verdanken wir die wunderbare Kuppel und die Gestalt der heutigen Basilika, mit Ausnahme des Hauptschiffes. Im Jahr 1614 wurde die Fassade fertiggestellt und Papst Urban VIII. weihte die Kirche am 18. November 1626. Bernini gestaltete den Petersplatz und auch einen großen Teil der Ausschmückung der Kirche, wie z.B. den 29 Meter hohen Bronzebaldachin über dem Papstaltar, allerdings erst 30 Jahre nach der Weihe der Kirche. Ursprünglich waren auch zwei Glockentürme geplant, von diesem Vorhaben musste man aber aus statischen Gründen absehen.
Der Petersdom ist die größte, jemals gebaute Kirche der Welt. Er misst 187 Meter im Innern in der Länge, 46 Meter in der Höhe im Hauptschiff und 119 Meter Höhe im Kuppelraum. Auf einer Fläche von 15.000 Quadratmetern kann er bis zu 80.000 Menschen fassen. 748 Säulen befinden sich innerhalb des Kirchenbaus. Drei mal sieben Marmorstufen führen zu den Eingängen, im Mittelalter pflegte man diese Stufen auf den Knien emporzusteigen. Fünf mächtige Tore führen in seinen Innenraum, die äußerste rechts ist die Heilige Pforte. An den Enden der Vorhalle befindet sich rechts ein Reiterstandbild, das Kaiser Konstantin darstellt, auf der gegenüberliegenden Seite steht die Statue Kaiser Karls des Großen. Es bleibt unserer Zeit vorbehalten, dass wir erst umfangreiche Sicherheitskontrollen passieren müssen, um den Petersdom betreten zu dürfen. Wir stehen nun „Ad Limina Apostolorum“ = an den Türschwellen der Apostel. Früher küssten die Pilger die Türschwellen dieser Kirche oder berührten sie mit der Hand, die sie dann zum Mund führten.

Blick in das Hauptschiff
Die Größe und Weite des Innenraums nimmt unsere Sinne sofort gefangen, nur von Ferne erblicken wir den herrlichen Baldachin über dem Papstaltar. Aber wir sind Pilger und keine Touristen, zuerst sollen wir Den anbeten, Dem diese Kirche in ihrer Schönheit ein stummes, aber doch sehr beredtes Lob singt. Auf dem Weg nach vorne befindet sich rechts im Mittelschiff ein Raum, an dem wir das trotz des Trubels, der uns hier normalerweise umgibt, in Ruhe tun können: die Sakramentskapelle! Hier ist das Allerheiligste tagsüber zur Verehrung ausgesetzt, direkt vor dem herrlichen Tabernakel, der von Bernini gestaltet wurde, und hier wird auch darauf geachtet, dass es ruhig ist, hier dürfen nur Beter eintreten, hier darf nicht fotografiert werden. Hier können wir Gott auf den Knien für alle Gnaden danken, die wir je erfahren haben, danken für das große Geschenk der Taufe, danken dafür, dass wir unseren Glauben leben dürfen, danken für die sichere Reise bis hierher, besonders aber für die Gnade, an den Gräbern der Apostel und Märtyrer weilen zu dürfen.
Nur wenige Meter von der Sakramentskapelle entfernt, befindet sich die Confessio, das Herz und Zentrum des Petersdoms, welches das Grab des Apostelfürsten Petrus beherbergt, genau unter dem Hauptaltar der Kathedrale. Der Zugang ist leider nicht möglich, aber wir können uns in der Sakramentskapelle in Ruhe bewusst machen, dass wir uns ganz in der Nähe des Grabes des großen Apostelfürsten befinden, ihm hat Jesus die Schlüssel des Himmelreiches anvertraut und er ist seinem Meister mutig in den Tod gefolgt, hat sein Blut gegeben für denselben Glauben, dem auch wir folgen. Wir können uns ihm, dem die Gewalt zu binden und zu lösen übergeben wurde, anvertrauen mit all unseren Anliegen und um seine Fürsprache bitten.

Blick in die Confessio
Auf dem Weg zum Hauptaltar sehen wir am letzten Pfeiler rechts die Bronzefigur des hl. Petrus, er hält in der linken Hand die Schlüssel, die Rechte hat er zum Segen erhoben. Die Überlieferung berichtet, dass Papst Leo der Große die Bronze, mit der eine Darstellung Jupiters auf dem römischen Kapitol geformt war, für die Errichtung der Petrusstatue verwenden ließ. Das hatte v.a. symbolische Bedeutung, denn damit wollte er ausdrücken, dass Petrus den Hauptgötzen des römischen Reiches, Jupiter, nur mit dem Kreuz bewaffnet, überwand. Millionen Gläubige zogen im Laufe der Jahrhunderte an dieser Statue vorbei, küssten den rechten Fuß des Apostels und berührten ihn mit ihrer Stirn, so dass dieser ganz geglättet wurde. Mit dem Kuss drückt sich die Liebe und Verehrung des hl. Petrus und seiner Nachfolger aus, im Berühren mit der Stirn die glaubensvolle Unterwerfung unter den Statthalter Christi. Am Fest Peter und Paul wird die Statue mit kostbaren rot-goldenen päpstlichen Gewändern bekleidet, auf dem Kopf trägt die Petrusstatue dann die Tiara (Papstkrone). Diese Tiara Petri ist als einzige noch in Gebrauch, der letzte Papst, der mit einer Tiara gekrönt wurde, war Paul VI. im Jahr 1963. Im Jahr darauf legte er sie während des 2. Vatikanischen Konzils ab.

Statue des hl. Apostels Petrus
Wie oben erwähnt, ist der Zugang zur Confessio, wo sich das Grab des hl. Petrus befindet, leider nicht möglich. Am Abgang zur Confessio brennen Tag und Nacht Dutzende Öllampen aus vergoldetem Erz. Das Apostelgrab kann man in den vatikanischen Grotten (Abgang neben der Statue des Apostels Andreas) besuchen.

Sepulcrum Sancti Apostoli Petri - Das Grab des hl. Apostel Petrus
Über dem Petrusgrab erhebt sich der Papstaltar mit seinem mächtigen Baldachin, welcher 1625 errichtet wurde. An dieser Stelle errichtete schon Papst Gregor der Große im 6. Jahrhundert einen Altar, seine jetzige Form, mit Marmorplatten umkleidet, erhielt er im 16. Jahrhundert. Nur der amtierende Papst darf auf diesem Altar die Hl. Messe zelebrieren.

Papstaltar und Baldachin
Über dem Papstaltar mit dem gigantischen Baldachin erhebt sich die Kuppel, ein wahrhaft architektonisches Meisterwerk von Michelangelo, für das 800 Arbeiter beschäftigt waren und die in nur 22 Monaten vollendet wurde. Sie ist 119 Meter hoch und hat einen Durchmesser von knapp 43 Metern. Ihr schier unglaubliches Gewicht von 56.000 Tonnen wird von vier Pfeilern getragen, die jeweils einen Umfang von 71 Meter haben. Diese Pfeiler waren den damaligen Hauptreliquien des Petersdoms gewidmet: der Kreuzreliquie, dem Schweißtuch der Veronika, der Lanze des Longinus und dem Haupt des Apostel Andreas (letzteres schenkte Papst Paul VI. im Jahr 1964 der griechisch-katholischen Kirche, es befindet sich jetzt in der Hafenstadt Patras in Griechenland).

Blick in die Kuppel
Diese Reliquien symbolisierend finden wir in den Säulennischen die Statuen der hl. Helena, der hl. Veronika, des Legionärs Longinus und des hl. Andreas an den Pfeilern.

Statue der hl. Veronika
Im Kuppelring stehen in zwei Meter hohen Buchstaben die Worte Christi an Petrus in lateinischer Sprache: „Du bist Petrus und auf diesem Felsen will ich meine Kirche bauen, dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben.“ Das Innere der Kuppel symbolisiert die Kirche mit Darstellungen von Ordensgründern und Päpsten. Am unteren Rand der Kuppel finden wir in den Zwickelfeldern Darstellungen der vier Evangelisten als Brücke zwischen der triumphierenden Kirche im Himmel und der streitenden Kirche auf Erden.

Du bist Petrus....
In der Apsis steht die Cathedra Petri, ein Thron, der von Bernini gestaltet wurde. In ihm befindet sich, in Bronze eingeschlossen, ein mit Elfenbein verzierter Holzstuhl, bei welchem es sich gemäß der Tradition um den Lehrstuhl des Apostels Petrus handelt. Vier überlebensgroße Bronzefiguren, welche vier Kirchenväter darstellen – zwei aus dem lateinischen Westen (Augustinus und Ambrosius) und zwei aus dem griechischen Osten (Johannes Chrysostomos und Athanasius) sind als Träger des Throns dargestellt.
Der Himmel über dem Thron ist geöffnet und zeigt in der Mitte eine Taube im Strahlenkranz als Symbol des Heiligen Geistes. Von ihr gehen Bündel von Lichtstrahlen aus, diese werden von Engel umrahmt. Die Lichtstrahlen sind ein Symbol für die Unfehlbarkeit des Papstes, wenn er „ex cathedra“ spricht – was sehr selten der Fall ist. Nur ein einziges Mal hat ein Papst, es war Pius XII., davon Gebrauch gemacht, nämlich als er im Jahr 1950 die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel als Dogma festlegte, allerdings war die leibliche Aufnahme Mariens ohnehin schon seit ältesten Zeiten allgemeines Glaubensgut, es erfuhr durch das Dogma nur ihre Bestätigung.

Cathedra Petri
Es ist unmöglich, alle Kapellen, Altäre und Statuen bei einem einmaligen Besuch des Petersdoms zu besichtigen, schon gar nicht innerhalb einer Sieben-Kirchen-Wallfahrt. Hierher muss man öfters kommen! Daher machen wir jetzt nur einen kleinen Rundgang durch die Kirche und bestaunen im Querschiff die Statuen der Ordensgründer und Heiligen: des hl. Benedikt von Nursia, des hl. Dominikus, des hl. Franziskus, des hl. Ignatius von Loyola, des hl. Franz von Sales, des hl. Philipp Neri, des hl. Vinzenz von Paul und viele andere.

Statue des hl. Ignatius von Loyola
Gehen wir durch die Seitenschiffe zu den wunderschönen Kapellen mit ihren prachtvollen Altären, deren Altarbilder nicht gemalt, sondern aus Mosaiksteinen gebildet sind.

Herz-Jesu-Altar: Jesus erscheint der hl. Maria Alacoque
Von den Kapellen sei hier nur die erste Kapelle rechts nach dem Eingang, mit der großartigen Pieta Michelangelos erwähnt, die der erst knapp 25jährige Künstler zu Ende des 15. Jahrhunderts geschaffen hat. Sie ist eines der bedeutendsten Werke der abendländischen Bildhauerei und machte Michelangelo Buonarotti schlagartig zum berühmtesten Bildhauer Italiens.

Die Pieta von Michelangelo
Wir sehen die Grabstätten von berühmten Kirchenvätern: Der hl. Johannes Chrysostomos ist hier begraben, wie auch Gregor von Nazianz, Gregor von Nyssa, Leo der Große, Gregor der Große und viele andere, deren Ruhm die Geschichte des Christentums, aber auch die Weltgeschichte für immer geprägt hat.

Der hl. Papst Gregor der Große (540-604 n. Chr.)
Betrachten Sie den sehnsuchtsvollen Blick des sterbenden hl. Hieronymus, als er die letzte Hl. Kommunion empfängt.

Der sterbende hl. Hieronymus
Von den imposanten Grabdenkmälern großer Päpste seien hier nur zwei erwähnt: Das Grabmal des Papstes Innozenz XI. ist besonders für uns Österreicher von großer Bedeutung (in einem Pilgerführer aus dem Jahr 1954 ist zu lesen, „wir sollten es in heißer Dankbarkeit küssen“). Hier ruht der Papst, dem wir es in erster Linie zu verdanken haben, dass Wien im Jahr 1683 von der türkischen Belagerung befreit und ganz Westeuropa vor einer osmanischen Invasion bewahrt wurde. Das Relief am Sarkophag erzählt vom Sieg der christlichen Truppen vor den Toren der Kaiserstadt. Innozenz war es, der diese christlichen Truppen zusammengeführt hat, denn das Bündnis des Kaisers mit dem Polenkönig Sobieski war sein Werk und sein Verdienst. Er war es auch, der den Kapuzinerpater Marco d'Aviano als päpstlichen Legaten an den Kaiserhof und zu den Fürsten sandte, „denn“ - so schrieb der Papst, „der Glaube ist die Waffe, auf die am meisten Verlass ist.“

Grabmal des Papstes Innozenz XI.
Und natürlich vergessen wir nicht, unseren Schutzpatron zu besuchen: den hl. Papst Pius X., der uns die Arme väterlich entgegenstreckt. Die Statue verherrlicht ihn als den Papst der Heiligen Eucharistie, den Apostel der oftmaligen Heiligen Kommunion. Sein Leib ruht nebenan in der Kapelle des Tempelgangs Mariens.

Statue des hl. Papstes Pius X.
Unbedingt zu erwähnen ist abschließend noch, dass sich die Reliquien von zwei weiteren Aposteln im Petersdom befinden, und zwar von Judas Thaddäus und Simon des Zeloten. Sie ruhen im linken Querarm der Kirche im Altar, der dem Martyrium des hl. Apostels Petrus geweiht ist.
Nun aber streben wir dem Ausgang zu, werfen aber noch einen kurzen Blick zurück in die Weite des Hauptschiffes. Sind Ihnen die imposanten Weihwasserbecken seitlich aufgefallen? Die Engel, die sie tragen, sind fast zwei Meter hoch!

Weihwasserbecken
Der Petersdom wird täglich von Tausenden Pilgern und Touristen besucht und auch wenn meist auf Ruhe geachtet wird, ist es sicher schwer bis unmöglich, einen ruhigen Winkel zu finden, um zu beten, um uns bewusst zu machen, wo wir uns hier eigentlich befinden. Das wird wohl nur in der Sakramentskapelle möglich sein, der wir vielleicht einen abschließenden kurzen Besuch abstatten können.
Viel größer als in der heutigen, war in der römischen Gerichtsbarkeit die Bedeutung des Zeugen, er war der Garant für die Wahrheit eines Geschehens. Und so sah man von Anfang an den Märtyrertod der römischen Christen als Zeugnis, sie gaben das Kostbarste, das sie besaßen, ihr Leben, um die Wahrheit des christlichen Glaubens zu bezeugen. Sie waren keine weltabgewandten Fanatiker, keine „psychisch Gestörten“- um einen heutigen Ausdruck zu gebrauchen. Nein, sie waren Römer und als solche pflegten sie bestimmt bis zu einem gewissen Ausmaß auch die römische Lebensweise, daran waren sie gewöhnt von Kindheit an: Sie liebten die Schönheit ihrer Umgebung, die prachtvolle Architektur Roms, ihre Gesundheit, gutes Essen und Trinken und wohl auch den römischen Müßiggang, manche unter ihnen sicher auch ihre Reichtümer. Wenn sie das alles mit ihrem Märtyrertod aufgaben, so ist das wohl ein noch viel größeres Opfer, als wir es uns heute vorstellen können. Die überlebenden Christen aber wussten sehr wohl um die Bedeutung dieses Zeugnisses und aus diesem Grund wurden die Gräber der Märtyrer bald schon Gegenstand tiefer Verehrung, die weitaus größer war, als man in späterer Zeit den Reliquien entgegen brachte. Der Leichnam im Grab war und blieb ein beredter Zeuge für Christus, als solcher auch ein mächtiger Fürsprecher im Himmel. Welch immens großer Gnadenschatz aber der Tod dieser Blutzeugen für die gesamte Nachwelt darstellte, konnte man wohl anfangs nicht ahnen. Ihr Tod war der Same für die Ausbreitung des Christentums.

Der Petersdom im Abendlicht
Wenn man heute auf dem Petersplatz steht, so sehen wir einen steinernen Zeugen vor uns: den Petersdom. Er legt ein stummes, zugleich aber äußerst beredtes Zeugnis ab von der Wahrheit des christlichen Glaubens. Ruhend auf dem Felsen im Untergrund, dem Grab des hl. Petrus, erhebt er sich über die Gräber von Scharen von Blutzeugen, die damals mit ihrem Leben Zeugnis ablegten. Und wenn wir durch die Kirche gehen, so tauchen wir mit unserem Blick ein in all die Jahrhunderte, die seit damals vergangen sind. Immer waren sie da, die Zeugen: die Kirchenväter, die großen Päpste, die Heiligen, die Märtyrer späterer Zeiten. Die größten Genies der Menschheit haben aus ihrem Glauben heraus die Erinnerung an diese Zeugen in ihren Glanzleistungen der Bildhauerei, der Malerei und der Architektur wachgehalten und so selbst ebenfalls Zeugnis für die Wahrheit gegeben. Wie viele Millionen und Abermillionen haben den Petersdom besucht, seit er erbaut wurde, sind hierher gekommen nicht als Touristen – der Tourismus ist eine relativ neue Erscheinung seit der Zeit nach dem 2. Weltkrieg - sondern als Pilger. Auch diese waren Zeugen, denn ihr Glaube führte sie zu den Apostelgräbern, sie nahmen immense Strapazen auf sich, überwanden viele Gefahren, nur um hierher zu kommen.
Wenn man sich all das einmal bewusst macht, wie könnte man dann noch ungläubig sein? Wie könnten diese unübersehbaren Scharen von Menschen im Laufe von 2000 Jahren, unter ihnen die größten Genies der Menschheit, einer Illusion nachgelaufen sein, für eine Illusion ihr Leben gegeben haben? Und doch breitet sich das neue Heidentum in unserer Gesellschaft immer weiter aus, dem christlichen Glauben begegnet man zunehmend nur mehr mit Ablehnung, Spott und Hohn. Dieses Verhalten entstammt wohl zu einem guten Teil der Hybris des heutigen Menschen („Wir heute wissen es besser“), zum anderen ist es dem Bildungsverlust und der Geschichtsvergessenheit geschuldet. Auf jeden Fall aber bleibt es schlichtweg eine Leugnung der Tatsachen, entgegen jeder Logik!
Mag der Dom, der die römisch-katholische Kirche repräsentiert, umweht werden von den Stürmen der Zeiten, mag er erschüttert werden und mögen sogar seine Mauern wanken: der Fels, auf dem er steht, bleibt ewig und in alle Ewigkeit legt er Zeugnis für Christus, den gekreuzigten und auferstandenen Herrn und Heiland ab!
Wir befinden uns wieder auf dem Petersplatz, dieses Mal auf der anderen Seite und gehen an der monumentalen Statue des hl. Petrus vorbei: Ein letzter, dankbarer Blick auf den Apostelfürsten, bevor wir unsere Wallfahrt fortsetzen, die uns vor die ehemaligen Mauern der Stadt bringen wird, zum anderen großen Apostel: San Paolo fuori le mura – Sankt Paul vor den Mauern.

Statue des hl. Petrus am Petersplatz