Der Rhein fließt in den Tiber 2 ?

Gelingt es den Progressiven, unter der Führung der Ultraliberalen (Deutsche und Französische Bischofskonferenz) bei der heurigen Familiensynode die Moral endgültig aufzulösen?
Zur Vorbereitung auf die bevorstehende vatikanische Bischofssynode über die Familie vom 4.–25. Oktober 2015 wurden zwei Veranstaltungen abgehalten, eine in Rom am 25. Mai, die andere in Akra, Ghana, vom 8. bis 11. Juni. Sie waren sehr unterschiedlich.
Der „Tag der Reflexion“ hinter geschlossenen Türen an der Gregoriana
Dieses nicht öffentliche Treffen wurde am 22. Mai durch einen Artikel von Jean-Marie Guénois, dem Vatikanisten der französischen Tageszeitung Le Figaro, publik gemacht:
„Die Initiative blieb sehr diskret, um nicht zu sagen geheim, aber sie hat Bedeutung. Nach unseren Quellen haben sich drei Bischofskonferenzen zusammengetan — die deutsche, die schweizerische und die französische —, um hinter verschlossenen Türen am Montag, dem 25. Mai, in Rom auf dem Gelände der Jesuiten-Universität Gregoriana einen Studientag abzuhalten, der sich auf die Themen einer Akzeptanz von Geschiedenen und bürgerlich Wiederverheirateten und homosexueller Personen in der Kirche konzentriert. Mehrere renommierte deutsche Theologen werden bei dieser Veranstaltung vor einem ausgewählten Publikum von nur fünfzig Personen sprechen. Die Abschlusskonferenz wird von Kardinal Reinhard Marx, dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, abgehalten. Dieser schwergewichtige Prälat — Mitglied des vom Papst gebildeten Kardinalsrat C9 — arbeitet zusammen mit Kardinal Kasper aktiv für eine Politik der Öffnung der katholischen Kirche in diesen Fragen.
Msgr. Jean-Luc Brunin, Bischof der Diözese Le Havre und Präsident des Rates für Familie und Gesellschaft der französischen Bischofskonferenz, wird in dieses Treffen einführen. Die schriftliche Einladung zu der Konferenz, datiert auf den 27. April, wurde von den drei Präsidenten der Bischofskonferenzen unterzeichnet — einschließlich Erzbischof Georges Pontiers für Frankreich — und enthält die Logos der drei Bischofskonferenzen. Aber merkwürdigerweise ist nur eine Handvoll französischer Bischöfe über diese Initiative informiert worden. Es scheint keine offizielle Tagesordnung zu geben: weder auf den Websites der drei Bischofskonferenzen noch auf der Website der Universität Gregoriana — die am Ende verlegen dem Le Figaro bestätigte, dass das Treffen stattfand. Schließlich erhielten auch im Vatikan nur wenige Persönlichkeiten die Einladung.“
Am 26. Mai, dem Tag nach der Sitzung, versuchte die französische Zeitung La Croix ihre Leser bezüglich dieser seltsamen Diskretion zu beruhigen:
„Die an der Gregoriana, der Jesuiten-Universität in Rom, hinter verschlossenen Türen abgehaltene Klausurtagung wird als Grundlage zur Vorbereitung einer ‚progressiven Strategie‘ bei der Synode verteidigt, die nicht einfach zu werden verspricht. Das Ziel war es, im Vorfeld dieses wichtigen Treffens zu bestimmen, wie man pastorale Praxis und lehrmäßige Treue in Bezug auf die komplexen ehelichen und familiären Situationen verknüpft, die die Kirche vorfindet: stabile Zweitehen, homosexuelle Lebensgemeinschaften, die ebenfalls dauerhaft und treu sind, oder auch außereheliche fruchtbare Gemeinschaften... Ein Teilnehmer fasste es wie folgt zusammen: ‚Die am häufigsten gesprochenen Worte waren Barmherzigkeit, Willkommen, Vergebung, Begleitung, Seelsorge und göttliche Pädagogik. Die Worte, die abgelehnt wurden waren: Regeln, Formalismus, Rigorismus.‘“
"Die Teilnehmer wollen, dass sich die Dinge bewegen"
Trotz allem musste La Croix zugeben:
„,Wir können nicht zu einem Abschluss dieser zweiten Synode gelangen, indem wir wiederholen, was die Kirche immer gesagt hat‘, wie einer der eingeladenen Priester, Pater François-Xavier Amherdt, Professor für Pastoraltheologie in Fribourg, warnte. Er wurde von AFP mit den Worten zitiert, dass die ‚Teilnehmer wollen, dass sich die Dinge bewegen‘“.
Die Moraltheologie vom Naturrecht "befreien"
In der Ausgabe vom 26. Mai der Tageszeitung National Catholic Register nimmt der Vatikanist Edward Pentin zur Teilnahme des Moraltheologen und Priesters Eberhard Schockenhoff an dieser Tagung Stellung:
„Glaubenstreue deutsche Katholiken betrachten ihn als den ‚Mastermind‘ hinter dem deutschen Episkopat und dadurch hinter der Synode über die Familie selbst. Als ein prominenter Kritiker von Humanae vitae und starker Fürsprecher von Reformen im Bereich der Sexualethik ist Schockenhoff der führende Berater der deutschen Bischöfe im Vorfeld der Synode. Im Jahr 2010 gab er ein Interview, in dem er die Dauerhaftigkeit und die Solidarität in einigen gleichgeschlechtlichen Beziehungen als ‚ethisch wertvoll‘ lobte. [sic] Er fordert, dass jede Beurteilung homosexueller Handlungen darauf Rücksicht nehmen müsse, dass die Gläubigen sich immer weiter von der kirchlichen Sexualmoral entfernten, die ihnen ‚unrealistisch und ihnen gegenüber feindlich‘ erscheine. Der Papst und die Bischöfe sollten „das ernst nehmen und nicht als Laxismus abtun“, sagte er. Schockenhoff fuhr fort und wiederholte, dass die Moraltheologie ‚vom Naturrecht befreit werden müsse‘ und auf dem Gewissen und der Lebenserfahrung der Gläubigen beruhen solle. Er bestand darauf, dass die Unauflöslichkeit der Ehe ‚nicht ernsthaft in Frage gestellt werde‘, wenn wiederverheirate Geschiedene die heilige Kommunion empfangen...“.[sic]
"Die Sprache der Kirche ist keine Sprache des Ausschlusses"
Auf der Website der ACI Stampa vom 27. Mai enthüllte der italienische Journalist Andrea Gagliarducci, wie das Conciliabulum [das kleine Konzil] in der Gregoriana ablief:
„Das Treffen fand hinter streng verschlossenen Türen statt, obwohl einige Journalisten teilnehmen durften. Diese durften über die Aussagen berichten, ohne Namen zu erwähnen. Und die abschließenden Beobachtungen wurden von Kardinal Reinhard Marx gemacht, dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz und einem derjenigen, der mehr als jeder andere in der letzten Synode für ein substanzielles Aggiornamento in der Lehre über die Geschiedenen und Wiederverheirateten und für die Seelsorge von Homosexuellen kämpfte, und dessen Slogan lautet: ‚Die Sprache der Kirche ist keine Sprache des Ausschlusses...‘“
Abtasten, wie weit sie gehen können ...
„Anstatt der Suche nach einer Strategie für die nächsten Synode scheint das Treffen stattdessen eher eine Umfrage gewesen zu sein, um herauszufinden, wie viele der Position einer totalen Öffnung in Bezug auf die Seelsorge der Familie zustimmen können. Ein Vorgeschmack auf das, was die nächste Bischofssynode sein könnte. Eine Gruppe von Personen, die hinter den Kulissen agieren, versucht die öffentliche Meinung zu verändern.“
„Der allgemeine Tenor der Diskussion war, ‚die pastorale Praxis den Zeichen der Zeit anzupassen‘, sagte einer der Teilnehmer zu ACI Stampa. Aber die höchste Geheimhaltung über den Inhalt der Diskussion blieb bestehen. Ein anderer Teilnehmer, der seinen Namen nicht erwähnt wissen wollte, betonte, dass ‚durch die Organisatoren leider Interviews zum Thema der Konferenz verboten sind‘“.
Orwells' 1984 Neusprech
Dennoch gewährte die Bibelwissenschaftlerin Anne-Marie Pelletier der französischen Nachrichtenagentur I. Media ein kurzes Interview in dem sie sagte: ‚Jeder nimmt hier eine Haltung der Treue zu Christus ein. Jeder von uns denkt, dass er einen Akt des kirchlichen Gehorsams gegenüber dem Evangelium geleistet hat. Was mir auffällt, ist, dass wir das Risiko einer Neuerung eingehen. Wenn das Evangelium Christus ist, werden wir zwangsläufig in ein Problem hineingezogen, das gänzlich unbekannt ist, das völlig neu ist, wodurch es notwendig ist, die Dinge anders zu sagen, um der Tradition treu zu bleiben. Hier geht es um eine wahre Treue zur Tradition, und natürlich ist das aufwändiger, als über die Tradition zu denken, dass sie ein und dieselbe Sache wiederhole.‘“
Die sexuelle Revolution im Hörsaal der Gregoriana
In der Ausgabe vom 27. Mai der Zeitung Nuova Bussola erschien ein Artikel mit dem Titel „Die sexuelle Revolution im Hörsaal der Gregoriana“, in dem Lorenzo Bertocchi schreibt, dass während dieses Treffens die Redebeiträge sich „vor allem auf homosexuelle Gemeinschaften konzentrierten. Das irische Referendum hatte dafür eine günstige Atmosphäre geschaffen. Und in der Tat soll ein anonymer ‚deutscher Priester und Theologe‘ gesagt haben, dass ‚die Frage kein Thema der Synode ist, aber auf jeden Fall ist es eine kulturelle Angelegenheit. Wenn es eine sehr tiefe Beziehung zwischen zwei Personen des gleichen Geschlechts gibt, die zu einer staatlichen Anerkennung führt, dann ist die Kirche verpflichtet, sie anzuerkennen.‘ Man müsse dies nicht gerade eine Ehe nennen.
Andererseits präsentierte ‚ein Professor‘ angeblich eine ‚ganz persönliche Vorstellung‘ von ehelicher Treue. ‚So wie das Leben länger wird, verändert sich auch die Grenze der Treue‘, wie der einzige zugelassene italienische Medienvertreter (von La Repubblica, Anm.) berichtet. Aber die kirchliche Disziplin ist nicht unbeweglich, bei weitem nicht. Nach einem Fehler oder nachdem man verlassen wurde, kann man sich zu einem neuen Leben mit einer anderen Person bekennen. Diese Probleme haben auch Personen, die am Lehramt partizipieren, und es sind Probleme nicht nur von den gläubigen Laien‘ (Beifall aus dem Hörsaal).“
„Die Frage dreht sich bekanntlich um eine Interpretation der Entwicklung des Dogmas, die über die Homogenität hinausgeht und zur Transformation neigt. Ein ‚deutscher Bischof‘ behauptet, dass ‚dogmatische Theologen sagen, dass die Lehre der Kirche feststeht. Doch im Gegenteil: es ist eine Entwicklung. Und wir brauchen eine Entwicklung der Sexualität.‘
Das Problem ist, genau zu bestimmen, wo wir am Ende mit dieser ‚Entwicklung‘ hin wollen, wie Kardinal Müller, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, immer und immer wieder wiederholt hat. In diesem Zusammenhang sind die Worte der Anne-Marie Pelletier zu Vatican Insider von erheblicher Bedeutung. Die französische Bibelwissenschaftlerin, die an dem Treffen teilnahm, erklärte, dass ‚wenn am Ende der Synode die Kirche das weiterhin bestätigt, was sie immer gesagt hat, das ein Fehler wäre‘“.
Freuds Triebtheorie1
„Aber kommen wir zurück zu dem Hörsaal der Gregoriana, wo ausführlich Freud und Fromm unter andere Gurus der sexuellen Revolution zitiert wurden und einige Theologen Argumente vortrugen, die alles andere als subtil sind.“ „Das Fehlen von Sexualität“, sagte einer der Redner, „kann verglichen werden mit Hunger und Durst...“ (usw., usque ad nauseam, Anm.).
„Die Diskussion wandte sich dann zu der Art und Weise, in der sich das Dogma entwickeln könnte, weil wir den Kontakt zu den Menschen nicht verlieren dürfen. Im Grunde ist alles zusammengefasst in der Frage eines ‚Priesters und Professors‘, einem Dilemma, das die Tische schüttelte, an denen die Teilnehmer saßen. ‚Was können wir zu jungen Menschen sagen, die sich nicht mehr in den Leitlinien der Kirche wiederfinden? Wie können wir eine Praxis des Eros realisieren? Hier sind wir mit Problemen konfrontiert, die wir zu bewältigen haben, ansonsten laufen uns die Leute davon.‘“
Am 29. Mai schrieb der italienische Vatikanist Sandro Magister in seinem Blog Chiesa einen Kommentar zu diesem „sehr diskreten Treffen“:
Vorauseilender Gehorsam?
„Die deutsche Bischofskonferenz ist der erweiterte und kämpferische Vorposten dieser Reformistenfront. Deren letzte offizielle Verkündung — Anfang Mai in mehreren Sprachen veröffentlicht — war die Antwort auf den Fragebogen aus Rom im Hinblick auf die nächste Zusammenkunft der Synode. Daraus lässt sich entnehmen, dass man in Deutschland bereits in der Breite das in die Praxis umgesetzt hat, was das Lehramt der Kirche verbietet und die Synode noch diskutiert. Und das bedeutet: Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene, die Zulassung einer zweiten Ehe und die Billigung homosexueller Gemeinschaften.“
Das Treffen der afrikanischen Bischöfe in Ghana
Das Treffen, das vom „Symposium der Bischofskonferenzen Afrikas und Madagaskars“ (SECAM) organisiert wurde, hatte zum Thema: „Die Familie in Afrika: welche Erfahrungen und welche Beiträge für die XIV. ordentliche Versammlung der Synode der Bischöfe?“ Es hatte nicht den Anspruch auf die gleiche Medienberichterstattung wie der Studientag am 25. Mai an der Gregoriana.
Sandro Magister beschreibt das am 15. Juni auf seinem Blog Chiesa folgendermaßen:
„Es waren fünf Kardinäle und fünfundvierzig Bischöfe aus vielen afrikanischen Ländern in Accra, der Hauptstadt Ghanas, vom 8.–11. Juni zusammengekommen. Alle im hellen Licht des Tages und nicht im fast Geheimen wie einige ihrer Kollegen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz, die sich wenige Tage zuvor an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom versammelt hatten.
Aber während es an der Gregoriana das Ziel war, die Haltung der Kirche zur Ehescheidung und zur Homosexualität zu ändern, ging in Accra der Tenor in die andere Richtung.
Afrika: Hoffnung und Elite der Kirche
Die Marschroute wurde von Guineas Kardinal Robert Sarah, Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst, in den allerersten Bemerkungen vorgegeben: ‚keine Angst davor zu haben, die Lehre Christi über die Ehe zu wiederholen’; ‚auf der Synode mit Klarheit und mit nur einer Stimme in der kindlichen Liebe der Kirche zu sprechen’; ‚Schutz der Familie vor allen Ideologien, die sie zerstören wollen, und daher auch vor der nationalen und internationalen Politik, die die Förderung der positiven Werte behindern’. Für diese Marschroute gab es einen vollständigen Konsens...
Neben Sarah waren die afrikanischen Kardinäle Christian Tumi aus Kamerun, Njue aus Kenia Berhaneyesus Souraphiel aus Äthiopien und Pengo aus Tansania anwesend. Der zuletzt genannte wurde von Papst Franziskus beim letzten Konsistorium zum Kardinal erhoben...
Um die Fragen im Titel zu beantworten, hielten die Teilnehmer am ersten Tag eine Diskussion ab, die auf der Grundlage von vier thematischen Einführungen in Arbeitsgruppen aufgeteilt und am folgenden Tag auf der Grundlage von fünf weiteren Vorträgen fortgesetzt wurde. Einer dieser Vorträge [Schemata] mit dem Titel ‚Die Erwartungen der Synode‘ wurde von dem Theologen und Anthropologen Edouard Ade, Generalsekretär der katholischen Universität von Westafrika (mit mehreren Campus in Cotonou, Benin und der Elfenbeinküste), vorgelesen.
Hier sind einige Auszüge aus dem Bericht von Pater Ade, die direkt auf die progressiven Vorschläge der europäischen Bischöfe reagieren:
– Die Illusionen der Pseudo-Offenheit:
‚Die Synodenväter sind sich ganz klar der Illusionen einer Pseudo-Offenheit gegenüber der Welt bewusst. Wenn wir den Medien glauben können, ist es ein Land, das die Führung bei der Öffnung der katholischen Lehre für die Anforderungen der modernen Welt übernehmen zu wollen scheint Deutschland. Aber wenn wir die Statistiken über die religiöse Praxis, die aus diesem Land zu uns kommen, vergleichen, so zeigen sie eine große Illusion: die protestantischen Gemeinden, die bereits homosexuelle Gemeinschaften segnen und Scheidung, Abtreibung und Euthanasie akzeptieren, haben nur 3,5 % praktizierende Gläubige, im Gegensatz zu 10,8 % der Katholiken. Daher ist es falsch zu sagen, dass mehr Offenheit für die Welt die Zahl der praktizierenden Katholiken steigere. Im Gegenteil würde eine solche Öffnung die kirchliche Lehre mit dem Geist der Welt verdünnen und die Kirche der großen Chance berauben, den Jugendlichen absolute Werte zu präsentieren, die aus Mangel an etwas Besserem sich extremistischen, dschihadistischen und terroristischen Gruppen usw. zuwenden. Denn mehr als wir denken, sucht die kommende Generation Sinn und hohe geistige Werte. Sie ist der konsumorientierten Kultur überdrüssig, die ihr durch die Globalisierung auferlegt wird, und selbstverständlich erwartet sie eine Kirche, die fest verwurzelt ist in Jesus Christus, die den Mut hat, hohe moralischen Werte vorzuschlagen und die Heiligkeit als Pfad für alle zugänglich zu machen.‘
Die Notwendigkeit, bei der Synode die Regeln für die Unterscheidung der Geister anzuwenden: ‚Das Kirchentreffen bei der Synode darf den Zweck nicht indirekt verfolgen. Dieser Marsch auf das Ziel erfordert einfache Gedanken und die Reinheit der Absicht, wie Baldwin von Forde [ein Erzbischof von Canterbury aus dem 12. Jahrhundert] lehrt. Tatsächlich passiert es oft, dass einige Dinge das Aussehen echter Tugenden annehmen oder aber das von Lastern und so die Augen und Herzen betrügen. Durch ihre eigene verführerische Kraft können sie dem klaren Blick unseres Verstandes Schwierigkeiten bereiten bis zu dem Punkt, dass sie manchmal verursachen, dass die Realitäten verwechselt werden, dass etwas tatsächlich Schlechtes für gut gehalten wird und umgekehrt. Das ist ein Aspekt unseres Elends und unserer Unwissenheit, die wir häufig bedauern und stark fürchten müssen.’
Deshalb empfiehlt der Apostel Paulus, dass wir die Geister prüfen, um zu sehen, ob sie wirklich von Gott kommen. Dank des Sinns des Urteilsvermögens müssen die Synodenväter wachsam bleiben für die Strategie des Feindes der Menschheit, der wie ein brüllender Löwe umherschleicht und sucht, wie er uns verschlingen könne. Tatsächlich macht er seine Runden in der Kirche, um einen Schwachpunkt zu finden, an dem er schnell eindringen kann. Wir sind aufgefordert, ihm im Glauben zu widerstehen (vgl. 1 Petr. 5,8–9).’
- Aufdeckung künstlicher Gegensätze:
‚Es ist eines seiner (d. h. des Feindes der Menschheit) wichtigsten Manöver, viel Publicity zu bekommen durch künstliche Widersprüche: Wir hören die Medien viel über ‚Konservative‘ und ‚Reformer‘ reden, über diejenigen, die eine ‚elitäre‘ Lehre verteidigen, und diejenigen, die eine ‚relativistische pastorale Praxis‘ begünstigen. Zwischen diesen auf die Spitze getriebenen künstlichen Gegensätzen schafft sie eine Zwischenposition, auf der Suche nach einem Vorschlag für eine emotional ansprechende Position mit ‚minimalen Anpassungen‘. Aber tatsächlich führt, wie uns die Geometrie lehrt, die kleinste Abweichung am Ausgangspunkt zu einer großen Abweichung am Zielpunkt. Daher wird hier die Strategie sein, die kleinste ‚Öffnung‘ zu finden, die alle Parteien während der Synode zufrieden stellt. Aber die Hermeneutik dieser ‚kleinen Konzession‘ kann morgen zu wichtigen lehrmäßigen Divergenzen führen— denken Sie hier an einige bestimmte Fälle von Personen, deren Orthodoxie nicht bezweifelt werden kann, für die barmherzige Aufmerksamkeit gefordert wird. Vielleicht müssen wir den Medien erklären, dass die Synodenväter in Rom keinen Wettbewerb mit der Hoffnung auf Trophäen für ihre lokalen Gemeinden veranstalten. Es ist nur ein Sieg zu erwarten: der Geist des Evangeliums über den Geist der Welt.‘
– Riskante pastorale Experimente anprangern:
‚Einige Hirten haben ohne die Erlaubnis des Heiligen Stuhls bereits Praktiken gegen die gemeinsame Disziplin eingeführt und wollen von der Synode, dass sie diese Praktiken ratifiziert. Derartige pastorale Einstellung müssen mit äußerster Härte angeprangert werden.‘
– Die Notwendigkeit großer Wachsamkeit:
‚Die Methode, die vom dem Fürsten dieser Welt benutzt wird, um die Kirche zu destabilisieren, ist die Methode des Trojanischen Pferdes. Und hier sind die Trojaner, die er im Laufe der Synodenversammlung bereitgestellt haben könnte:
Neusprech entlarvt
1. Erfinden eine neue Sprache für unveränderliche Wahrheiten: dieses Ersuchen, eine neue Sprache zu finden, ist sicherlich in der Relatio Synodi vorhanden und in den Debatten, die seit dem Abschluss der außerordentlichen Versammlung im Oktober 2014 durchgeführt worden sind. Es ist wahr, dass die Neuevangelisierung und die Bemühungen zur Inkulturation des Glaubens in der modernen Welt eine Form der Kommunikation fordern, die die heutigen Menschen anspricht, ein wenig wie die Art und Weise, in der Jesus zu seiner Zeit Gleichnisse verwendete, um von seinen Zuhörern verstanden zu werden. Aber wie das Evangelium uns zeigt, wurden diese Gleichnisse von keinem, selbst nicht von den Jüngern verstanden, die gemeinsam mit Jesus lebten. Er hatte sie ihnen zu erläutern, besonders die Bedeutung der Gleichnisse. Haben wir das Recht, dieses Werk der Erklärung zu verschweigen? Ist es wirklich das Wort, das unsere Zeitgenossen stört, oder die Realität, auf die sich das Wort bezieht?
sub specie boni - unter dem Schein des Guten
2. Die Rede von Werten. In der Relatio Synodi gab es auch viele Diskussionen über positive Werte bei ‚Geschiedenen und wiederverheirateten Personen‘ und in ‚homosexuellen Gemeinschaften‘ usw. Es gibt gute Gründe, hier der Schule des heiligen Thomas von Aquin standhaft zu folgen und zu unterscheiden zwischen dem Zugeständnis von etwas ‚Gutem‘ im Sünder und dem Zugeständnis von etwas ‚Gutem‘ in seinem sündigen Zustand. Sonst müssten wir auch sagen, dass Polygamie zwischen Getauften ein Wert sei, denn das (i. e. Polygamie) ist es in der Tat, worüber wir reden im Falle der Geschiedenen, die ‚wieder geheiratet‘ haben (d. h. geschieden und ‚verheiratet‘ sind). Um den Vergleich noch weiter zu führen: Wenn man zugesteht, dass in diesen Gemeinschaften, die dem Evangelium widersprechen, positive Werte vorhanden sind, dann muss man auch anerkennen, dass es einiges Gute in einer Gruppe von Terroristen oder in der Mafia oder einer anderen Vereinigung dieser Art gibt, einfach deshalb, weil die Menschen in diesen Netzwerken in der Lage sind, Selbstlosigkeit, Solidarität, Loyalität und viele andere Werte zu leben, die wir in Wohlfahrtsverbänden finden.
Luthers Anthropologie: der Mensch kann der Sünde nicht widerstehen
3. Die ‚Idealisierung‘ der Anforderungen des Evangeliums: Dies ist ein Ausdruck, der oft wiederholt wird in den derzeitigen Diskussionen über die christliche Familie, über die katholische Ehe und ihre Unauflöslichkeit, ihre Anforderungen an die Treue und ihre Offenheit für die Zeugung. Diese Anforderungen werden als ‚ideal‘ vorgestellt. Hinter dieser Art der Darstellung versteckt sich in der Tat eine große Gefahr, weil auf diese Weise die Einhaltung der Gebote Gottes als hehres Ziel dargestellt wird, das aber von gewöhnlichen Sterblichen nicht erreichbar sei. Wenn das der Fall wäre, wäre das Evangelium nicht die gute Nachrichten für die Menschen, sondern eher eine Belastung, die dem Menschen vorzuschlagen nutzlos wäre.
Den Modernisten endlich die Maske herunterreißen
4. Zweideutigkeiten und unklare Aussagen: Bereits in der Relatio Synodi, aber auch in den Debatten, die heute durchgeführt werden, gibt es vieles an unseriöser Sprache in den Formulierungen. Jemand beginnt mit etwas dogmatisch Unbestreitbarem und endet mit einer inakzeptablen oder mehrdeutigen Aussage. So hören wir: Wir wollen keine „Ehe für alle“, aber wir befürworten, dass die Kirche anerkennt, dass auch in anderen Formen stabiler und treu gelebter Gemeinschaft ‚Werte gelebt‘ werden etc.
Der hl. Ignatius von Loyola hat uns vor solchen Ideen gewarnt: Wir müssen untersuchen, ob ein guter Anfang auch zu einem guten Ende führt, denn der Feind der Menschheit kann sich listig in einen Engel des Lichts verwandeln. Er gibt der treuen Seele Gedanken ein, die im Einklang mit Frömmigkeit sind, und zieht sie nach unten, bis sie bei seinen eigenen perversen Ideen landet. Deshalb rät uns der hl. Ignatius, die Schlange an ihrem Schwanz zu erkennen.“
Kommentare: Das Dokument von Pater Ade reagiert sehr zutreffend auf die heterodoxen Vorschläge der Kardinäle Walter Kasper und Reinhard Marx. Es ist zu hoffen, dass in einem weiteren Schritt Pater Ade den gleichen kritischen Scharfsinn auf bestimmte konziliare Dokumente anwendet, die durch das Eingeständnis ihren Autoren auch semantische und doktrinäre Mehrdeutigkeiten enthalten, die dazu bestimmt waren, später zu Gunsten einer immer größeren Offenheit gegenüber dem Geist der Welt benutzt zu werden.
In der Übernahme des Titels des Buches von Pater Ralph Wiltgen „Der Rhein fließt in den Tiber“ kann man nur hoffen, dass die afrikanischen Bischöfe, ausgebildet und trainiert in der Unterscheidung der Geister und ausgestattet mit einem gerechten kritischen Sinn, nicht nur verhindern, dass der Rhein in den Volta-See (Ghana) fließt, dass sie nicht zulassen, dass die beschädigte Lehre und pastorale Praxis diese Missionsländer verschmutzt; sondern dass sie verhindern, dass der Rhein wie schon vor 50 Jahren in den Tiber fließt, dass sie Europa im kommenden Oktober daran erinnern, was sie von Europa erhalten haben in den Tagen, als es noch wirklich missionarisch war. Denn es gibt nur einen Sieg, den wir erhoffen können: „den Sieg des Geistes des Evangeliums über den Geist der Welt“.
Quelle: dici.org, Familiensynode : Der Rhein wird nicht in den Volta-See fließen
- 1Joseph Daniel Unwin hat in seinem Buch "Sex and Culture" eindrucksvoll den Zusammenhang des Niedergangs aller Hochkulturen und sexueller Freizügigkeit nachgewiesen. Der Völkermord durch Abtreibung, dem dritten Reich Ehre machende Euthanasiegesetze und Massenglaubensabfall sind nur die eindrucksvollsten Boten des Endes des christlichen Europas als Hochkultur.