Der selige Marco d’Aviano – Der Retter Wiens
Carlo Domenico von Christophori – das war der weltliche Name unseres Seligen – wurde als zweites von zehn Kindern in einer wohlhabenden und frommen Familie in Aviano (Friaul, Norditalien) am 17. November 1631 geboren. In jenem Jahr wütete die Pest in Aviano und mit vielen anderen Bewohnern der Stadt flehte die Familie Christophori zum großen hl. Karl Borromäus um seine Fürbitte zur Beendigung dieser Plage. Bald danach gab es keine Pestkranken mehr in der Stadt und zum Dank gab die Familie dem neugeborenen Sohn den Namen Carlo. Später erhielt der junge und begabte Schüler Im Jesuitenkonvikt in Görz (Goricia) gemeinsam mit 400 anderen Studenten eine fundierte Ausbildung.
Seit Jahrhunderten stand Europa unter der ständigen Bedrohung durch die Osmanische Expansion und auch Carlo’s Geburtsstadt war im Jahr 1499 von einem Türkenheer überfallen worden, 2000 Menschen starben bei dieser Invasion und 10.000 wurden als Sklaven weggeführt. Zweifelsohne war dieses Geschehen noch immer präsent in der Erinnerung der Bevölkerung und die Gefahr eines Einfalles des Osmanischen Heeres war lange noch nicht gebannt. Eines Tages, im Alter von 15 Jahren, entschloss sich Carlo – idealistisch und übermütig wie ein Jugendlicher in diesem Alter ist –, die Schule zu verlassen und als Missionar ins Türkenland zu gehen. Er kam nicht weit, nur bis zum Kapuzinerkloster in Capo d’Istria, wo er um ein Stück Brot bettelte, da seine Geldreserven erschöpft waren. Hier überzeugte man ihn, zu seiner Familie zurückzukehren und die Studien fortzusetzen. Der Junge gehorchte und doch war diese Begegnung mit den Kapuzinern entscheidend für sein ganzes Leben: Am 21. November 1648 tritt er in Conegliano in den Kapuzinerorden ein und erhält den Namen Marco. Nach einem schweren und für ihn sehr herausfordernden Noviziat legt er ein Jahr später die Ordensgelübde ab. Wurden seine Talente verkannt oder reiften sie erst später? Marco gehörte zu denen, die von einem weiteren Studium ausgeschlossen wurden. Das war ein harter Schlag für den jungen Mönch, den er aber in Treue zu Gott und zu seinem Orden annahm. Am 18. September 1655 wurde er wohl zum Priester geweiht, aber er durfte weder predigen noch Beichte hören.
Dann aber besuchte der Ordensgeneral das Kloster und führte Gespräche mit jedem einzelnen Mönch. Er war tief beeindruckt von den geistigen Fähigkeiten des Pater Markus und setzte sich dafür ein, dass dieser studieren durfte. Es folgte ein dreijähriges Philosophie- und ein vierjähriges Theologiestudium. Im September 1664, erst mit 33 Jahren also, erhielt P. Markus die ersehnte Erlaubnis zur Predigt. Als er in einer Vorstadt von Trient erstmals predigte, waren die Menschen hingerissen, v.a. aber zutiefst erschüttert von seinen Worten. Eine Person, die der ganzen Stadt Anlass zum Ärgernis gegeben hatte, bekehrte sich durch diese Predigt. Von da an gaben ihm seine Ordensoberen reichlich Gelegenheit, sein Predigttalent zu nützen und schickten ihn als Bußprediger in verschiedene Städte in ganz Italien. Immer bereitete er sich gründlich auf seine Predigten vor, selbst noch nach vielen Jahren, nicht nur durch Studium, sondern vor allem durch Gebet und Opfer. Tage und Nächte verbrachte er, soweit es seine Arbeit zuließ, vor dem Tabernakel im Gebet, hier schöpfte er auch jene Andacht und Innerlichkeit, die bei der Darbringung des hl. Messopfers sichtbar wurden.
Erstes Wunder in Padua
Am 15. August 1676 predigte P. Markus im Nonnenkloster St. Prosdocimo in Padua. Die Nonnen waren tief betroffen von seinen Worten und baten ihn, einer Mitschwester, Vinzenza Francesconi, die infolge einer Krankheit seit 13 Jahren an das Bett gefesselt war, seinen Segen zu erteilen. P. Markus betete mit den Schwestern an ihrem Bett, forderte die Kranke zum Gottvertrauen auf und segnete sie. Daraufhin fühlte sich die Patientin sofort gesund. P. Markus befahl ihr, eine Stiege hinauf- und hinunterzugehen, was sie prompt ausführte, ohne irgendein Zeichen von Schwäche oder Unsicherheit. Die Heilung war vollständig und die Krankheit kehrte nicht wieder. Die Kunde von diesem Wunder aber eilte P. Markus voraus und Scharen von Menschen fanden sich vor der Pforte seines Klosters ein. Mit der Ruhe und Beschaulichkeit im Kloster war es vorbei. Kurze Zeit später wurde er nach Venedig geholt und auch hier kam es zu zwei spektakulären Heilungen prominenter Personen, die eine litt seit Jahren an heftigen Beschwerden infolge der Gicht, die andere an Brustkrebs. Immer forderte P. Markus die Kranken zunächst zu echter Reue, zur Bekehrung, zu Gottvertrauen und zu einem Vorsatz zur Lebensbesserung auf und nachdem sie gebeichtet und die hl. Kommunion empfangen hatten, segnete er sie. Hunderte Fälle von dauerhaften Krankenheilungen nach seinem Segen sind in den Archiven dokumentiert. Für P. Markus aber war das Charisma der Wunderheilungen eine beständige Qual. Er liebte die Einsamkeit und musste doch stets in aller Öffentlichkeit wirken. Er wollte die Bekehrung der Menschen, aber nicht ihren Beifall. Er litt, wenn er Menschen traf, die gegen Gottes Gebote verstießen. Von seinen Ordensoberen wurde er in fast alle Provinzen Italiens geschickt und wo immer er sich befand, pilgerten Gruppen von Wallfahrern zu seiner Unterkunft, weder untertags noch nachts fand er Ruhe. Die Nachricht über die vielen Bekehrungen und die unleugbaren, da ärztlich bestätigten Wunder, die nach seinem Segen geschahen, verbreitete sich bald in ganz Europa.
Freund des Kaisers
Vier Jahre lang wurde sein Ordensgeneral und Papst Innozenz XI. von deutschen Fürsten gebeten, Pater Markus nach Deutschland zu schicken. Die Ansuchen wurden immer wieder abgelehnt, da P. Markus nur Italienisch und Latein sprach. Im Jahre 1680 endlich schickte man ihn zu Fuß nach Deutschland, begleitet von einem Mitbruder, der für ihn übersetzen sollte. Sein Weg führte über Innsbruck, wo Herzog Karl Joseph Leopold von Lothringen nach dem Segen von P. Markus von einem schweren Fußleiden geheilt wurde. Er wanderte weiter nach München und auch hierher war ihm sein Ruf vorausgeeilt und die Kirchen, wo er predigte, wurden von Menschenmassen umlagert, die sich tief betroffen von seinen Predigten zeigten. Nach mehreren Wochen in München wandte er sich heimwärts, musste aber in Arco am Gardasee wegen einer Fußverletzung längeren Halt machen. Hier ereilten ihn mehrere Schreiben, die ihn wieder zurück nach Österreich schickten, Kaiser Leopold I. hatte ihn angefragt.
Über Salzburg und Passau wanderte er nach Linz und hier kam es erstmals zur Begegnung des römischen Kaisers deutscher Nation mit dem einfachen Kapuziner aus der venetianischen Republik, bei welcher der Grundstein für eine außergewöhnliche und lebenslange Freundschaft gelegt wurde. Der Kaiser empfing den schlichten Mönch mit großer Hochachtung und vertraute ihm als heiligmäßigen Priester vom ersten Augenblick an. Bald schon wurde der Kapuzinerpater sein Seelenführer, aber auch sein Berater in weltlichen Dingen. Das freundschaftliche Verhältnis zwischen diesen so unterschiedlichen Personen spiegelt sich in der Korrespondenz, welche die beiden über viele Jahre führten. 331 Briefe sind im kaiserlichen Archiv erhalten geblieben. Der Kapuzinerpater gibt dem Kaiser auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens Ratschläge, er macht Vorschläge hinsichtlich Verwaltung und Kriegsführung, zeigt Missstände am Hof auf, weist ihn aber auch auf seine Unterlassungssünden hin. Die Briefe zeugen von einem tiefen gegenseitigen Vertrauen und von wahrer und tiefer Freundschaft.
Ende September bricht P. Markus nach Deutschland auf und in zahlreichen Städten entsteht infolge seiner Predigten eine Bewegung des Glaubens, der Bekehrung und des Gottvertrauens und überall werden die Menschen durch seine Worte erschüttert. Es folgen weitere Reisen nach Holland, Frankreich und Belgien und wieder nach Deutschland. Im Juni 1682 trifft er neuerlich mit Kaiser Leopold zusammen, dieses Mal in der Sommerresidenz Laxenburg bei Wien. Als Vertrauter und Ratgeber des Kaisers führt er stundenlange Gespräche mit ihm. Als er einmal auf einem öffentlichen Platz in Wien vor einer großen Menschenmenge und in Gegenwart des Kaisers predigte, rief er aus: "O Wien, Wien! Deine Liebe zum freien Leben hat dir eine schwere und baldige Züchtigung bereitet. Ändere deine Sitten und sieh wohl zu, was du tust, du unglückseliges Wien!" Der Zusammenhang dieser Warnung mit der Katastrophe, die bereits am Horizont heraufdämmerte, kann wohl kaum in Abrede gestellt werden. Zu dieser Zeit herrschte ganz besonders beim Adel eine große Unsittlichkeit, von der viele Quellen berichten.
Die Belagerung Wiens durch die Osmanische Armee
Das Jahr 1683 brachte eine neue Aufgabe für P. Markus und diese sollte ihm für immer einen ehrenvollen Platz in der Geschichte Österreichs, ja ganz Europas, sichern. In den Briefen Kaiser Leopolds, die er an den Kapuziner richtet, ist immer wieder von der Türkengefahr die Rede. Die Garantie der Franzosen, gegen eine türkische Invasion nichts zu unternehmen, ja, diese sogar zu unterstützen, ermutigte den Großwesir Kara Mustapha, gegen Wien zu marschieren. Ungarische Rebellen, von Frankreich unterstützt, schlossen sich an. Der Kaiser hatte einen einzigen Unterstützer, Papst Innozenz XI., der sich redlich bemühte, die christlichen Fürsten zu einem gemeinsamen Kampf gegen die drohende Gefahr zu vereinen, aber kläglich scheiterte. Kara Mustapha war unterwegs mit einem Heer von 250.000 Mann, unter ihnen Tataren, die für die Plünderungen, Brände und Morde hauptverantwortlich waren. Die Truppen des Kaisers zählten nur 40.000 Mann. Der polnische König hatte zwar seine Unterstützung zugesagt, außerdem sollten Soldaten aus Bayern kommen, aber angesichts der Übermacht bahnte sich eine völlig aussichtslose Lage für die Kaiserstadt an.
Anfang 1683 erreichte die osmanische Armee Belgrad und zog weiter, plündernd, mordend und brandschatzend durch Ungarn, wo sie eine Spur von Tod und Verwüstung hinterließ. Anfang Juli zog sie geraden Wegs gegen Wien. Wer konnte, verließ die Stadt, 60.000 Menschen sollen geflohen sein, 70.000 blieben in der Stadt zurück. In der Nacht vom 7. auf den 8. Juli floh auch Kaiser Leopold I. mit seinem Hof nach Linz und weiter nach Passau, am 17. Juli war die Stadt von allen Seiten eingeschlossen. Es war keine Zeit geblieben, richtige Verteidigungspositionen aufzubauen, man schaffte es gerade noch, 10.000 Soldaten innerhalb der Stadtmauern zu positionieren. Von mehreren Seiten wurde das Kommen des Kapuzinerpaters erbeten, aber P. Markus durfte nicht ohne päpstlichen Auftrag nach Wien reisen. Kaiser Leopold wusste um die schlechte Gesundheit seines Freundes und zögerte, nach ihm zu fragen. Erst als die Lage völlig aussichtslos war, wandte er sich an den Papst und dieser schickte P. Markus nach Wien. Die Stadt musste nicht nur dem übermächtigen Türkenheer widerstehen, sondern auch gegen den Typhus kämpfen, der die ohnehin durch den Mangel an Lebensmittel geschwächte Bevölkerung hinwegraffte. Es war nur mehr eine Frage von wenigen Tagen, bis Wien fallen musste.
Der Retter Wiens
Am 4. September 1683 nahm P. Markus am Kriegsrat in Tulln, wo sich der Sammelplatz der Truppen befand, als päpstlicher Legat teil. Ihm war sofort klar, dass die Stadt bald dem Untergang geweiht wäre, daher forderte er den sofortigen Vormarsch nach Wien. Sein Drängen beschleunigte den Entsatz von Wien um mindestens zehn Tage. Trotz der immensen Gefahr gab es unter den Kommandierenden Rivalitäten und Eifersüchteleien. König Johann Sobieski aus Polen forderte den Oberbefehl, aber der Kaiser wollte persönlich an der Befreiungsschlacht teilnehmen, was den Polenkönig aufbrachte, weil dann der Kaiser die Befehlsgewalt gehabt hätte. Es war das Verdienst von P. Markus, den Kaiser zu überzeugen, in Dürnstein zu bleiben und nicht zur Armee zu kommen. Die Anwesenheit des Kaisers hätte wahrscheinlich den Abzug des ohnehin verstimmten Polenkönigs zur Folge gehabt. Durch den Briefverkehr, der geführt wurde, zeigt sich deutlich, dass allein durch das Bemühen des Kapuziners die Befreiung Wiens nicht noch in letzter Minute scheiterte.
Am 11. September marschierte das Entsatzheer, ohne auf Widerstand zu treffen, auf den Kahlenberg - ein schweres Versäumnis der Türken, die diese Lücke offen gelassen hatten. P. Markus berichtete dem Kaiser "vom Berg, im Angesicht von Wien", dass er den vorbeimarschierenden Truppen eben seinen Segen erteilt hatte. Am frühen Morgen des 12. September las er vor den Feldherren die hl. Messe, wobei ihm König Sobiesky ministrierte. Danach forderte er die Heerführer zum Gottvertrauen auf und erteilte ihnen seinen Segen. Mehrmals hatte er ihnen den Sieg vorausgesagt. Die denkwürdige Schlacht begann, aber ihr Ausgang war durch viele Stunden ungewiss. "Markus von Aviano", so lesen wir in einem Bericht, "welcher die ganze Schlacht hindurch, wo die Gefahr am größten gewesen war, mit einem Kruzifix in der Hand, von einem Ort zum anderen gegangen", segnete das Heer und sprach den Soldaten Mut zu. Am Abend war Wien gerettet, der Vormarsch der Türken gestoppt, das christliche Abendland von einem sechshundertjährigen Druck befreit. Kara Mustapha und sein Heer flohen in Richtung Ungarn. 20.000 seiner Männer waren gefallen, das christliche Heer musste etwa 2000 Gefallene beklagen. König Sobieski sprach in den Briefen an seine Frau über den "heiligen Mann P. Markus", dem der Sieg zu verdanken war. Auch der Papst in Rom atmete auf, denn wäre Wien gefallen, wäre Rom das nächste Ziel der osmanischen Armee gewesen.
Eine ewige Ruhestätte in Wien
Als päpstlicher Legat wirkte P. Markus in den folgenden Jahren daran mit, die osteuropäischen Städte aus der Besatzung durch die Türken zu befreien, wobei er immer sein diplomatsches Geschick einsetzte, aber auch die übernatürlichen Mittel. Die Kriege zogen sich über 15 Jahre hinweg, bis schließlich mit Belgrad die letzte Stadt befreit wurde. Kaiser Leopold bat ihn, ständig in Wien am Hof zu bleiben, aber er lehnte ab und obwohl die Reisen zunehmend beschwerlicher für ihn wurden, kam er alle zwei bis drei Jahre zu seinem Freund, dem Kaiser, nach Wien und unterstützte und beriet ihn. Er verkehrte am kaiserlichen Hof und in vielen Fürstenhäusern und blieb immer der demütige und sanftmütige Mönch, der niemals etwas für sich erbat. Mit Kreuz und Brevier kam er und mit dem gleichen Gepäck ging er auch wieder. Seine Demut und Sanftmütigkeit bewahrte er sich auch in allen Anfeindungen, die er erleben musste.
Im Frühjahr 1699 kam er, bereits gezeichnet von einer schweren Erkrankung, erneut nach Wien. Er war zu schwach für die Rückreise, die Krankheit verschlechterte sich zunehmend und am 13. August verstarb er im Beisein des Kaiserpaares. Der Kaiser schrieb über seinen Tod: „Pater Markus atmete jenen Geist aus, der so viele Seelen erwärmt hatte und sprach mit Gott, während er mit uns verkehrte.“ Der Diener Gottes verstarb in Wien, der Stadt, deren Wohl ihm so sehr am Herzen gelegen hatte. Am 17. August fand im Beisein des Kaisers seine Grablegung in der Klostergruft statt, im Jahr 1703 wurde er in der rechten Seitenkapelle der Wiener Kapuzinerkirche beigesetzt, wo sich heute noch sein Grab befindet. P. Markus, der Retter Wiens, verließ seine Stadt auch im Tode nicht. Auf dem Epitaph in der Kapuzinerkirche lesen wir: „Dem Schutzgeist Wiens und Österreichs in der Türkennot 1683 P. Marco Aviano O.C.“ Im Jahr 1891 wurde der Seligsprechungsprozess eingeleitet, im Jahr 2003 wurde der ehrwürdige Diener Gottes selig gesprochen.
Warum gibt es heute keine Wunder?
Wenn wir Menschen des 21. Jahrhunderts die Lebensbeschreibung des seligen Marco d'Aviano lesen und von den vielen Krankenheilungen erfahren, gehen wir, selbst als gläubige Menschen, fast reflexartig auf Abstand. Es fällt uns schwer, Wunder in die Gedankenwelt der säkularen Gesellschaft, in der wir leben, einzubauen. Wir haben kein Wunder, keine wunderbare Krankenheilung erlebt. Jedoch: wir können schon allein am Beispiel des Kaiser Leopold sehen, wie sehr die Menschen jener Zeit in ihrem christlichen Glauben eingebettet waren, ja mit ihm förmlich verwoben waren. Der Glaube war eine selbstverständliche Realität, auch in der Politik und auch im öffentlichen Leben - und kein belächeltes Tabu wie heute. Die vielen Kirchen waren voll mit Gläubigen und man kann sich denken, dass die unzähligen Gebete, Andachten und vor allem die heiligen Messen – das Kostbarste, das wir hier auf Erden haben - den Gnadenstrom Gottes auf die Menschen jener Zeit herabzogen. Zu ihnen sandte Gott einen P. Markus, den Er mit der Gabe der Heilung begnadet hatte und durch den Segen Seines Werkzeuges wirkte Gott Wunder und heilte auch Schwerstkranke. Hunderte Fälle sind dokumentiert, die auf die Fürsprache von P. Markus geheilt wurden, die Schriftstücke der Ärzte, die die Heilungen bestätigt haben, liegen noch heute in den Archiven. Und immer waren es Spontanheilungen, wie z.B. ein Mann, dessen Gesicht zuvor wie "Eichenrinde" war und im nächsten Moment war seine Haut glatt und rosig oder ein gelähmter Arm, der nach dem Segen des P. Markus wieder voll funktionsfähig war.
Wir haben uns an die furchtbare und glaubenslose Zeit, in der wir leben, gewöhnt, wir wurden in sie hineingeboren, aber wir sollten versuchen, uns bewusst zu machen, wie viele und welch schreckliche Verstöße gegen Gottes heiligen Willen in unserer Zeit in jeder Sekunde geschehen. Denken wir nur an die unzähligen ungeborenen Kinder, die jährlich getötet werden – und ihre Zahl beträgt nur in unserem Land mehrere Zehntausend - denken wir an die Genderideologie mit all ihren Auswüchsen, an den Materialismus unserer Zeit, wo einzig das Streben nach Geld zum Lebensinhalt wurde usw. usw. Und wenn die überwiegende Mehrheit der Menschen Gott ablehnt, Ihn zurückweist, von Ihm nichts mehr hören will, wenn nicht mehr gebetet wird, wenn so wenige hl. Messen geopfert werden, ja wenn die hl. Messe vielerorts der Lächerlichkeit preisgegeben wird, wie könnte es dann noch Wunder geben? Gott respektiert unsere Entscheidungen, unsere Freiheit, und wenn nicht gebetet und geopfert wird, kann der Gnadenstrom des Himmels nicht fließen. Möge der „Schutzgeist Wiens“, der selige Marco d’Aviano sich vom Himmel aus seiner Stadt Wien annehmen und auch unseres Landes Österreich, und möge er uns ein Fürsprecher bei Gott sein, unseren Glauben in dieser Zeit des großen Glaubensabfalls zu bewahren und gegen alle Widerstände zu bezeugen.
Festtag des seligen Marco d'Aviano: 13. August