Einfache Weise des inneren Gebets

nach der hl. Margareta Maria Alacoque (1647-1690)
Der Mensch verlangt aus seinem tiefsten Wesen heraus nach Glück, nach Anerkennung und nach Liebe. Durch die Atmosphäre der glaubenslosen Welt, die uns täglich umgibt, werden wir jedoch durch Scheingüter, ein Scheinglück und ein Zerrbild der Liebe irregeleitet und getäuscht.
Besonders in der Arbeitswelt müssen viele immer mehr in einer virtuellen Bildschirmwelt leben, und sind in Gefahr, von der Technik zu sehr fasziniert und sogar mitgerissen zu werden.
Wie oft hören wir Priester die Klage: Herr Pater, ich kann mich beim Gebet nicht sammeln, und eine Betrachtung zu halten ist mir geradezu unmöglich. Ich will an dieser Stelle nicht auf die tiefe Ursachen dieser Schwierigkeit eingehen, welche sogar die Denkfähigkeit besonders des jungen Menschen lähmen kann, sondern möchte nur einige Ratschläge für ein tieferes Gebet angeben, wie sie uns die hl. Margareta Maria Alacoque darlegt.
Drei Hindernisse gegen das innere Gebet
1. Die bewussten, absichtlichen (auch lässlichen) Sünden, denn die Sünde entfernt uns von Gott. Durch die schwere Sünde kann sogar der Geist verdunkelt werden, dass die Seele sich gar nicht mehr zu Gott erheben will.
2. Ein Mangel an Abtötung der Sinne. Wenn wir allen sinnlichen Regungen nachgeben, jede Neugierde und Zerstreuung folgen und auf keine Weise Beherrschung und Abtötung üben wollen, wird die Seele schwerlich Gott innerlich finden und ihm begegnen können.
3. Das Fehlen der Stille und Sammlung. Wer mit seinen Sinnen dauernd virtuelle Bilder aufnimmt, und so die Betätigung des Nachdenkens zu Gunsten der Sinne ausschaltet, oder wer sich täglich bewusst während einer längeren Zeit durch seichte Popmusik berieseln lässt, lebt zu sehr in der Sinnlichkeit und kann unmöglich die notwendige innere Stille erlangen, um wahrhaft zu beten.
Ein Zugang zum inneren Gebet
„Wenn sie zur Betrachtung gehen, begleiten Sie unseren Herrn zum Ölgarten, wo er sich zum Gebet zurückzog, und vereinigen Sie sich mit seiner Gesinnung. Diese Übung der Gegenwart beim Heiland kann sehr gut jede Ablenkung, Langeweile und Nachlässigkeit verhindern.
Falls Sie dennoch zerstreut werden, rufen Sie Ihren Geist mit dem sanften Vorwurf zurück: ‚Was, du kannst nicht einmal eine kleine Weile mit Jesus verbleiben!’
Dann wenden Sie sich ganz einfach wieder dem Betrachtungsgegenstand zu. Am Ende opfern Sie dem Ewigen Vater das Gebet seines geliebten Sohnes auf, um ihre Mängel wieder gut zu machen.“ (Aus den Weisungen an eine Mitschwester)
Das Gebet der Einfachheit
Die Heilige empfiehlt sehr das einfache Herzensgebet: „Die Seele soll sich ganz still in der Gegenwart Gottes halten, und allen seinen Anregungen folgen. Sie wird wie eine Jüngerin vor ihrem Meister verweilen, der ihr beibringen möchte, seinen Willen gut zu vollbringen. Oder wie ein unnützer Diener, ohne Gebetsbewegungen zu erzwingen und ohne auf die Gedanken zu achten, welche die Eigenliebe ihnen vorstellt, sie würden die Zeit unnütz verschwenden.“
„Der Geist muss ganz einfach werden und sich dem Willen Gottes überlassen. Er soll in das heiligste Herz Jesu eintreten und alle Sorge für uns selbst ihm überlassen. Sich in ihm aufhalten wie in einem Abgrund der Liebe, um dort alles zu verlieren, was von uns kommt, damit er darin niederlege, was von ihm kommt.“ – Wir sollten nicht zu viel denken beim Gebet, aber viel lieben.
Um alles zusammenzufassen: „Sie müssen aus Ihrem Herzen einen Thron für seine Liebe machen, dort hinein sollen Sie sich mit ihm zurückziehen und schweigend verweilen, indem Sie ihn anbeten und mit all Ihren Kräften und Fähigkeiten lieben, alle unnützen Gedanken und alle eitle Wissbegier abweisen, um in Stille hinzuhören, was er Ihrem Herzen sagen will.“
Ein Weg zur Heiligkeit im Herzen Jesu
„Wir müssen aus allen unseren Kräften danach streben, in sein anbetungswürdiges Herz einzugehen, indem wir uns recht klein machen durch das demütige Eingeständnis unseres Nichts, in das wir uns immer ganz versenkt halten müssen. Wir müssen uns ein Reich des Friedens in diesem heiligsten Herzen einrichten. Das wird geschehen durch die Gleichförmigkeit mit seinem heiligen Willen, dem wir uns derart überlassen sollen, dass unsere Hauptaufgabe darin besteht, alles zu entfernen, was ihm hinderlich sein könnte. Wir müssen es in uns, mit uns und für uns wirken lassen wie es ihm gefällt, damit es uns nach seiner Weise vervollkommne und nach seinem Belieben forme. Um uns für immer in diesem göttlichen Herzen zu erhalten, müssen wir es mit vorzüglicher Liebe lieben als das für unser Herz einzig Notwendige, und dieses allmählich dazu bringen, dass er alles Übrige zurücklasse und vergesse.“ (93. Brief)