Kirche der hl. Agnes - Sant' Agnese in Agone

Quelle: Distrikt Österreich

PILGERFAHRT NACH ROM - FÜR ALLE (Teil 13)

Nachdem wir die Siebenkirchenwallfahrt absolviert und auch ein wenig die Umgebung dieser Kirchen erkundigt haben, wollen wir uns nun einige weitere der über 900 Kirchen Roms ansehen. Naturgemäß kann auf unserer Webseite nur eine kleine Auswahl vorgestellt werden.

Auf der vielbelebten Piazza Navona, wo sich heute die Touristenscharen um den berühmten Vierströmebrunnen von Bernini drängen, befand sich einst das Marsfeld. Hier ließ Julius Caesar im Jahr 46 v. Chr. ein Stadion für sportliche Wettkämpfe erbauen. Fast 140 Jahre später erweiterte Kaiser Domitian im Jahr 85 n. Chr. dieses Stadion, das damals 30.000 Zuschauer fassen konnte. Noch heute erkennt man die längliche Gestalt des Platzes, mit einem runden Abschluss an der oberen Seite. Wo einst die Zuschauerreihen emporstiegen, stehen heute die hohen Häuserfronten, unterbrochen von der reichen Barockfassade der Agneskirche, die mit ihren Türmen und der hohen Kuppel den Platz beherrscht. 

Der Vierströmebrunnen von Bernini

Agon ist ein griechisches Wort und bedeutet Wettkampf, der Ort hieß Campus Agonalis. Jedoch wurden unter Kaiser Domitian nicht nur sportliche Wettbewerbe durchgeführt, hier starben auch unzählige christliche Märtyrer in der Zirkusarena. Nach alten Überlieferungen hat die hl. Agnes im Jahr 304 hier das Martyrium erlitten. 

Statue der hl. Agnes

Die hl. Agnes war das Kind einer christlichen adeligen Familie im 3. Jahrhundert in Rom. Im Alter von zwölf Jahren verlangte sie der Sohn des römischen Präfekten zur Frau, sie aber entgegnete, dass sie ihn nicht heiraten könne, weil sie bereits verlobt sei. Diese Antwort erzürnte den Mann sehr und er drängte sie, den Namen des Verlobten zu nennen. Agnes antwortete, ihr Verlobter sei Jesus Christus und sie habe Ihm die ewige Jungfräulichkeit gelobt. Agnes wurde vor Gericht stellt, wo der Richter angesichts ihres jugendlichen Alters alles unternahm, um sie umzustimmen, jedoch alle Bitten und Drohungen halfen nichts. Sie wollte ihrem göttlichen Bräutigam treu bleiben und verweigerte die Rücknahme ihres Gelübdes. Nach langen Verhandlungen und verschiedenen Qualen – man versuchte auch, sie auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen - in denen sie wunderbar beschützt blieb, wurde das junge Mädchen schließlich von einem römischen Soldaten mit dem Schwert enthauptet. So starb sie auf dieselbe Weise, wie man die Lämmer damals schlachtete. Aus diesem Grund wird die hl. Agnes oft mit einem Lamm oder auch mit einem Schwert dargestellt.

Seit dem 8. Jahrhundert sind eine Kirche und ein Kloster zu Ehren der hl. Agnes an diesem Ort bezeugt. Später entstand an der Stelle ihres Martyriums im Auftrag von Papst Innozenz X. in der zweiten Hälfe des 17. Jahrhunders die prächtige Basilika Sant’Agnese in Agone zu Ehren der jungen Märtyrerin. Dazu nützte er einen Palast seiner Familie (Pamphili), den er in eine Kirche umbauen ließ. Die Kirche weist einen ungewöhnlichen Grundriss auf, sie ist relativ breit, aber misst nur 40 Meter in der Länge. In ihrer Architektur ist sie Zeugnis des erbitterten Wettstreits von zwei berühmten Architekten des römischen Barock: Gian Lorenzo Bernini, der den ersten Entwurf für die Kirche fertigte und Francesco Borromini, dessen Entwürfe Papst Innozenz später bevorzugte. Papst Innozenz X. ist auch in dieser Kirche begraben.

Reliquie der hl. Agnes

An den Wänden der Kirche finden sich Verkleidungen mit weißem und rotgeflecktem Marmor. Der Hauptaltar und die Seitenaltäre sind mit prächtigen Reliefs aus weißem Marmor geschmückt, sie stammen von Domenico Guidi, Antonio Raggi und Ercole Ferrata. Die Malereien in der Kuppel zeigen die Glorie des Paradieses, entstanden zwischen 1670 bis 1689 von Ciro Ferri und Giovanni Battista Gaulli. 

Blick in die herrliche Kuppel

Das Hauptaltarbild sollte naturgemäß eine Szene aus dem Leben der hl. Agnes darstellen, jedoch änderten die Künstler im 17. Jahrhundert ihre Meinung und schufen ein Relief, das die hl. Familie darstellt, gemeinsam mit Johannes dem Täufer als Kind, sowie die hl. Elisabeth und Zacharias (letzterer links unten). Johannes, in Tierfelle gekleidet, hält dem Jesuskind eine Buchrolle hin. Die gesamte Szene ist durchflutet von den Strahlen des hl. Geistes. 

Detail des Reliefs über dem Hauptaltar

Auf den Seitenaltären finden sich weitere Darstellungen römischer Märtyrer. Dieses Altarbild zeigt den römischen Soldaten Eustachius, ein römischer Märtyrer des 2. Jahrhunderts. Ihm zur Seite steht seine Gattin Theopista und seine Söhne Agapius und Theopistus. Die Löwen des Zirkus lecken die Füße des Heiligen. 

Dieses Altarbild zeigt die junge Cäcilia, eine christliche römische Adelige des 2. Jahrhunderts, die enthauptet wurde. In der Mitte des Reliefs ist die sterbende Cäcilia, bei ihr Papst Urban I. und die römischen Adeligen Valerio und Hypolit. 

Ein weiteres Altarbild zeigt die hl. Emeritiana, die Milchschwester der hl. Agnes. Sie wurde unter Kaiser Diokletian zu Tode gesteinigt, weil sie sich Fanatikern widersetzte, die das Begräbnis der hl. Agnes verhindern wollte. Die kleine Emeritiana ist in der Mitte dargestellt vor dem Grab der Schwester. Die hl. Agnes zeigt ihr schon das Paradies. 

Den hl. Sebastian haben wir schon in der ihm geweihten Kirche kennengelernt. Die Statue zeigt ihn an einen Baumstumpf gebunden und durchbohrt von Pfeilen. 

Dieses Altarbild zeigt den sterbenden hl. Alexius. Er war ein junger römischer Patrizier, lebte im 4. Jahrhundert, er hatte sich entschlossen, als Bettler zu leben. Links von Alexius sind Papst Sixtus III. und der Senator Euphemianus, der Vater des Heiligen. 

Der hl. Philipp Neri (1515-1895) ist ein beliebter römischer Heiliger. Auch die Familie Pamphili, die ihren Palast für den Kirchenbau zur Verfügung gestellt hatte, stand in Beziehung zu Philipp Neri und zu dem von ihm gegründeten Oratorium. Daher wurde ihm in der Agneskirche eine Kapelle gewidmet. Auf einem Fresko an der Decke der Kapelle sieht man die Jungfrau Maria, die den hl. Philipp Neri im Himmel empfängt.

Im Inneren eines Tabernakels, der die Form eines kleinen Tempels hat und auf dem Altar steht, ließ Papst Pius X. das Haupt der hl. Agnes verwahren. 

Bevor wir die Kirche der hl. Agnes verlassen, sollten wir uns noch einmal vor Augen führen, welch große Ehre die Kirche dieser jungen Frau – sie war fast noch ein Kind – zuteil werden ließ: Sie gehört zu den Frauen, die im Canon der hl. Messe genannt werden und der hl. Kirchenvater Ambrosius (+397) schreibt über sie mit großer Verehrung und Wertschätzung.  In der ihr geweihten Kirche sollten wir sie um ihre Fürsprache bitten: Unsere Zeit ist eine andere, das Leben wird uns nicht genommen, wenn wir uns unbeirrt zu unserem christlichen Glauben bekennen, und doch kann uns dieses Bekenntnis so manche Schwierigkeiten bereiten. Die hl. Agnes möge uns den Mut erbitten, standhafte Zeugen des katholischen Glaubens in unserer Zeit zu sein. 

Eine weitere Kirche in Rom ist der hl. Agnes gewidmet: Sant’Agnese fuori le mura - Hl. Agnes vor den Mauern. Sie befindet sich an der Via Nomentana, wo Kaiser Konstantin auf Bitten seiner Tochter Konstantina über dem Grab der hl. Agnes um das Jahr 327 eine Kirche erbauen ließ. Die Heilige war in einer Katakombe vor den Toren der Stadt beerdigt worden war, da Friedhöfe aus hygienischen Gründen innerhalb der römischen Städte verboten waren.  

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Quellenangabe: