Die Lateranbasilika - San Giovanni in Laterano

Quelle: Distrikt Österreich

PILGERFAHRT NACH ROM - FÜR ALLE  (Teil 4) 

Zweifelsohne gibt es heute keine Kirche, die so symbolhaft für die katholische Kirche steht, wie der Petersdom in Rom. Und wie in unserem letzten Artikel erwähnt, ist dieser auch meist der Ausgangspunkt für die 7-Kirchen-Wallfahrt. Aber wenn wir in die Geschichte zurückblicken, so gibt es eine andere römische Kirche, die viel länger – mehr als 1100 Jahre lang - das Zentrum der Christenheit darstellte: es ist die Lateranbasilika. 

In großer Schrift verkündet eine Tafel an der herrlichen Fassade der Laterankirche noch heute: „Sacrosancta Lateranensis ecclesia, omnium urbis et orbis ecclesiarum mater et caput.“ – „Die hochheilige Laterankirche, Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt und des Erdkreises“. Vom 4. bis zum 14. Jahrhundert war sie der Sitz der Päpste und sie ist heute noch die eigentliche Kathedrale des Papstes als Bischof von Rom. Bis ins 19. Jahrhundert wurden hier die Päpste gekrönt. Die Lateranbasilika ist die erste im Rang aller Kirchen dieser Erde. 

Inschrift an der Fassade

Zu Beginn des 4. Jahrhunderts waren es vier Kaiser, die sich im römischen Reich die Macht teilten: Maxentius und Konstantin im Westen, Licinus und Maximus Daia im Osten. Nach dem Sieg über seinen Gegner Maxentius bei der silvischen Brücke im Jahr 312 war Konstantin alleiniger Herrscher in Rom. Am Tag vor der Schlacht, es war der 27. Oktober 312, sah er am Himmel ein strahlendes Kreuz und er las die Worte: In hoc signo vinces – In diesem Zeichen wirst du siegen! Sofort ließ er auf den Feldzeichen seiner Truppen das Kreuz anbringen und am nächsten Tag errang er den Sieg. Überzeugt, diesen Sieg Jesus Christus, dem Gekreuzigten, zu verdanken, wollte er dem Stellvertreter Christi auf Erden dankbar eine würdige Stätte überlassen.

Der Palast auf dem Coelius (=einer der berühmten sieben Hügel Roms), der früher im Besitz der Adelsfamilie der Laterani war, war von Kaiser Nero beschlagnahmt worden und ging so in das Eigentum des römischen Reiches über. Diesen Palast schenkte Konstantin nun dem Papst. Eine große Halle des Palastes wurde zu einer Kirche umgebaut und dem Erlöser geweiht. Ihr Weihetag, der 9. November 324, ist heute noch ein Feiertag in Rom. Der Überlieferung nach ereignete sich bei den Feierlichkeiten ein Wunder: das Bild Christi erschien in der Apsis. Die Lateranbasilika war die erste Kirche, die auf feierliche Weise geweiht wurde, an ihre Architektur angelehnt, wurden später alle weiteren Kirchen gebaut.  Nur ein Jahr nach der Weihe wurde hier bereits unter Papst Miltiades ein Konzil abgehalten. Sein Nachfolger, Silvester, brachte den hölzernen Altar hierher, auf dem der Apostel Petrus in Rom das Messopfer gefeiert hatte.  Kaiser Konstantin stattete die Kirche prachtvoll aus, drei Jahrhunderte später nannte Gregor der Große sie „Die Goldene Basilika“ aufgrund des harmonischen Zusammenspiels von Marmor und Gold. Papst Gregor der Große erweiterte ihr Patronat und weihte sie neben Christus dem Erlöser auch Johannes dem Täufer und dem Apostel Johannes. 

Bald schon wurde der Palast zu klein und rund um ihn entstanden Klöster, Spitäler und Pilgerhospize.  Unter dem Papst Leo dem Großen fielen die Vandalen im Jahr 455 in Rom ein, plünderten und zerstörten die Basilika. Papst Leo baute sie wieder auf und durch die nächsten 400 Jahre sollte sie unversehrt bleiben. Zu Anfang des 10. Jahrhunderts wurde die Basilika durch ein Erdbeben zerstört, wurde aber schon bald in noch größerer Pracht von Papst Sergius III. wiederhergestellt. Im 14. Jahrhundert wurde sie zweimal Opfer von Feuersbrünsten. Am verhängnisvollsten aber wurde für die Basilika das Exil der Päpste in Avignon, das immerhin fast 70 Jahre dauerte (1309-1377). Rom verlor seine Größe, die Kirchen verfielen und verwahrlosten. Die Basilika wurde zwar nach der Rückkehr des Papstes Gregor XI. wiederaufgebaut, aber kein Papst wohnte mehr hier, der Vatikan trat nun an die Stelle des Lateran. 161 Päpste hatten hier im Lauf der Jahrhunderte residiert, von denen 47 Heilige sind. Fünf Konzilien wurden hier abgehalten, mehrere Könige und ein Kaiser wurden hier gekrönt. Von hier wurden die Missionare ausgesandt, hier erhielten berühmte Ordensgründer, wie der hl. Franziskus oder der hl. Dominicus die Bestätigung ihrer Konstitutionen. 

Ab 1646 wurde die Kirche für das Heilige Jahr 1650 durch den berühmten Barockbaumeiester Francesco Borromini unter Innozenz X. barockisiert und das 2000 Jahre alte, riesige Bronzeportal des römischen Senats vom Forum Romanum zur Lateranbasilika gebracht und in ihre Außenmauern eingefügt. Die Gestaltung der heutigen äußeren Fassade geschah schließlich unter Papst Clemens XII. im 18. Jahrhundert. 

Auf dem Platz vor dem Eingang der Basilika befindet sich der größte (31 Meter hoch, mit Sockel 47 Meter) und älteste Obelisk Roms. Im 15. Jahrhundert v. Chr. im ägyptischen Theben errichtet, kam er durch einen Sohn Konstantins im Jahr 357 mit speziell dafür konstruierten Schiffen nach Rom. Er wurde im Circus Maximus aufgestellt, im Jahr 1587 wurde der Obelisk, der mittlerweile in drei Stücke zerborsten war, wiederentdeckt und 1588 an der heutigen Stelle aufgebaut. Eine Inschrift am Sockel lautet: „Konstantin, der Sieger durch das Kreuz, hat – hier von Silvester getauft – die Ehre des Kreuzes gefördert“. In der Vorhalle der Kirche befindet sich seit dem 18. Jahrhundert eine Statue Kaiser Konstantins, die in den Überresten seiner Thermen auf dem Quirinal gefunden wurden. 

Inschrift am Sockel des Obelisken

Betreten wir nun aber die Kirche, wenn möglich, durch die hl. Pforte (die übrigens die älteste Roms ist, sie wurde 1423 errichtet) rechts vom Haupteingang. Bevor wir uns aber von dem herrlichen Anblick des Innenraums überwältigen lassen und mit der Besichtigung beginnen, beten wir unseren Herrn Jesus Christus, der im Allerheiligsten Altarssakrament hier gegenwärtig ist, an.

Erst danach lassen wir den Anblick des imposanten, 16 Meter breiten und fast 90 Meter langen Hauptschiffs der fünfschiffigen Basilika auf uns wirken, das förmlich leuchtet im Gold- und Farbenspiel der herrlichen Decke und des Marmors der Wände. Hier ist das himmlische Jerusalem dargestellt, das der hl. Johannes in der Geheimen Offenbarung beschreibt. Die überaus prächtige vergoldete Kassettendecke entstand im 16. Jahrhundert und wurde im 18. Jahrhundert restauriert.

Die prachtvolle Decke

Je sechs mächtige Doppelpfeiler tragen die Arkadenbögen des Hauptschiffes und man nimmt an, dass die antiken Säulen aus der Zeit Konstantins darin eingeschlossen sind. In den Säulennischen rechts und links sind die zwölf Tore des himmlischen Jerusalems symbolisiert, aus diesen Toren treten die 4,50 Meter hohen Marmorstatuen der elf Apostel und des Apostelfürsten Paulus heraus. 

Darstellung des hl. Bartholomäus, der in Armenien das Martyrium erlitt, ihm wurde die Haut abgezogen

Über den Apostelstatuen befinden sich Marmorreliefs, links sieht man sechs Szenen aus dem Alten Testament und rechts sechs inhaltlich entsprechende Szenen aus dem Neuen Testament, Christus wird als Eckstein zwischen Alten und Neuem Testament dargestellt,  z.B. der Darstellung der Sündflut entspricht die Taufe Christi, die die Gnadenflut ist. Christus hat durch Seine Taufe das Taufwasser für uns geheiligt, damit wir durch die Taufe in die Kirche aufgenommen, dem Untergang in der Sündflut entgehen, so wie Noah in der Arche gerettet wurde. Über diesen Reliefs befinden sich Ölgemälde aus dem 17. Jahrhundert, die zwölf Propheten darstellen, die den Erlöser ankündigten, unten stehen die Apostel, die den Erlöser der Welt verkündigten

Die Taufe Jesu

Der Fußboden des Hauptschiffs ist eine Arbeit der Cosmaten (=Künstler- und Handwerksfamilie, die zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert in Rom wirkte), er entstand zwischen 1422 und 1431 im Auftrag von Papst Martin V., es war die erste Arbeit im Rahmen des Wiederaufbaues der desolaten Basilika.

Zwei Treppen führen zur Confessio hinab (Confessio = Bekenntnis: so nannte man die Gräber der Märtyrer, weil sie durch ihr Blut Zeugnis von ihrem Glauben ablegten. Anfangs brachte man das hl. Opfer auf den Gräbern der Märtyrer dar, daher befinden sich auch heute noch in jedem Altar Reliquien von Heiligen). Hier befindet sich das Grabmal von Martin V.  und hier wird die Kette des hl. Evangelisten Johannes aufbewahrt).

im Vordergrund die Confessio

 Über der Confessio erhebt sich der überaus prächtige Hochaltar, auf dem nur der Papst oder ein von ihm Bevollmächtigter zelebrieren darf. Diese Regelung geht auf den Papst Silvester I. zurück. Im Hochaltar sind Teile des Holztisches eingeschlossen, auf dem der Apostel Petrus im Haus des Pudens das hl. Messopfer gefeiert hat, 33 Päpste bis zu Silvester I. sollen ihn benutzt haben. Über dem Altar erhebt sich auf vier Säulen ein wunderschöner gotischer Baldachin, in welchem sich, hoch oben, die Häupter der hl. Apostel Petrus und Paulus hinter einem Gitter in Reliquiarien befinden. Seit dem Jahr 1370 sind sie nachweislich hier in der Laterankirche aufbewahrt, möglicherweise aber brachte sie schon Papst Silvester I. hierher. 

Reliquien der beiden Apostel Petrus und Paulus

Die Apsis wurde unter Papst Leo XIII. gegen Ende des 19. Jahrhundert neu ausgestaltet. Im Zentrum steht die Kathedra des Papstes. Darüber erhebt sich die Halbkuppel mit einem Mosaik in dessen Zentrum das Brustbild Christi steht, das wahrscheinlich aus dem 4. Jahrhundert stammt und im Mittelalter hoch verehrt wurde. Es soll dem Bild entsprechen, das sich durch ein Wunder bei der Weihe der Kirche gezeigt hatte.

In den Seitenschiffen befinden sich insgesamt 10 Kapellen, u.a. der prächtig gestaltete Sakramentsaltar, der vor 1600 entstand. Über dem Tabernakel sehen wir ein Bronzerelief vom Letzten Abendmahl, dahinter befindet sich der Rest eines Tisches aus Zedernholz, auf welchem Jesus mit Seinen Jüngern das letzte Abendmahl hielt und das hl. Sakrament einsetzte. Der Überbau des Sakramentsaltars wird von vier vergoldeten Bronzesäulen getragen. Der Überlieferung nach wurden sie vom Tempel in Jerusalem nach Rom gebracht und von der hl. Helena mit Erde des Kalvarienberges gefüllt.

Der Sakramentsaltar

Auf beiden Seiten des Querschiffs sehen wir eine Reihe von Fresken aus dem 16. Jahrhundert, die Szenen aus dem Leben des Kaiser Konstantin darstellen. 

Papst Silvester I. legt im Beisein des Kaisers Konstantin den Grundstein für die Basilika

28 Päpste sind in der Kirche begraben, der letzte Papst, der hier bestattet wurde, war Leo XIII., sein Grabmal befindet sich im linken Querschiff rechts vom Sakramentsaltar.

Papst Leo XIII.

Selbstverständlich wollen unsere Artikel über die Kirchen Roms keinen Reiseführer darstellen, sondern v.a. auf die Bedeutung dieser Kirchen für unseren Glauben eingehen, ihre Geschichte erzählen und uns in geistiger Weise mit unseren Vorfahren verbinden, die durch viele Jahrhunderte in diesen Kirchen beteten und die Sakramente empfingen. Aus diesen Gründen kann daher hier nicht auf alle Sehenswürdigkeiten dieser prächtigen und so geschichtsträchtigen Kirche eingegangen werden. Hinzuweisen wäre noch auf den sehr schönen Kreuzgang, wohin man vom linken Seitenschiff gelangt. Er gilt als einer der schönsten in ganz Rom und wurde um 1220 durch die Bildhauerfamilie Vassaletto errichtet. 

Der Kreuzgang

Über die anderen wichtigen Stätten rund um die Lateranbasilika, wie z.B. das Baptisterium oder die Scala Sancta wird in weiteren Artikeln erzählt werden. Wir verlassen nun die für uns Katholiken so bedeutsame Lateranbasilika und werfen noch einen kurzen Blick zurück auf die prächtige Fassade, die gekrönt ist von insgesamt 15 Statuen. In der Mitte steht der auferstandene Christus, zu Seiner Rechten steht Johannes der Täufer, zu Seiner Linken Johannes der Evangelist. Neben diesen stehen Papst Gregor der Große und der hl. Hieronymus, sowie weitere bedeutsame Kirchenlehrer. 

Fassade der Laterankirche

Nun aber setzen wir unseren Pilgerweg zur nächsten Kirche fort! Unser Ziel ist der Petersdom.