Die Liebe Gottes

Quelle: Distrikt Österreich

Den November bezeichnen wir auch als "Arme-Seelen-Monat", denn nicht nur am Allerseelentag, sondern diesen ganzen Monat hindurch sollen wir an die Verstorbenen denken! Wir setzen daher jetzt im November zweimal wöchentlich mit den Betrachtungen aus dem Buch "Arme-Seelen-Monat von J.M. Girardin fort, die wir im Vorjahr begonnen haben.  

 

Gott ist Liebe (1 Joh 4,8). Er empfindet eine unendliche Liebe für alle Seine Geschöpfe ohne Ausnahme. Er liebt jede Seele im Fegefeuer, denn jede ist Sein Geschöpf. Er empfindet eine einzigartige Liebe für jede, weil er den Menschen nach Seinem Bild und Gleichnis erschaffen hat (Gen 1,26).

Im Fegefeuer fühlt sich jede Seele tief geliebt. Jede begreift diese einzigartige Liebe für sie. Und das tröstet sie in ihrer Läuterungsqual. Gott ist verzehrendes Feuer (Dt 4,24), das in jede Seele eindringt, in ihr eine unwiderstehliche Anziehung hervorruft und eine unbegreifliche Liebe zu Gott. Diese verzehrende Liebe Gottes zieht sie an wie ein Magnet eine Vielzahl kleiner Nadeln anzieht. Durch dieses Läuterungsfeuer hindurch fühlen die Seelen, wie sehr sie von Gott geliebt werden. Durch diese jetzige Qual noch nicht ganz in das Meer der Liebe, das Gott ist, eingetaucht werden zu können, fühlen sie den wachsenden Trost, einmal unwiderruflich für immer bei Gott zu sein. Seine unwiderstehliche Liebe reinigt sie in dem Maße, in dem sie sich in ihnen ausbreitet, bis sie ganz Liebe geworden sind in ihm. Es ist eine beständige Umformung, die sich in ihnen vollzieht bis zu ihrer völligen Reinigung und zu ihrem Eintauchen in Ihm. Es ist ein ständiger Austausch von Liebe, der sich zwischen Ihm und den Seelen im Fegefeuer ausbreitet. Diese Liebe macht sie heilig. Sie nehmen schmerzvoll wahr, dass ihre Sünden diese brennende Liebe für sie nicht auslöschen konnte. In dieser Liebe Gottes weichen sie auf und lieben Gott mit wachsender Reinheit und Stärke.

Die Liebe, die Gott ihnen bringt, ist so rein, so zart und vollkommen, dass sie sich wirklich als Erben Gottes fühlen. So können sie nichts tun, als Gott immer mehr zu lieben, denn Er ist ihr ganzes Glück.

 Sie lassen sich tätig und schmerzhaft von dieser Liebe fortziehen, die sie immer mehr ausstrahlen, wie eine Lampe, die sich entzündet, bis sie ihre Vollkommenheit in Gott erreicht haben, in dem sie zu ihrer vollen Blüte gelangen.

Gebet:

Mein Gott, Du hast gesagt: «Du sollst Gott, Deinen Herrn, lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus deinem ganzen Gemüte.» Gib, dass ich immer die Kraft habe, Dich mehr zu lieben, denn ich «kehre zurück zu dir», um getauft zu werden, eingetaucht zu werden in ein Meer des leben­digen Wassers Deiner Liebe.

Du kennst meine ganze Schwachheit; dennoch «vertraue ich auf Dich, der Du mein Vater bist», und «ich gebe mich in Deine Hände», damit Du Wohlge­fallen finden kannst an mir, der ich ein Glied am Leibe Christi bin, «in den Du deine ganze Liebe legst».

Ich preise Dich und danke Dir für die Liebe, die meine Brüder im Fegefeuer Dir erweisen, für diese Liebe, die von Dir kommt, denn «du hast sie zuerst geliebt», für diese Liebe, die sie zu Dir drängt, denn sie sind eingehüllt von Deiner Liebe, um an ihre Ursprungsquelle zurückzukehren.

Dass meine Liebe zu Dir sich über alle Seelen im Fegefeuer ergießen möge! Da man «zu jeder Zeit und unter allen Umständen gnädig sein soll», gib, dass mein Gebet zu ihrer Erleichterung, vereinigt mit dem Deiner himmlischen und irdischen Kinder, Wellen der Liebe aussendet, die bis zum Herzen meiner Brüder im Fegefeuer dringt, damit sie befreit und in Dir verherrlicht werden. Herr, mögen die Seelen der verstorbenen Gläubigen durch Deine Barmherzigkeit ruhen in Frieden.

Quelle: Mit freundlicher Genehmigung des Parvis-Verlages aus dem Buch "Arme-Seelenmonat" von J.-M. Girardin