Lobgesang der stummen Erde durch ihr schönes Antlitz
Wie schon im Vorjahr während der Ferienmonate Juli und August bringen wir auch in diesem Sommer Texte, in denen die Kirchenväter die Schönheit der Schöpfung beschreiben. Aus der Schönheit der Natur, die ja dem Wirken Seiner Hände entspringt, spricht Gott überdeutlich zu uns, daran erinnert uns der hl. Apostel Paulus im Römerbrief: "Sein unsichtbares Wesen, Seine ewige Macht und Göttlichkeit sind seit Erschaffung der Welt durch das Licht der Vernunft an Seinen Werken zu erkennen.“ Aus der Schönheit Seiner Schöpfung, aus der Pracht der Natur, können wir also Gott mit unseren Sinnen erfahren - wenn wir uns dieser leisen Stimme Gottes öffnen.
Mit den Texten und Bildern auf der Webseite möchten wir sie zweimal in der Woche (Dienstag und Freitag) immer wieder neu daran erinnern, wie dankbar wir für das Erleben der Natur mit unseren Sinnen, aber auch mit unserem Herzen, sein müssen. Weisen wir auch andere, die den Weg zu Gott noch nicht gefunden haben, auf das "schöne Antlitz der Erde" hin, auch das ist apostolisches Wirken!
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Lobgesang der stummen Erde durch ihr schönes Antlitz
„Preisen sollen Dich, Herr, alle Deine Werke, und benedeien sollen dich Deine Heiligen!“ Wie denn? Ist die Erde nicht Sein Werk? Sind Seine Werke nicht die Bäume, das Vieh, die wilden Tiere, die Fische, die Vögel – sind sie nicht Seine Werke? Aber wie sollen diese Ihn preisen? Ich begreife wohl, wie in den Engeln ihn Seine Werke preisen: denn auch die Engel sind ja Seine Werke. Und auch die Menschen sind Seine Werke, und wenn die Menschen Ihn preisen, dann preisen Ihn seine Werke. Aber haben Holz und Stein eine Stimme des Lobes? Dieses kunstvolle Geflecht der Kreatur, diese bis ins Letzte geordnete Schönheit, aufsteigend vom Tiefsten zum Höchsten, absteigend vom Höchsten zum Tiefsten, nirgends unterbrochen, aber in Gegensätzlichkeiten gemäßigt: sie lobt Gott als Ganzes. Warum lobt sie Gott als Ganzes? Weil, wenn du sie anschaust und schön findest, du in ihr Gott lobst.
Es gibt eine Stimme der stummen Erde: das ist das schöne Antlitz der Erde. Du blickst umher und erschaust ihr Antlitz, du siehst ihre Fruchtbarkeit, siehst ihre Kräfte, wie sie den Samen empfängt, wie sie in Fülle auch Ungesätes hervorbringt. Du siehst es, und in deinem Schauen richtest du gleichsam eine Frage an sie: dein forschender Blick selber ist die Frage. Während du sie aber bewundernd durchforschest und durchmusterst und große Gewalt, große Schönheit, herrliche Kraft entdeckst, indes sie doch bei sich und von sich solche Kraft nicht haben können – da kommt es dir plötzlich zum Bewusstsein, dass sie nicht von sich sein kann, sondern nur von jenem Schöpfer. Und was du in ihr gefunden hast, das ist die Stimme ihres Lobpreises, mit der sie den Schöpfer rühmt.
Hl. Augustinus: Erklärung der Psalmen, zu Ps 144,10 (13)