Löscht den Geist nicht aus! Heiliges Jahr 2025 - Berufungen für die Kirche - Beitrag 4

Löscht den Geist nicht aus!
Anmerkungen zum katholischen Apostolat und eine Voraussetzung zum Gewinnen von Berufungen
Eine Lesung (1 Thess 5, 14-23) am Quatembersamstag in der 1. Fastenwoche berührt uns immer wieder. Nicht die Kampfparole von P. Karl Rahner beim Zweiten Vatikanischen Konzil „Löscht den Geist nicht aus …“, sondern eine echte katholische, missionarische Grundhaltung. Der hl. Paulus gibt hier dem Christen einen dreifachen Ratschlag. „Freuet euch allezeit. Betet ohne Unterlass. Seid dankbar für alles.“ Dann heißt es weiter: „Denn das will Gott von euch allen in Christus Jesus. Den Geist löscht nicht aus.“
So sollte unser Leben sein, Christen sind frohe, betende und dankbare Menschen. Und dieser Christ ist der Einzige, der eine echte Ausstrahlung hat, die für das Apostolat so wesentlich ist.
Wir stehen in unseren ehemals katholischen Ländern Europas vor dem absoluten Nullpunkt. Es gibt kein religiöses Wissen, es gibt keine echten kirchlichen Strukturen, kein Fundament, aber auch kaum aufbereitete Quellen, um daraus schöpfen zu können.
Da alle Traditionen, Identifikation mit Wurzeln, Heimat und Heimatgefühl, aufgelöst sind, vergessen viele ihre eigene tiefere Existenz, sind eigentlich in eine Absurdität des identitätslosen "Nicht-Seins" gefangen, abseits eines immer härter werdenden Existenzkampfes in unserer Gesellschaft.
Ein Problem ist dann aber auch, dass die wenigen verbliebenen Katholiken manchmal zu "frömmelnd" im schlechten Sinn, starr, ängstlich um ihre eigene religiöse Welt, für den Rest der Menschen wenig geistig und kulturell aufzubieten haben, fürchterlich einseitig sind, weil ja auf das kulturelle Element, aber auch einen sinnvollen gesellschaftlichen Diskurs völlig verzichtet wird. Man vergisst, dass Heiligkeitsstreben und Apostolat untrennbar miteinander verbunden sind. Die schlechten "Frömmler" kreisen nur um sich selbst, sperren sich gerne ein, haben den Missionsauftrag Jesu „Geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium allen Geschöpfen“ (vgl. Mk 16) vergessen.
Es will auch nicht jeder gleich beschwert mit Moralthemen, Kampfbeten etc. konfrontiert und "beworfen" sein, wenn die Rede auf den Glauben kommt. Wo bleibt die Schönheit des Glaubens und des Lebens aus dem Glauben, die zuerst zu verkünden ist? Das sakramentale Leben in der Kirche muss ebenso im Vordergrund stehen in der Verkündigung. Ich kenne leider sogar solche, die nur sehr selten oder gar nicht im Beichtstuhl und am Kommuniongitter anzutreffen sind, die eher politische Aktivisten sind und die Kirche manchmal instrumentalisieren. Das geht gar nicht!
Erzbischof Lefebvre hatte immer einen sehr positiven Ansatz, ganz im Geiste des hl. Thomas. Er sprach viel über die Tugenden. Es läuft schon auch gewaltig etwas falsch mit den todernsten Grabesmienen mancher katholischer Zeitgenossen, im überkritischen, dunklen Geiste Savonarolas oder der Jansenisten, ob nun modern oder traditionell.
Ein großartiger Priester der Steiermark gibt in diesen Tagen ein wunderbares Zeugnis. Er spricht absolut Klartext, legt die Wunde in Kirche und Gesellschaft frei. Er hat aber vor allem auch die echte Ausstrahlung eines Katholiken und Priesters im paulinischen Sinn, er ist ein zutiefst froher, betender und dankbarer Mensch. So kann dieser Priester mit aller Stärke dann die Wahrheit sagen, was so notwendig ist.
Wir können den Glauben nicht "machen" in einem Gegenüber, wir müssen ihn einmal dort abholen, wo er jetzt steht und dann kein Hindernis werden für Gottes Wirken. Wir, die wir den Glauben haben, sollen im Stillen fleißig beten, womöglich als gute Werkzeuge Gottes lenken und verbessern. Äußerlich sollten wir vor allem Angebote einer echten katholischen Kultur, ein Wiederauffinden der Schätze vorantreiben und auch die Gespräche darauf fokussieren. Es braucht Inspiration und die kommt nun einmal aus der Lebensrealität und wie jeder sich dem Leben stellt, aber nicht in Grabesstimmung und ständig Mauern aufbauen und sich abkapseln. Brückenbildung darf jedoch nicht heißen, dass man die Tradition aufgibt, wie es leider in den letzten Jahrzehnten geschehen ist, sondern dem anderen eine Brücke zur Wahrheit baut, damit er Schritt für Schritt verstehen und annehmen kann.
Der heftiges Unwohlsein erregende Sitzungskatholizismus, die Bürokratie, die ständigen Gremien sind eine gewaltige Behinderung. Glaubensabfall, zunehmende Technokratie und beamtenhafte Organisation lähmen die Kirche, vor allem haben die Bischöfe das Heft aus der Hand gegeben, sind zu Hampelmännern der sogenannten synodalen Kirche geworden und freuen sich auch noch darüber. Es ist eine Geisterbahn, ein Gruselkabinett, wenn man dies alles aus der Nähe beobachten muss. Die Teilkirchen haben übrigens nicht die Verheißung Christi bis zum Ende der Zeiten zu bestehen.
Löscht den Geist nicht aus! Kämpfen wir vor allem darum, frohe und betende, aber auch dankbare Meschen zu sein. Das ist Voraussetzung für ein wirksames Apostolat. Vor allem auch für ein Apostolat der Freundschaft und des Vertrauens, des Eroberns der einzelnen Seelen, wie es etwa der hl. Philipp Neri oder der hl. Klemens Maria Hofbauer taten. Der Katholik ist von Gott so reich beschenkt, man muss ihm die Augen öffnen. Und in dieser erneuerten Gesinnung wollen wir hinausgehen und die Menschen dort abholen, wo sie sind und zu Christus führen.
Eine gesegnete Fastenzeit!
P. Johannes Regele