Segen der Verehrung des göttlichen Herzens

„Sage mir mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist.“ Nach diesem Erfahrungsgrundsatz führt die Herz-Jesu-Verehrung uns notwendig zu einer Veredlung unserer Herzen. Jesu Herz ist Schule und Vorbild wahrer, echter Herzensbildung. Herzen werden nur durch Herzen gebildet, durch edle, große, selbstlose Herzen. Jesu Herz ist das Idealherz, ganz gut, ganz rein, ganz edel und gerecht, weit und groß, wahr und treu. Es zeigt uns die Schönheit des vollendeten Charakters und zieht mit unwiderstehlicher Macht zu Seiner Höhe empor. Wer danach verlangt, ein wahrhaft edler, guter Mensch zu werden, der halte sich nahe zu diesem Herzen. Es wird sich im häufigen Verkehr mit seinem Gesinnungsadel, seinen lauteren Absichten, seiner Tiefe und Weihe angewöhnen. In dieser Schule lernen wir es, den wahren Wert des Menschen in seinem Innern zu suchen und bei uns selbst im Innern zu erstreben, in der Bereicherung unseres Herzens. Das aber ist köstlicher Gewinn und ein herrlicher Besitz.
Mit dieser natürlichen Veredlung vermittelt uns die Herz-Jesu-Verehrung dann noch unermessliche übernatürliche Güter. Sie vertieft unser Verständnis von der Person Jesu Christi und rückt den Heiland wirksam in den Mittelpunkt unseres Lebens. Sie steigert die Glaubenskraft und verankert uns fester mit dem Felsengrund der von Christus gestifteten Kirche. Sie macht entschieden und treu in der katholischen Glaubenspraxis, selbständig und mutig gegenüber dem seichten und frivolen modernen Weltgeist. Sie führt zu übernatürlichem Denken und Urteilen, fördert die Wertschätzung des Geistigen, Ewigen, Himmlischen und erleichtert damit das gesamte religiöse Leben.
Vom Heiland selbst belehrt, erklärt die selige Margareta Maria: „Die Schätze an Segnungen und Gnaden, die dieses Herz in sich birgt, sind unermesslich. Ich kenne keine Übung im geistlichen Leben. die so geeignet wäre, die Seelen in kurzer Zeit zur höchsten Vollkommenheit zu führen und ihr die ganze Süßigkeit im Dienste Jesu Christi zugänglich zu machen. Ja, zuversichtlich sage ich es, wenn die Menschen wüssten, wie wohlgefällig Jesus Christus diese Andacht ist, so fände sich kein Christ mehr, so wenig seine Liebe, zu diesem liebenswürdigen Erlöser auch sein möge, der sich nicht alsbald entschließen würde, ihr obzuliegen.“
Diese Segenskraft der Herz-Jesu-Andacht ist sofort aus ihrem ersten Zweck zu ersehen: Sie vermehrt die Erkenntnis und Liebe Jesu. Darin ist aller Fortschritt in der Kultur unserer inneren Welt enthalten. „Das ist das ewige Leben, das sie Dich, den allein wahren Gott, erkennen, und den Du gesandt hast, Jesus Christus,“ so versichert der Heiland selbst. (Jo 17,3.) Tiefe, starke Heilands Liebe ist für uns der Baum des Lebens mit den Paradiesfrüchten, die Unsterblichkeit verleihen. Und diese Heilandsliebe wird nirgends voller und reicher in unsere Seele hineinströmen als wenn wir sie an ihrer Quelle schöpfen, am offenen Herzen Jesu.
Es ist nicht möglich, im Einzelnen alle Segnungen aufzuzählen, die den treuen Herz-Jesu-Verehrer beglücken werden. Kurz zusammengedrängt finden wir die vorzüglichsten in den zwölf Verheißungen, die der Heiland der seligen Margareta Alacoque nach und nach offenbart hat, und die sie in ihren Schriften an verschiedenen Stellen mitteilt. Er verspricht den Verehrern seines Herzens:
1. Ich werde ihnen alle in ihrem Stande nötigen Gnaden verleihen.
2. Ich werde den Frieden in ihre Familien bringen.
3. Ich werde sie trösten in all ihren Leiden.
4. Ich werde ihre sichere Zufluchtsstätte im Leben, besonders aber in der Todesstunde sein.
5. Ich werde ihnen zu all ihren Unternehmungen Meine überfließenden Segen erteilen.
6. Die Sünder werden in ;einem Herzen die Quelle und das unermessliche Meer Meiner Erbarmungen finden.
7. Die lauen Seelen werden zu ihrem früheren Eifer zurückkehren.
8. Die eifrigen Seelen werden rasch zu großer Vollkommenheit gelangen.
9. Ich werde die Orte segnen, wo das Bild Meines Herzens aufgestellt und verehrt wird.
10. Ich werde den Priestern die Gabe verleihen, auch die verhärmtesten Herzen zu rühren.
11. Die Namen derjenigen, die diese Andacht verbreiten, werden Meinem Herzen eingeschrieben sein, und ich werde sie niemals daraus vertilgen.
12. Im Übermaß der Barmherzigkeit meines Herzens verspreche ich dir, dass Meine allmächtige Liebe allen jenen die Gnade eines bußfertigen Todes verleihen werde, die neun Monate nacheinander am ersten Freitag kommunizieren. Sie werden nicht in der Ungnade und nicht ohne Empfang der Sakramente sterben, indem Mein göttliches Herz im letzten Augenblick ihre sichere Zufluchtsstätte sein wird.
Das sind gewiss ganz außerordentliche Versprechen, die uns sowohl die Segensfülle der Herz-Jesu-Andacht erkennen lassen, als auch klar beweisen, wie sehr Jesus diese Verehrung Seines Herzens wünscht, indem er solch starke Mittel gebraucht, um uns dafür zu gewinnen. Im Hinblick auf diese Verheißungen sagt Papst Leo XIII. in seinem Rundschreiben vom 26. Juni 1889: „Damit die Gläubigen Seinem ebenso wunderbaren wie liebevollen Wunsch auch wirklich um so mehr nachkommen möchten, hat Jesus durch die Verheißung reichen Lohns alle zu sich geladen und angezogen.“ Wir haben in den Verheißungen, wie Margareta Maria Alacoque sie vom Heiland erhalten hat, tatsächlich eine sichere Bürgschaft für die reiche Segensfülle der Herz-Jesu-Verehrung.