Die Sieben-Kirchen-Wallfahrt

PILGERFAHRT NACH ROM - FÜR ALLE (Teil 3)
Schon während der Christenverfolgungen in der Antike versammelten sich die römischen Gläubigen bei den Gräbern der Märtyrer an ihrem jeweiligen Jahrestag in den Katakomben, um dort die Hl. Messe zu feiern und die Märtyrer zu ehren. Nachdem Kaiser Konstantin im Jahr 312 der Kirche den Frieden geschenkt hatte, begann man den Bau von großen Basiliken über den Ruhestätten der Märtyrer und die Zahl der Wallfahrer, die diese aufsuchten, stiegen rasch an. Nicht nur römische Gläubige kamen, nun kamen die Christen von nah und fern nach Rom zur Feier der Märtyrerfeste.
Die Wallfahrt zu den sieben Hauptkirchen Roms innerhalb eines Tages (von der ersten Vesper bis zum Sonnenuntergang des nächsten Tages) lässt sich schon im 7. Jahrhundert nachweisen. Die hl. Birgitta von Schweden wallfahrte hier oft mit ihrer Tochter Katharina (die später auch eine Heilige wurde) und der hl. Ignatius pilgerte ebenfalls kurz vor der Ordensgründung gemeinsam mit seinen Ordensbrüdern zu den sieben Kirchen, um den Segen für seinen Orden zu erbitten.
Eine Neubelebung und damit einen ungeahnten Aufschwung erhielt die Sieben-Kirchen-Wallfahrt im 16. Jahrhundert durch den Apostel Roms, den hl. Philipp Neri. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, das religiöse Leben in Rom zu erneuern und er tat dies auf seine ihm eigene Weise. Er selbst machte diese Wallfahrt unzählige Male durch dreißig Jahre hindurch, bei Tag und bei Nacht und bald schon gelang es ihm, auch andere dafür zu begeistern. Nach den liturgischen Feiern lud der stets heitere Heilige die Wallfahrer zum Picknick ein und schließlich folgten ihm mehrere tausend Menschen in der Prozession. Der hl. Karl Borromäus schätzte diese Wallfahrt sehr und der hl. Papst Pius machte sie nur wenige Tage vor seinem Tod, weil er ahnte, dass sein Leben sich dem Ende zuneigte. Papst Pius IX. verlieh im Jahr 1866 einen vollkommenen Ablass für die Sieben-Kirchen-Wallfahrt.

Der hl. Philipp Neri
Welches sind nun die sieben Kirchen, die im Rahmen dieser Wallfahrt besucht werden?
1. San Pietro in Vaticano (Petersdom)
2. San Paolo fuori le mura (Basilika St. Paul vor den Mauern)
3. San Sebastiano fuori le mura (Basilika St. Sebastian vor den Mauern)
4. San Giovanni in Laterano (Lateranbasilika)
5. Santa Croce in Gerusalemme (Basilika vom Hl. Kreuz in Jerusalem)
6. San Lorenzo fuori le mura (Basilika St. Laurentius vor den Mauern)
7. Santa Maria Maggiore (Basilika Groß St. Marien)
Dieser Weg umfasst eine Strecke von ca. 20 km, jedoch ist es nicht vorgeschrieben, dass man den Weg zu Fuß zurücklegen müsste, auch wenn dies natürlich sehr empfohlen ist, so weit es die körperlichen Kräfte eben erlauben. Heutzutage führt die Wallfahrt nahezu ausschließlich durch bebaute Gebiete und nur schwer kann man es sich vorstellen, wie es früher war, als der hl. Philipp Neri hier unterwegs war. Man kann auch mit dem Auto oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Kirchen pilgern und so ebenfalls den vollkommenen Ablass gewinnen. Auch gibt es keine Vorschrift hinsichtlich der Reihenfolge der Kirchen, die man besucht, allerdings beginnen die meisten Wallfahrer aus praktischen Gründen im Petersdom und folgen dann der o.a. Reihe, die Wallfahrt endet dann in der großartigen Marienkirche Santa Maria Maggiore. Man soll aber die sieben Kirchen innerhalb eines Tages besuchen, wobei man am Vortag am späten Nachmittag beginnen kann. Mit Sonnenuntergang des nächsten Tages soll die Wallfahrt dann beendet sein.

Auf dem Weg über die Katakomben
„Der Tag dieser Wallfahrt ist für jeden gläubigen Katholiken ein ganz besonderer Gnadentag … man denke nur daran, wie viele Heilige vor uns diese Wallfahrt gemacht haben! Wenn man auf dem Weg zwischen St. Paul, St. Sebastian und der Stadt unterwegs ist, geht man über und zwischen den Katakomben der hl. Domitilla, des hl. Calixtus und des hl. Prätextatus mit den Begräbnisstätten unzähliger Märtyrer, die für Christus ihr Leben gelassen haben. Auf diesen Straßen sind die Apostel nach Rom gekommen, sind die Blutzeugen zur Hinrichtung geführt worden, sind die blutigen Leichen der hl. Märtyrer im stillen Dunkel der Nacht zu den Katakomben hinausgetragen worden. Durch diese Straßen Roms sind seit den Tagen der Apostel unzählige Heilige gewandelt, Bekenner, Ordensstifter und gottgeweihte Jungfrauen, die nach der Wallfahrt dieses Lebens die Krone ewiger Herrlichkeit erlangt haben; was haben sie getan, wie haben sie gelitten und gestritten, um ihre eigenen Seelen zu retten und die Seelen anderer.“ (Zitiert aus A. de Waal: Der Rompilger)

Das sind die Gedanken, die uns beschäftigen sollten, wenn wir von Kirche zu Kirche ziehen. Der deutsche Schriftsteller und großer Kenner Roms, Reinhard Raffalt, schrieb: „Der katholische Himmel über Rom ruht auf diesen Kirchen wie auf unsichtbaren Säulen.“ So ist es tatsächlich, die Wallfahrt führt zu den Kernpunkten unseres katholischen Glaubens, auf ihr taucht man tief in die Geschichte des Christentums ein bis zu seinen Ursprüngen. Wir verbinden uns mit der leidenden Kirche, mit den Blutzeugen der Anfangszeit, die mit ihrer Lebenshingabe unbeirrt Christus, den Gekreuzigten, bekannten und so den Samen des Glaubens säten in allen Völkern. Wir verbinden uns mit der streitenden Kirche und mit den Aposteln, die mutig und unbeirrt eine Aufgabe auf sich nahmen, die für einen Menschen unmöglich ist, wenn er nicht die Hilfe Gottes dafür erhält: „Geht hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium…“. Wir gewinnen aber auch einen Blick auf die triumphierende Kirche in den herrlichen Gotteshäusern, die wir besuchen und wo wir die wunderbaren Kunstwerke bestaunen, zu denen dieser Glaube Menschen befähigt hat, die größten Kulturleistungen der ganzen Menschheitsgeschichte zu vollbringen. Wir machen uns bewusst, wie sehr auch wir Teil der streitenden Kirche sind inmitten einer Welt, die von Gott und der Kirche nichts mehr wissen will, wie groß unsere Aufgabe ist in dieser unserer Zeit und wie unendlich dankbar wir sein müssen, dafür, dass wir das Gnadengeschenk des Glaubens erhalten haben, dass wir Kinder der katholischen Kirche sind - und das ganz unverdient!
Zur Gewinnung des vollkommenen Ablasses gelten die üblichen Bedingungen, in den jeweiligen Kirchen sollte man außerdem jeweils fünfmal das Vaterunser und einmal das Glaubensbekenntnis beten.
So wollen wir nun diese Wallfahrt beginnen und könnten dabei einstimmen in ein Gebet von Papst Pius XII. zum Heiligen Jahr 1950: „Himmlischer Vater, öffne die Herzen der Menschen in dieser Zeit der Gnade und des Heils, der Stimme Deines Sohnes. Lass das Heilige Jahr für alle werden ein Jahr der Reinigung und Heiligung, der Verinnerlichung und der Sühne: das Jahr der großen Rückkehr und des großen Verzeihens.“ Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Wie gesagt, die Reihenfolge der Kirchen ist nicht vorgeschrieben und auch wir beginnen auf dieser geistigen Pilgerfahrt im nächsten Kapitel nicht mit dem Petersdom, sondern mit der Lateranbasilika (San Giovanni in Laterano), das hat auch seine Gründe - aber darüber beim nächsten Mal!

Die Lateranbasilika