St. Laurentius vor den Mauern – San Lorenzo fuori le mura

Quelle: Distrikt Österreich

PILGERFAHRT NACH ROM - FÜR ALLE (Teil 9)

In einem Reiseführer für Rom aus dem Jahr 1909 lesen wir: „Jedes katholische Kind, jeder Greis kennt die Geschichte des hl. Laurentius“. Jetzt, etwas mehr als 100 Jahre später kennen ihn wohl nur mehr die wenigsten. Wer also war der hl. Laurentius?

Laurentius war ein tugendhafter, junger Mann, der zur Zeit des Kaisers Valerian lebte und ein Diakon der römischen Kirche war, der Bischof von Rom Sixtus III. hatte ihn mit der Fürsorge für die Armen betraut. Wie so oft, feierte dieser Papst auch am 6. August 258 das Heilige Messopfer in der Calixtus-Katakombe, sechs Diakone befanden sich bei ihm. Alle wurden verhaftet und auf der Via Appia zur Hinrichtung geführt. Auf diesem Weg begegnete ihnen Laurentius und dieser bestürmte den Papst: „Wohin gehst du, Vater, ohne deinen Sohn, wohin, heiliger Priester, ohne deinen Diener? Warum willst du ohne deinen Diakon dieses Opfer darbringen?“ Der Papst antwortete ihm. „Sei getrost, mein Sohn, in wenigen Tagen wirst du mir nachfolgen. Uns alten Leuten wird ein kurzer und leichter Kampf zugewiesen, dich, den jungen Mann erwartet ein heisserer Streit. Rüste dich daher und verteile, was du an eigenem Beisitz und an Gaben von den Gläubigen hast, unter den Armen.“

Laurentius folgte dieser Anordnung sofort und verteilte alles an die Armen, die Reliquien und Sakralgefäße aber brachte er rasch in Sicherheit, bevor er selbst verhaftet wurde. Im Gefängnis heilte er einen blinden Mitgefangenen durch das Kreuzzeichen und sein Gebet, dieser bekehrte sich zum Christentum. Der Kerkermeister mit Namen Hippolytus war, der Zeuge dieses Geschehens war, war so beeindruckt von ihm, dass er sich mit seiner Familie taufen ließ.  Laurentius wurde schließlich dem Kaiser vorgeführt, während sich vor dem Palast Arme, Kranke, Lahme und Blinde versammelt hatten.  „Siehe, das ist der wahre Schatz der Kirche! Heller als Gold strahlt in ihrem Herzen der Glanz des Glaubens!“ rief Laurentius dem Kaiser zu. Man wollte ihn zwingen, dem christlichen Glauben abzuschwören und dem Kaiser zu huldigen, Laurentius aber fragte Valerian: „Sage du mir, wen soll man anbeten, den Schöpfer oder das Geschöpf?“ Daraufhin ließ der Kaiser einen eisernen Rost herbeiholen und Laurentius daran binden, unter ihm wurde ein Feuer angezündet. Kurz bevor er das Bewusstsein verlor, rief er mit Todesverachtung zum Kaiser: „Schau her, Elender, eine Seite hast Du schon gebraten. Dreh mich auf die andere Seite und iss davon!“ So starb Laurentius am 10. August 258 im Alter von 30 Jahren und wurde in einer Katakombe auf dem Veranischen Feld bestattet, das sich im Eigentum von Cyriaka, einer römischen Matrone, befand. Die Kunde vom tapferen Märtyrertod des Laurentius verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Christen der Stadt und sie eilten in Scharen zu seinem Grab. Noch immer befindet sich auf dem Veranischen Feld (Campo Verano) ein Friedhof, gleich hinter der Kirche, er ist heute der größte Friedhof Roms. 

Kaiser Konstantin ließ über dem Grab des hl. Laurentius eine schöne Kirche erbauen und alle Päpste der folgenden Jahrhunderte achteten sorgsam auf diese. Papst Pelagius II. errichtete im 6. Jahrhundert direkt über dem Grab eine dreischiffige Basilika. Beim Einfall der Sarazenen in Rom wurde sie im 9. Jahrhundert geplündert und beschädigt. Im 13. Jahrhundert erhielt sie unter Papst Honorius III. ihr derzeitiges Aussehen. Der heutige Altarraum wird von der ursprünglichen Kirche gebildet, ein Triumphbogen verbindet den alten Bau mit dem neuen. Papst Pius IX. schmückte die Kirche mit Szenen aus dem Leben des hl. Laurentius und des hl. Stephanus. Im Marmorsarg des hl. Laurentius in der Confessio befinden sich nämlich auch die Reliquien des ersten Märtyrers, des hl. Stephanus. Seine Gebeine wurden bereits im 5. Jahrhundert nach Rom gebracht, unter Papst Pelagius II.  wurden sie dann im 6. Jahrhundert im Marmorsarg des hl. Laurentius beigesetzt.

Die Vorhalle mit den rekonstruierten Fresken

In der Kirche sind auch drei heilige Päpste begraben: Zosimus, Sixtus III. und Hilarius, ohne dass man die genaue Stelle ihres Grabes angeben könnte, weiters die hl. Cyriaca, die die Besitzerin des sog. Veranischen Feldes war, sowie der hl. Priester Justinus (der Laurentius begraben hat) und der hl. Hippolytus. Ihn hat Laurentius im Gefängnis bekehrt, aber auch er wurde von der Wut des Kaisers getroffen und starb den Märtyrertod.

Blick ins Innere der Kirche

Nur wenig Licht dringt in den Kirchenbau, der Innenraum wirkt dunkel und mystisch. Die Säulen des Innenraums der Kirche stammen aus Ägypten und aus Griechenland, sie sind unterschiedlich lang, die Differenz wurde mit dem Sockel ausgeglichen. Auf der rechten Seite steht ein prachtvoller Sarkophag, hier wurde im 13. Jahrhundert ein Kardinal begraben. Der Hochaltar wird von einem Baldachin überragt, der aus dem Jahr 1148 stammt, aber im 19. Jahrhundert erneuert wurde. 

In der Confessio unter dem Hochaltar steht hinter einem eisernen Gitter der aus dem 13. Jahrhundert stammende Markmorsarkophag mit den Reliquien der beiden Diakone Stephanus und Laurentius. 

Blick auf den Marmorsarkophag hinter dem Gitter

Der Triumphbogen stammt aus dem 6. Jahrhundert und trägt an beiden Seiten Mosaiken.

Triumphbogen

Am Ende der beiden Seitenschiffe führen Treppen in die Krypta hinab auf das ursprüngliche Bodenniveau der Kirche des Papstes Pelasius II. Auf der Rückseite der Confessio sieht man eine Marmorplatte, auf die der Überlieferung nach der Leib des Laurentius nach dem Martyrium gelegt worden war. Durch Untersuchungen aus neuerer Zeit konnten tatsächlich Blut und menschliche Fettspuren auf dem Stein nachgewiesen werden. 

Papst Pius IX. erbat sich in seinem Testament, dass seine sterblichen Überreste in der Krypta von San Lorenzo in einem ganz einfachen Grab bestattet werden möge, jedoch wurde dem Wunsch nach Einfachheit nicht ganz Rechnung getragen. Nach seinem Tod wurde die Krypta mit vielen Mosaiken prächtig ausgestaltet. Der Entwurf für die Mosaiken stammt von Ludwig Seitz, einem deutschen Maler. Über dem Sarkophag des Papstes stellt ein Mosaikbild den guten Hirten dar und sein Nachfolger, Papst Leo XIII. ließ eine Inschrift anbringen, wo wir u.a. lesen: „Für Wahrheit und Gerechtigkeit kämpfte er stets mit ungebeugtem Mut und war ein meisterlicher Anführer der Christenheit.“

Der Sarkophag Pius IX.

Wenn wir an dieser heiligen Stätte weilen, unter der sich ein großer frühchristlicher Friedhof befindet, wo so viele derjenigen begraben sind, deren Martyrium die Ausbreitung des christlichen Glaubens erst ermöglichten, sollten wir natürlich nicht bei der bloßen Besichtigung bleiben, sondern unseren Besuch hier auch geistlich einordnen und nutzen. Dazu kann uns ein alter Pilgerführer behilflich sein: 

„Der hl. Laurentius ist ein Vorbild kindlicher Anhänglichkeit an seinen geistlichen Vater, liebevoller Sorge für die Armen, unerschütterlicher Standhaftigkeit in den größten Schmerzen. An der Confessio niederkniend, erflehen wir uns durch die Fürbitte des Heiligen den besonderen Segen Gottes für unsere Seelsorger und Beichtväter, werktätiges Mitleid mit den Bedürftigen, Mut und Gottergebenheit in Leiden und Krankheit. Und dann erbitte dir selber noch ein besonderes geistiges Almosen vom hl. Laurentius, irgendeine Gnade für das Heil deiner Seele… Und am Sakramentsaltar erbitte dir vom Heiland im Geheimnis Seiner Liebe den Geist der Verzeihung und Versöhnung gegen die, welche dich etwa beleidigt haben, oder gegen welche du Abneigung und Groll im Herzen trägst.“

 

Noch einmal werfen wir einen letzten Blick auf die Fassade der Kirche San Lorenzo fuori le mura im dankbaren Gedenken an die unzähligen Märtyrer, die standhaft in ihrer Glauenstreue und in der unbeirrbaren Nachfolge Christi, für ihre Verfolger und Peiniger betend, in den Tod gingen und unter dieser Kirche und ihrer Umgebung begraben sind, dann aber gehen wir weiter zu unserem letzten Ziel auf dieser Sieben-Kirchen-Wallfahrt: Zur Kirche Santa Maria Maggiore. Auf dem Weg dahin wäre es schön, wenn wir den freudenreichen Rosenkranz beten könnten, nähern wir uns doch dem größten Marienheiligtum Roms.

 

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Quellenangabe: