Über das "Tantum ergo" - Zum 800. Geburtstag des hl. Thomas von Aquin

Quelle: Distrikt Österreich

Feierliche Sakramentsandacht in der Wiener Minoritenkirche

Die drei Jubiläumsjahre zu Ehren des großen hl. Thomas von Aquin gehen bald zu Ende, der 700. Jahrestag seiner Heiligsprechung, der 750. Todestag und der 800. Geburtstag wurden in den letzten Jahren begangen. 

Der heilige Thomas von Aquin wurde von Papst Urban IV. beauftragt, Messe und Offizium des 1264 neu eingeführten Fronleichnamsfestes, des großen Dankfestes für das Allerheiligste Altarsakrament, zusammenzustellen. Er verfasste die großartigen Hymnen, die die Kirche seither an diesem Festtag singt. Er ist der große theologische Meister, gerade auch in seinem Traktat über die Eucharistie. Er hat wahrhaft meisterhaft den Gläubigen die Gründe dieses hochheiligen Geheimnisses aufgedeckt.

Das sicher am häufigsten seither in der Kirche gesungene Lied des hl. Thomas ist das Tantum ergo, es wurde ja durch das Römische Rituale für den Sakramentalen Segen vorgeschrieben, in Verbindung mit der Sakramentsoration, die das Tagesgebet aus der Fronleichnamsmesse ist. Es sind eigentlich die fünfte und sechste Strophe des Hymnus Pange lingua aus der Vesper des Fronleichnamsfestes.

Tantum ergo sacramentum
veneremur cernui,
et antiquum documentum
novo cedat ritui.
praestet fides supplementum
sensuum defectui.

Genitori genitoque
laus et jubilatio.
Salus, honor, virtus quoque
sit et benedictio!
Procedenti ab utroque
compar sit laudatio!
Amen.

℣: Panem de caelo praestitisti eis (Alleluja).
℟: Omne delectamentum in se habentem (Alleluja).

℣: Oremus. Deus, qui nobis sub sacramento mirabili passionis tuae memoriam reliquisti: tribue, quaesumus, ita nos corporis et sanguinis tui sacra mysteria venerari, ut redemptionis tuae fructum in nobis jugiter sentiamus. Qui vivis et regnas in saecula saeculorum.
℟: Amen.

Kommt und lasst uns tief verehren
ein so großes Sakrament,
dieser Bund wird ewig währen,
und der alte hat ein End.
Unser Glaube soll uns lehren,
was das Auge nicht erkennt.

Gott dem Vater und dem Sohne
sei Lob, Preis und Herrlichkeit
mit dem Geist im höchsten Throne,
eine Macht und Wesenheit!
Singt in lautem Jubeltone:
Ehre der Dreieinigkeit!
Amen.

℣: Brot vom Himmel hast du ihnen gegeben.
℟: Das alle Erquickung in sich birgt.

℣: Lasset uns beten. Herr Jesus Christus, im wunderbaren Sakrament des Altares hast du uns das Gedächtnis deines Leidens und deiner Auferstehung hinterlassen. Gib uns die Gnade, die heiligen Geheimnisse deines Leibes und Blutes so zu verehren, dass uns die Frucht der Erlösung zuteil wird. Der du lebst und herrschest von Ewigkeit zu Ewigkeit.
℟: Amen.

In Österreich ist es seit langer Zeit üblich, dieses Lied, für das es sehr viele Vertonungen (neben zahlreichen Versionen im gregorianischen Choral etwas von Palestrina, Haydn, Mozart, Schubert, Bruckner, Vierne, Widor, Mitterer etc.) gibt, nach der alten Volkshymne zu singen, dem 1797 von Joseph Haydn komponierten Kaiserlied, so geschieht es zu Fronleichnam und bei anderen feierlichen Gelegenheiten, nicht nur in der Priesterbruderschaft, sondern auch noch - Gott sei Dank - an vielen anderen Orten, beim "Stadtumgang" des Kardinals in Wien, bei den feierlichen Maiandachten im Stephansdom etc.

Hier etwa bei einer Sakramentsandacht in der Minoritenkirche:

https://www.youtube.com/watch?v=qLvG8-nPnow&list=RDqLvG8-nPnow&start_radio=1

Seit seiner frühesten Kindheit schon hatte der hl. Thomas einen geheimnisvollen Zug zum Tabernakel hin. Auf dem alten Schloss Rocca Secca, dem Stammsitz der Familie, war sein Lieblingsort die Kapelle, in welcher täglich die Heilige Messe gefeiert wurde; das wunderbare Geheimnis der göttlichen Allmacht und Liebe im Allerheiligsten Sakrament war für die Seele des frommen Knaben ein himmlischer Magnet, der ihn gar mächtig anzog. Wie Thomas später auf der Hochschule zu Paris Professor geworden war, hat er ein eigenes Werk geschrieben über das Allerheiligste Sakrament des Altares, er verteidigte darin dasselbe gegen einige unehrerbietige Streitigkeiten glaubensloser Gelehrter. Wie das hl. Fronleichnamsfest in der Kirche eingeführt wurde, hat Thomas die herrlichen Lobgesänge verfasst, die in den Gebeten der Priester an jenem Fest enthalten sind ; darunter ist auch das Pange lingua mit den zwei Schlussstrophen: Tantum ergo und Genitori. Sich selbst und alle Christen wollte Thomas damit auffordern zum Lob des Allerheiligsten Sakramentes. Sein ganzes Leben lang ist der hl. Thomas von Aquin ein treuer und eifriger Verehrer des Allerheiligsten Altarsakramentes gewesen. 

Danken wir dem hl. Thomas von Aquin gerade zu Fronleichnam, dass er uns so reich beschenkt hat, um unsere eucharistische Frömmigkeit zu vermehren.