Wanderlager 2015

Quelle: Distrikt Österreich

Eine Reise in das Unbekannte! So könnte man das Wanderlager beschreiben. Warum, das werden Sie, lieber Leser, gleich erfahren.

Zwei Wochen Kroatien standen vor der Tür. Auf Schusters Rappen von Triest nach Pula. Doch was uns diese zwei Wochen alles erwarten würde, das wussten wir nicht. Denn nur mit einem etwa zwölf Kilo schweren Rucksack in ein fremdes Land zu gehen, ohne die Sprache zu beherrschen und nur auf die Gastfreundlichkeit der dortigen Menschen zu vertrauen, dass braucht wirklich Mut und Abenteuerlust. Doch es lohnt sich! Diese zwei Wochen prägen einen in jeder Hinsicht: Durch die heilige Messe, die morgendliche Betrachtung, das gemeinsame Rosenkranzgebet sowie die Vorträge des Priesters und die Glaubensgespräche in der eigenen Gruppe kann man dem Heiland näher kommen. Die Gemeinschaft in einer gleichgesinnten Gruppe stärkt die Freundschaft, und die gemeinsamen Erlebnisse schweißen einen zusammen. Auch für das praktische Leben lernt man so einiges dazu: Wer nicht kann, lernt ein paar Brocken Kroatisch, Kochen auf einem Gaskocher, Karten lesen, den Pfarrer vom Dorf um eine Unterkunft bitten und vieles mehr.

In Gruppen zu acht Jugendlichen wurden wir losgeschickt, um uns in einer Woche in Porec bzw. die zweite Woche in Pula wiederzusehen. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass man nur mit einer Landkarte in der Hand die richtigen Abzweigungen finden muss, immer ausreichend Proviant haben sollte und bei jeder Wetterlage, Regen und Hitze, und eventuell ein bisschen Fußweh, seines Weges zieht. Da braucht man eine Portion Gottvertrauen. Aber genau das soll man ja bei einem Wanderlager lernen: Verzicht auf den Luxus des täglichen Lebens und Vertrauen auf Gottes Vorsehung.

Zum Beispiel landeten wir abends in einem kleinen Dort in Slowenien, mit wenig Nahrungsmittel und ohne Unterkunft. Was würde passieren? Wir fanden nicht nur einen Schlafplatz bei freundlichen Einheimischen, die Nachbarn unseres Gastgebers brachten uns Essen, in der Früh wurden wir sogar mit schon gebrautem Tee und Kaffee überrascht. Dazu erlebten wir den schönsten Abend in diesem kleinen Dorf: Während wir uns mit unserem Gastgeber auf Englisch oder Italienisch unterhielten, hörten wir ein Singen und neugierig wie wir waren, fragten wir, ob das von einem Radio komme oder wirklich gesungen wird. Zwei Minuten später standen wir in einem Raum, wurden gastlich bewirtet und bekamen unser eigenes Konzert: Ein vierstimmiges Männer-Quartett, welches jede Woche zwei Mal abends übte, sang uns über zwei Stunden slowenische Volks- und Heimatweisen vor und schenkte uns abschließend noch eine CD von ihrem letzten Konzert.

Das sind Stunden, die einem in Erinnerung bleiben. Genauso wie der beeindruckende Abend am Meer in einer kleinen Bucht, wo wir den Sonnenuntergang beobachteten und Lieder am Lagerfeuer sangen, mit Blick auf das wogende Meer und einen klaren Sternenhimmel. Oder die langen, geheimnisvollen Gänge eines alten Franziskanerklosters in Pazin, wo wir gastfreundlich von den Mönchen aufgenommen wurden und im prächtigen, barocken Refektorium wie Chorherren speisten...

„Hast du Geige, hast du Rubel“ heißt ein russisches Sprichwort. So zogen wir in die Stadt, um durch unseren Gesang mit Uklele (kleine Gitarre) und Cachon (kleine Trommel) uns das Abendessen zu finanzieren. Man glaubt gar nicht, wie viel Kuna (krotische Währung) man für einfache, deutsche Volkslieder bekommt. Beklatscht und bejubelt von vielen Passanten und Touristen sangen wir aus voller Kehle. In Porec und in Pula gab es nach einer Stunde Gesang genug Geld und damit Pizza für alle! Dafür gab es ein andermal auch ein rohes Ei von oben, aber das kann einen wahren Troubadour Gottes nicht erschüttern...

Man müsste noch vieles erzählen, davon, wie eine Gruppe an der Grenze zu Kroatien den falschen Grenzübergang nahm, oder wie Pater Steiner mit Bild (Ukulele-spielend) in die kroatische Zeitung „Glas Istria“ kam, oder wie man lecker Hamburger auf einem Gaskocher zubereitet.... Leider würde das alles den Rahmen dieses Beitrages sprengen. Aber ich bin sicher, alle jungen Leser sind so gespannt und neugierig, dass sie nächstes Jahr sagen: Da will ich mit dabei sein! Für uns, die wir das alles erlebt haben, ging nach zwei viel zu kurzen Wochen eine unvergessliche Zeit zu Ende; zurück bleiben jedoch die Erinnerungen, die Freundschaften und die Vorfreude auf nächstes Jahr!

 

Theresia Mayr