Wie muss die wahre Herz-Jesu-Verehrung beschaffen sein?

Die wahre Verehrung des göttlichen Herzes muss so sein, dass die beiden Hauptzwecke dieser Andacht, nämlich Liebe und Sühne, erreicht werden.
Der Herz-Jesu-Verehrer soll den Heiland immer stärker und treuer lieben. Dazu führt ihn aber, wie wir sahen, die gründlichere Erkenntnis Jesu Christi. Darum muss er bestrebt sein, den Heiland immer besser kennen zu lernen und vor allem immer tiefer einzudringen in das Seelenleben Jesu, in die Stimmungen und Gesinnungen, die Ihn leiteten. Man erlangt dieses tiefere Verständnis dadurch, dass man sich beim frommen Nachdenken über die Geheimnisse und Ereignisse des Lebens Jesu, besonders über die Stationen Seines bitteren Leidens, immer wieder fragt: Was mag Jesus wohl dabei gedacht haben? Von welchen Absichten war Er dabei geleitet? Wie mag Ihm bei diesem Anlass zumute gewesen sein? Was mag Sein Herz in dieser Stunde gefühlt und gelitten haben?
Offenbaren aber wird sich die größere Liebe zu Jesus in dem wachsenden Eifer, Ihm zu gefallen. Die Herz-Jesu-Andacht ist keine bloße Gefühlssache und kein süßlicher Stimmungskult. Nichts ist verkehrter als das. Hier gilt in seiner Kraft das Wort des Apostels Johannes: „Meine Kindlein, lasset uns lieben, nicht mit Worten und mit der Zunge, sondern in der Tat und Wahrheit!“ (1 Jo 3, 18.) Herz-Jesu-Verehrung ist die schönste Blüte wahren Gottesdienstes, ist Hingabe des ganzen Menschen für die Verherrlichung Jesu, des Gottessohnes.
Der Heiland hat kurz und bündig die echte Liebe zu Ihm gekennzeichnet mit den Worten: “Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ (Jo 14, 21.) Ernstes Streben nach treuer Beobachtung der Gebote Gottes ist unerlässliche Voraussetzung für den wahren Herz-Jesu-Dienst. Unsere Liebe zum göttlichen Erlöser ist dann echt, wenn wir ernstlich bemüht sind, auch Seine Liebe und Sein Wohlgefallen zu verdienen.
Mit diesem Eifer, Jesu würdig zu leben, verbindet sich dann der Eifer für Seine Ehre und Verherrlichung, wie es im vorhergehenden Kapitel auseinandergesetzt wurde. Diesen Eifer wird der Herz-Jesu-Verehrer zuerst dadurch betätigen, dass er, wie bei sich, so auch bei andern, wo immer er kann, die Sünde zu verhindern sucht und durch Gebet, Opfer und Entsagungen, größere Treue und Dankbarkeit, vor allem aber durch häufige, würdige Kommunion dem Herzen Jesu zu ersetzen bemüht ist, was die Sünder Ihm an Ehre vorenthalten und rauben. Hierher gehört auch das schöne Opfer der Sühnemesse, indem man am Sonntag nach Möglichkeit noch eine zweite Messe mit Andacht hört zur Sühne für die Lauheit jener Katholiken, die keine hören.
Ferner wird der wahre Eifer für Jesus uns antreiben, die Verehrung Seines Herzens bei anderen zu fördern; in der Familie und bei Untergebenen; bei Bekannten und im Berufskreis ist häufig Gelegenheit geboten. Solche Anregungen fallen meist auf guten Boden, weil das katholische Herz sich naturgemäß zu dieser schönen Andacht hingezogen fühlt. – Eine besondere Sorge wendet der Herz-Jesu-Verehrer dem würdigen Schmuck des Gotteshauses, zumal des Tabernakels zu, wo Jesu Herz wahrhaft in unserer Mitte schlägt, liebt, betet, opfert und segnet.
Für die eigene Andacht gibt es eine große Auswahl von der Kirche gutgeheißener frommer Übungen zu Ehren des göttlichen Herzens, so dass jeder leicht für seine Neigungen entsprechende findet. Die Feier des Herz-Jesu-Festes, des Herz-Jesu-Monates (Juni), der Sühnekommunion an den ersten Monatsfreitagen, der feierlichen Abbitte, der Weihe an das göttliche Herz; Gebetsapostolat, Herz-Jesu-Litanei und viele schöne Ablassgebete zu Ehren des göttlichen Herzens, das sind gute und schöne Übungen. Doch sind nicht alle für jeden. Man setze sich mit vernünftigem Eifer bestimmte Übungen fest, die man gut ausführen kann; dabei verharre man dann mit großer Treue. Die Treue muss der Grundton unserer ganzen Herz-Jesu-Verehrung sein.