Zum Fest Allerheiligen

Quelle: Distrikt Österreich

Was wäre das liturgische Jahr ohne einen Gedächtnistag für alle Heiligen und Seligen Gottes? Dieses Fest wurde von Papst Gregor IV. auf den 1. November festgesetzt. Ursprünglich wurde es zu Ehren aller Märtyrer am 13. Mai gefeiert, denn an diesem Tag weihte Papst Bonifaz IV. im Jahr 610 den Pantheontempel in Rom zu einer christlichen Kirche mit dem Namen „Sancta Maria ad Martyres“. 

Das Gedächtnis der Märtyrer wurde in Syrien bereits im vierten Jahrhundert festlich begangen, die Griechen feiern das Gedächtnis aller Märtyrer und später aller Heiligen seit dem hl. Johannes Chrysostomus am ersten Sonntag nach Pfingsten. In der römischen Kirche soll die Verlegung des Festes auf den 1. November, wie die Überlieferung erzählt, deswegen vorgenommen worden sein, weil im Mai für die vielen Pilger, die zu dem Tage herbeiströmten, nicht genügend Nahrung in der Stadt vorhanden war,  dagegen „nach der Ernte und Weinlese alle leicht gespeist und getränket werden konnten.“

Heute ist das Fest das letzte im Kirchenjahr. Niemand wäre imstande, die Feste aller Heiligen und Seligen, die der Kirche bekannt sind, zu feiern, weil ihrer so viele sind. Denn, wie der hl. Hieronymus schreibt, gibt es keinen Tag im Kirchenjahr, an dem man nicht mehrerer 1000 Märtyrer gedenken müsste. Darum setzte die Kirche in ihrer Weisheit einen Tag im Jahr fest, an dem aller Heiligen insgesamt gedacht wird, der bekannten und unbekannten, jener unzähligen Schar, in der Gott verherrlicht wird, den wir in seinen Heiligen loben und preisen. Die Heiligen stehen am Throne Gottes, „sie umringen ihn gleich einem lebenden Siegeskranz, gleich einer strahlenden Ehrenkrone“. Diese Auserwählten sind Abbilder des Herrn, der sie uns als Beispiel vor Augen stellt. Er begnadete sie, indem Er sie zu mächtigen Fürbittern machte, an die wir uns vertrauensvoll wenden dürfen. Wenn wir sie ehren, ehren wir Gott in ihnen. „Es ist verordnet, dass wir am heutigen Tage aller Heiligen Gedächtnis feiern, damit, was menschliche Schwäche bei den Festen der Heiligen aus Unwissenheit, Lässigkeit oder in der Sorge um weltliche Dinge unterlassen hat, mit dieser heiligen Übung gesühnt werde…“

In der Aller-Heiligen-Litanei werden sie alle angerufen: zuerst die Königin der Heiligen, Maria, Jungfrau und Gottesgebärerin, dann die Engel, die Patriarchen und Propheten, die Apostel und Evangelisten, die Märtyrer und Bekenner, die Kirchenlehrer, die Mönche und Einsiedler, die Jungfrauen und Witwen. Sie alle bitten für die Gläubigen mit ihrem Verdienst und ihrer Liebe, denn wie man die Bitten vieler Menschen nicht gut überhören kann, so kann es auch nicht sein, dass die Bitten der Heiligen für uns nicht erhört werden sollten. Betet doch die Kirche an diesem Tage: Allmächtiger ewiger Gott, Du lässt uns die Verdienste aller deiner Heiligen zusammen in einer Feier verehren, da bitten wir Dich nun, schenke uns auf die Bitten so vieler Fürsprecher die ersehnte Überfülle Deiner Gnade.

Für die Festliturgie des 1. November wählte sie bewusst als Evangelium die Seligpreisungen der Bergpredigt, in denen Christus die Eigenschaften der Heiligen aufzählt: die arm sind im Geiste, die sanftmütig sind, die trauern - also großes Leid tragen - die nach der Gerechtigkeit streben, die barmherzig sind, die Reinen, Friedfertigen und vor allem diejenigen, die Verfolgung leiden um Seinetwillen. Und Er endet: „Groß ist euer Lohn im Himmel.“  Das Fest Allerheiligen verdankt seinen Ursprung, wie gesagt, Papst Bonifaz IV., in dem er das Pantheon in Rom zu Ehren der Allerseligsten Jungfrau und Gottesgebärerin sowie zum Lobe aller heiligen Märtyrer weihte. Dieser prächtige Tempel wurde von Marcus Agrippa, einem Günstling des Kaisers Augustus im Jahre 27 v. Chr. in seinen Thermen in Rom erbaut und durch Kaiser Hadrian wiederhergestellt und Pantheon genannt, weil man darin die 3000 Götter zugleich verehrte, die im römischen Reichsgebiet staatlich gebilligt wurden. Der Bau wurde nach Einführung des Christentums nicht zerstört, denn Kaiser Honorius hatte befohlen, dass man ihn als Denkmal der alten Herrlichkeit des Römischen Reiches bestehen lassen solle. Aber seine Tore wurden geschlossen. 

Nun kam Papst Bonifaz auf den Gedanken, diesen Tempel aller heidnischen Gottheiten zu öffnen und zu reinigen. Der byzantinische Kaiser Phokas machte ihn dem Papst zum Geschenk. Der Tag der Weihe des herrlichen Rundbaus in eine christliche Kirche wurde mit großer Festlichkeit begangen. Am Vorabend führte man aus den Katakomben eine große Menge Reliquien heiliger Märtyrer auf 18 reich geschmückten Wagen herbei. Am Tage selbst erschien der Papst mit allen Zeichen seiner Würde angetan, begleitet von einer großen Zahl von Priestern. Die Reliquien wurden im Triumph in den Tempel gebracht und dort in die bereitgestellten Behälter gelegt. Nun begann der Papst die Weihe und nannte die Kirche „Sancta Maria ad Martyres“.  Heute heißt sie im Volksmund einfach „Sancta Maria Rotunda“. Von diesem Tag an wurde das Fest aller Heiligen alljährlich in dieser Kirche begangen, später von Papst Gregor IV. über die ganze katholische Kirche ausgedehnt und am 1. November zu feiern befohlen.

Zitiert aus: Das große Buch der Heiligen von Erna und Hans Melchers