15. August: Fest der glorreichen Aufnahme Mariens in den Himmel

Quelle: Distrikt Österreich

Am 15. August begehen wir in feierlicher Weise den Ehren- und Freudentag der Gottesmutter: ihre glorreiche leibliche Aufnahme in den Himmel. Dieses Fest ist das höchste der Feste, welche die heilige Kirche zu Ehren Unserer Lieben Frau feiert. So wie Maria von allen Sterblichen mit dem Vorzug der Unbefleckten Empfängnis ausgezeichnet wurde und somit ihr Eintritt in das Leben ein Wunder der Gnade war, so musste auch ihr Austritt aus dem irdischen Leben in einer wunderbaren Weise erfolgen: Die Gottesmutter wurde mit ihrem irdischen Leib und ihrer Seele in den Himmel aufgenommen. Das glauben die Christen schon seit den Zeiten der Apostel.  

Die leibliche Aufnahme steht in einem engen Zusammenhang mit der vollkommenen Sündenreinheit der Gottesmutter. Dadurch unterlag sie nicht, wie alle anderen Menschen, den Folgen der Erbsünde. Tod und Verwesung sind Folge dieser Erbsünde und so ist es nur naheliegend, dass die Frau, der von Gott die Gnade verliehen wurde, Seinen Sohn in ihrem Leib zu tragen, von diesen Folgen bewahrt blieb. Wäre es auch nur annähernd denkbar, dass der Leib der Jungfrau, zu der Gott den ranghöchsten unter den Engeln des Himmels sandte, nämlich den Erzengel Gabriel und der sie mit den Worten „Du bist voll der Gnade“ begrüßte, der Verwesung hätte anheim fallen können?  

Das Fest zu ihren Ehren wurde schon vom hl. Papst Damasus (366-384) eingeführt, im oströmischen Reich wird Bischof Kyrill von Alexandrien genannt, der das Fest der Jungfrau Maria nach dem Konzil von Ephesus im Jahr 431 für den 15. August festlegte.

Glaubensdogma für alle Zeiten

Als Papst Pius XII. im Jahr 1946 ein Apostolisches Schreiben an alle Bischöfe der Welt sandte, mit der Frage, ob man die Aufnahme Mariens in den Himmel dogmatisieren könne und ob dies auch der Klerus und das gläubige Volk wünschten, war die Antwort nahezu einstimmig. So verkündete der Papst am 1. November 1950 das Dogma in feierlicher Weise. Er wies auf die Übereinstimmung aller Bischöfe des Erdkreises hin, sowie auf die Glaubensüberzeugung des christlichen Volkes seit urdenklichen Zeiten, auf das kirchliche Brauchtum, so z.B. das vierte Geheimnis im glorreichen Rosenkranz, auf die vielen Kirchen, die der Aufnahme Mariens in den Himmel geweiht sind, sowie auf das Zeugnis der Kirchenväter und der kirchlichen Lehre.

Das Fest wird volkstümlich auch „Mariä Himmelfahrt“ genannt. Diese Bezeichnung könnte in unseren Tagen möglicherweise zu Missverständnissen führen. Während früher jeder gläubige Christ wusste, dass Maria nicht, wie unser Herr Jesus Christus, aus eigener Macht sich in den Himmel erhob, sondern durch Gottes Allmacht und Gnade erhoben wurde, ist den Christen unserer Zeit dieses Glaubenswissen oft anhanden gekommen. Der hl. Kirchenlehrer Petrus Damiani (11. Jahrhundert) erklärt diesen Unterschied mit folgenden unmissverständlichen Worten: „Betrachte mit den Augen des Geistes den auffahrenden Sohn und die aufgenommene Mutter, und du wirst sehen, dass Herrliches in der Auffahrt des Sohnes, Herrliches in der Aufnahme der Mutter sich darstellt. Denn der Erlöser steigt zum Himmel auf in der Macht und Herrlichkeit Seiner Kraft, als Herr und Schöpfer, von der Huldigung der Engel begleitet, nicht von ihrer Hilfe unterstützt. Maria aber wird in den Himmel aufgenommen, und zwar zum Zeichen der emporhebenden Gnade unter dem Geleite und mit Hilfe der Engel, da die Gnade und nicht die Natur sie emporhob. Darum wird dieser Tag ‚Aufnahme‘ (Assumptio), jener ‚Auffahrt‘ (Ascensio) genannt. Da etwas Anderes die Macht, und etwas Anderes die Barmherzigkeit ist, und der Schöpfer allein das Vorrecht hat, über die Natur der Dinge durch Seine eigene Macht hinauszugehen.

Kräuterweihe

Seit dem 9. Jahrhundert kennt die Kirche den Brauch der Kräuterweihe an diesem Festtag. Die Gläubigen bringen Kräuter, die zu Sträußen gebunden sind, zur Kirche, wo sie vom Priester gesegnet werden. Diese gesegneten Kräuter sind ein wichtiges Sakramentale der Kirche, sie sollen einen besonderen Segen für Haus und Hof vom Himmel herabrufen. Der Brauch geht auf die Überlieferung des Kirchenvaters Johannes von Damaskus (gest. 754 n. Chr.) zurück, nach der dem leeren Grab Mariens bei seiner Öffnung ein Wohlgeruch von Rosen und Kräutern entstiegen sein soll.

Die Segnung der Kräuter durch den Priester erfolgt hierzulande meist mit dem folgenden Gebet:

 „Allmächtiger ewiger Gott, demütig und innig wenden wir uns an Deine Güte. Wunderbar hast Du alles aus dem Nichts erschaffen; Du hast der Erde geboten, Pfanzen hervorzubringen und hast in die Kräuter verschiedenartige heilende Kräfte gelegt, um dadurch dem Leib des Menschen Genesung zu spenden. Segne und heilige in Deiner Vatergüte diese verschiedenen Arten von Kräutern. Wer immer am heutigen Fest der Allerseligsten, allzeit reinen Jungfrau und Gottesmutter Maria, davon nimmt, möge die ersehnte Gesundheit an Leib und Seele erhalten. Auf ihre Fürbitte hin mögen alle durch den Gebrauch dieser Kräuter Heilung und Freude finden und so zu den Pforten des Paradieses zu gelangen verdienen. Das verleihe uns Jesus Christus, unser Herr, Der mit Dir lebt und regiert in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. (Collectio Rituum Salisburgensis, Salzburg 1951)