Anmut und Herrlichkeit durch das Licht

Quelle: Distrikt Österreich

Gott sprach: „Es werde Licht!“ Das erste Wort Gottes schuf die Substanz des Lichts, verscheuchte die Finsternis, verbannte die Schwermut, erleuchtete die Welt und gab allen Dingen ein reizendes und liebliches Aussehen. Auch der Himmel, bis dahin in Finsternis gehüllt, ward sichtbar, und zwar eben in der Schönheit, die noch heute unser Auge bezeugt. Lichtumflutet ward die Luft, oder vielmehr sie nahm das volle Licht ganz in sich auf und sandte die blitzenden Strahlen ihres Glanzes nach allen Enden aus. Aufwärts drang sie bis zum Äther und Himmel selbst, und in der Breite beleuchtete sie alle Teile der Welt, den Norden wie den Süden, den Osten wie den Westen, und zwar in einem Augenblick. Denn die Substanz der Luft ist so durchsichtig und fein, dass das Licht ohne Verzug hindurchgeht. Wie sie unseren Blick ohne Zeitaufwand zu den sichtbaren Dingen lenkt, so rasch, rascher als man es sich denken kann, nimmt sie auch die Strahlen des Lichtes zu ihren äußersten Grenzen auf. Auch der Äther wurde mit dem Licht lieblicher und die Wasser klarer, indem sie den Glanz nicht nur aufnahmen, sondern mit der Brechung des Lichts ihn auch widerstrahlten, da die Lichtfluten allenthalben vom Wasser abprallen.

So verwandelte die göttliche Stimme alles in Anmut und Herrlichkeit. Wie jene, die in die Tiefe tauchen, an Ort und Stelle Öl ausgießen und damit den Raum erhellen, so hat der Schöpfer des Weltalls mit einem Wort plötzlich der Welt die Gabe des Lichts geschenkt. „Es werde Licht!“ Und der Befehl ward Werk: Die Substanz war da, die das köstlichste Gut ist, das Menschengeist sich ausdenken kann. Wenn wir aber bei Gott von einer Stimme, einem Wort, einem Befehl reden, so verstehen wir unter der göttlichen Rede keinen durch das Sprachorgan hervorgebrachten Laut, keine mit der Zunge geformte Luft, sondern wir glauben hier die Willensrichtung in der Form eines Befehls geäußert, um sie denen deutlich zu machen, die auf sie achten sollten. „Und Gott sah, dass das Licht schön war.“ (Gen 1,4) Wie können wir ein würdiges Lob finden für das Licht, dem der Schöpfer selbst zuerst das Zeugnis gegeben hat, dass es schön sei!

Basilius der Große: Sechstagewerk 2,7