Besonderer Beistand des hl. Schutzengels in der Todesstunde

Quelle: Distrikt Österreich

Engelsdarstellung in einem Gemälde von Caravaggio in der Kirche San Luigi dei Francesi (Rom)

So wie unser Engel für uns im Leben sorgt, hat er nichts anderes im Sinn, als uns auch zu einem guten Tod zu führen. So erhöht er, je mehr er diese Stunde herannahen sieht, seine Wachsamkeit, um dies zu erreichen. Er ist bestrebt, seine geliebte Seele rechtzeitig auf diesen großen Schritt vorzubereiten. Es ist eine beständige Beobachtung, besonders bei gut gesinnten Seelen, bei Seelen, die auf die Stimmen ihres Engels sehr achtsam sind, dass sie eine gewisse Vorahnung und gleichsam eine Gewissheit ihres nahenden Todes haben. Daher widmen sie sich dann in größerer Zurückgezogenheit und mit größerem Eifer christlichen und frommen Werken, um so ihr Leben zu einem besseren Ende zu führen. Dies war zweifellos die Wirkung der geheimen Gedankengänge des heiligen Engels.

Und es ist wahr, dass gewisse überaus begünstigte Seelen dies manchmal deutlicher von ihm erfahren haben. Und in der kurzen Zeit, die ihnen verblieb, vermehrten sie ihre Schätze an guten Werken mehr als sonst. ,Du wirst am ersten Tag des Jahres sterben, sagte der Engel zum heiligen Abt Marcellus. ,Du wirst am ersten Tag des Monats März sterben', sagte der Engel zum Prinzen David aus dem königlichen Geschlecht Englands. ,In einem Jahr werde ich kommen, um dich mit mir zur Herrlichkeit zu führen', so auch der hl. Engel zum hl. Hubertus. Aber es ist auch wahr, dass er es auf weniger offensichtliche Weise  nicht versäumt, der in seine Obhut gegebenen Seele gewöhnlich mit inneren Stimmen zuvorzukommen, wenngleich sie mal mehr stillschweigend und mal mehr ausdrücklich sind. 'Und denkst du, armseliges Wesen, dass du immer leben wirst? Was ist, wenn du bald stirbst?' So hörte ich einen in seinem Herzen sagen, der sündigen wollte, und nachdem er sich großen Bußwerken hingegeben hatte, änderte er rechtzeitig die wenige Zeit, die ihm vom Leben blieb. ,Ach, elender Mensch, jetzt wirst du sterben', hörte man innerlich einen anderen sagen, der ein ähnliches Leben führte, und es war seine Rettung, dass er die Warnung schnell befolgte. Denn kaum hatte er gebeichtet, hörte er auf zu leben. Würden öfters solche Warnungen des Engels beherzigt werden, würden wir sicher nicht so viele unglückliche Todesfälle erleben!

Doch in der Todesangst zeigt er sich mehr denn je als mächtiger Beschützer und liebevoller Tröster. Er widersetzt sich dann den Beschimpfungen der Hölle, er wehrt ihre Angriffe ab, er schwächt ihre Kraft. So macht er seinen Schutzbefohlenen inmitten der Bitterkeit des Todes ruhig und sicher. Denn er weiß besser als jeder andere, auf welche Weise er die Todesangst mildern kann, indem er nun sanfte Gefühle liebender Ergebung vorschlägt. Er spornt den Sterbenden an, Vertrauen in die väterlichen Hände seines Herrn und in seine Wunden zu setzen, und ein lebhaftes Verlangen zu haben, die himmlischen Schönheiten zu genießen. Und um eine stärkere Hilfe zu erlangen, wird er selbst ein liebender Fürsprecher mit seinen Gebeten bei Jesus, dem Retter der Seelen, und bei Maria, der großen Mutter und barmherzigen Beschützerin der Sterbenden. Er versäumt es nicht, andere Engel und Heilige einzuladen, ihm zu helfen, besonders den heiligen Michael, der den Todeskampf begleitet, und den heiligen Josef, der zu dieser Zeit besonderen Beistand leistet. Er weckt auch den Eifer der gottgefälligen Seelen, den Eifer der Priester. So wird er in diesem letzten Augenblick wie ein himmlischer Balsam für unsere Seele in jenen wenigen Stunden des Lebens, die uns bleiben, wenn sie sich auf den Weg in die Ewigkeit macht.

,Oh, der große Trost, den mir mein guter Engel gibt, sagte ein Sterbender, ,er gibt mir den Kuss des Friedens. Mit ihm gehe ich, adieu. Und ein anderer sagte auf seinem Sterbebett: ,Oh wie der Engel für seine Verehrer kämpft! Oh wie er tröstet! Seht ihr ihn hier nicht? Ich sterbe in seinen Armen'. Und mit ihm ging er fort. Und die hl. Theresia sagte, als der Sohn einer Dame verstarb:, Ach Madame, wie viele Engel kommen, um die Seele dieses kleinen irdischen Engels abzuholen! Ach wie gut, wer so stirbt!'

Mein heiliger und liebevollster Schutzengel, treuer und beständiger Freund auch derer, die dich zornig gemacht und beleidigt haben, sofern sie dann reumütig sind. Dir vertraue ich meinen Todeskampf und jene gefährlichsten Momente an, die über mein ewiges Heil entscheiden. Ich werde gesegnet sein, wenn du mir zu einem glücklichen Ausgang verhilfst. Das wird der Beginn einer besseren und ewigen Freundschaft zwischen dir und mir sein. Ach, lieber Engel, in der Stunde meines Sterbens, erleuchte mich, lenke und leite mich.

 

Zitiert aus dem Büchlein "Andacht zum hl. Schutzengel" verfasst vom Hl. Don Bosco