Das Turiner Grabtuch - Vortrag von Frau Mag. Gertrud Wally

Quelle: Distrikt Österreich

Das Turiner Grabtuch – Neue Erkenntnisse

125 Jahre sind vergangen, seit der Fotograf Secondo Pia im Jahr 1898 erstmals eine Fotografie des Turiner Grabtuches anfertigte und in seinem Labor erschreckt feststellte, dass es sich bei dem Abbild auf dem Tuch um ein fotografisches Negativ handelte, ein Begriff, den niemand vor der Entwicklung der Fotografie kennen konnte. Seit diesem Zeitpunkt haben sich Heerscharen von Wissenschaftlern mit dem Grabtuch beschäftigt und noch immer entlocken sie dem Grabtuch neue Erkenntnisse.

Am 9. Juli 2023 war Frau Mag. Gertrud Wally, die sich schon seit 40 Jahren mit dem Grabtuch intensiv auseinandersetzt, zu Gast im Schloss Jaidhof und hielt zwei Vorträge über die neuesten Erkenntnisse auf dem Gebiet der Grabtuchforschung, sie stützte sich dabei v.a. auf die Forschungen von Prof. Giulio Fanti von der Universität Padua. Einige ihrer Angaben, die alle die neueren Forschungsergebnisse betreffen, sollen hier kurz wiedergegeben werden. Den Lesern dieser Webseite ist das Turiner Grabtuch sicher ein Begriff, sodass wir uns auf diese neueren bzw. ergänzenden Erkenntnisse beschränken können, die hier punktuell aufgelistet werden sollen.  

1. Das Grabtuch, das aus einem aus reinem Flachs gewebten Leinen besteht und eine auffällige und seltene Webart zeigt, wurde im Jahr 1532 bei einem Brand beschädigt. Die Brandlöcher, die dabei entstanden sind, wurden damals von Klarissinnen in knieender Körperhaltung mit goldenen Nadeln geflickt, die Passion Christi betrachtend. Im Jahr 2002 dagegen kam man auf die Idee, diese Flicken zu entfernen, außerdem das Tuch abzusaugen, zu reinigen, zu bügeln und zu strecken. Gut, dass schon zuvor so viele Erkenntnisse aufgrund der Materialien, die auf dem Grabtuch zu finden waren, gewonnen werden konnten, so z. B. die Pollen, die den Weg des Grabtuchs genau nachvollziehen lassen und der Straßenstaub, der die gleiche Zusammensetzung hatte, wie der aus den Straßen Jerusalems.

Der Staub, der nun im Jahr 2002 abgesaugt wurde, brachte allerdings auch neue und sensationelle Erkenntnisse. Prof. Fanti fand DNA-Spuren in dem Material, die jedoch nicht vom Blut stammten.  38 % der gefundenen menschlichen DNA-Spuren sind indischen Ursprungs, 56 % aus dem Nahen Osten und nur knapp 6 % aus Mitteleuropa. Das korreliert wohl mit dem Weg, den das Tuch zurückgelegt haben muss: Im Nahen Osten wurde das Tuch oft berührt und verehrt, in Mitteleuropa war es eher verborgen und nur wenige hatten Zugang dazu, in Indien dagegen dürfte das Tuch in der jüdischen Diaspora, möglicherweise als Auftragsarbeit für die Tempelwerkstatt in Jerusalem  gewebt worden sein. Diese Webart war sehr teuer und kam daher nur für königliche oder priesterliche Gewänder zum Einsatz.

2. Das Abbild des schwer gefolterten Mannes ist nur auf der Innenseite des Grabtuches zu sehen, auf der Außenseite dagegen nicht. Nur das Blut sickerte durch das Tuch hindurch und findet sich daher auch auf der Außenseite. Es handelt sich um menschliches, männliches Blut mit der Blutgruppe AB. Es findet sich arterielles, venöses, prä- und postmortales Blut. Es gibt auch Anzeichen, dass sich geronnenes Blut nach dem Tod wieder verflüssigt hat. Allerdings fehlen jegliche Verwesungszeichen! Das Abbild zeigt einen völlig unbekleideten Mann und allein diese Tatsache spricht gegen eine Darstellung aus dem Mittelalter! Eine solche Darstellung wäre ein Skandal gewesen, niemand hätte gewagt, Christus unbekleidet darzustellen.

3. Ein Faden des Gewebes des Tuches besteht aus 70-200 Flachsfäserchen. Die Verfärbung des Tuches - also das Abbild - geht nie durch den ganzen Faden hindurch, nur einzelne Fäserchen, die manchmal nicht einmal nebeneinander liegen, sind verfärbt. Der Umfang einer Verfärbung beträgt 0,2 Mikron, das sind zwei Zehntausendstel Millimeter, das herzustellen wäre aber ohne Mikroskop völlig unmöglich gewesen.  

4. Der Körper des abgebildeten Mannes zeigt Spuren einer römischen Geißelung mit unzähligen Wunden, Professor Fanti zählte 372 auf der Körperrückseite, 159 auf der Vorderseite, die Seitenansicht fehlt, man kann daher von mindestens 700 solcher Verwundungen ausgehen. Zwei ungleich große Folterknechte haben von links und rechts auf das Opfer eingeschlagen. Auf den Unterschenkeln finden sich zudem Spuren einer jüdischen Geißelung mit Ruten und Lederriemen.

Die Augen hatten keinen Kontakt mit dem Leinen, sind aber trotzdem abgebildet, das rechte Auge ist tief eingesunken. Große Teile des Bartes sind ausgerissen, was eine schwere Demütigung und eine Strafe für Gotteslästerung darstellte. Im Bereich der rechten Schulter und des rechten Schulterblattes finden sich Spuren von schweren Verletzungen durch den Kreuzbalken. Weiters sind schwere Gesichts- und Knieverletzungen nachweisbar. Da das Opfer die Arme an den Balken gebunden hatte, konnte es sich beim Sturz nicht abstützen. Am Kopf finden sich mehr als 50 Einstiche durch dornige Disteln und den Kreuzdorn, eine Pflanze, die bis zu 5 cm lange Dornen hat und an den Enden der Dornen eine juckende Flüssigkeit abgibt. Zwischen der 5. und 6. Rippe rechts findet sich eine Wunde, deren Größe dem Einstich einer römischen Lanze entspricht. Die Wundränder klaffen, was ein Zeichen dafür ist, dass die Wunde nach dem bereits eingetretenen Tod entstand. Wären die Stichwunde beim Lebenden entstanden, hätten sich die Wundränder zusammengezogen. Das im Herzen befindliche Blut und das Serum strömten schwallartig heraus. Wie kam es dazu?

5. Den Folterungen des Karfreitags war eine extreme psychische Streßstituaton am Ölberg vorausgegangen. Christus sah nicht nur die Leiden des kommenden Tages voraus, sondern alle Schändungen Seines eucharistischen Leibes, durch alle Jahrhunderte, er sah alle zukünftigen Sakrilegien. Die Belastung Seines menschlichen Körpers war extrem, es kam zum Blutschwitzen und wohl auch zu einer Schädigung des Herzens im Sinne eines Infarktes. Diese in Verbindung mit den grausamen Leiden des Karfreitags dürften am Kreuz infolge einer schweren Durchblutungsstörung zu einer Herzruptur (Riss der Herzwand) geführt haben, das Blut ergoss sich in den Herzbeutel, es kam zu einer sog. Herzbeuteltamponade. Das aber ist extrem schmerzhaft und führt dazu, dass ein gellender Schrei ausgestoßen wird. Genau das berichten uns die Evangelien! Christus stirbt zu dem Zeitpunkt, wenn die Osterlämmer geschlachtet werden, das im Verenden herausströmende Blut der Lämmer hat Sühnefunktion. So ist auch das Herausströmen des Blutes aus dem Herzen Jesu als Sühne zu sehen. Das Blut auf dem Grabtuch in der Nähe der Stichwunde ist postmortales, nicht geronnenes Blut.  

6. Professor Fanti untersuchte auch die eucharistischen Wunder in Italien. Er fand in einer Hostie, die zu Boden gefallen war und die nach zwei Jahren noch nicht zersetzt war, Herzmuskelgewebe eines Lebenden! Das Blut, das sich bei den eucharistischen Wundern zeigt, ist immer hellrot, also sauerstoffangereichertes Blut, das Blut eines Lebenden! Mit diesem Wissen, das uns Menschen des 21. Jahrhunderts vorbehalten ist, gewinnt die Herz-Jesu-Verehrung, wie sie seit Jahrhunderten gepflegt wurde, eine neue Bedeutung und sollte wohl einen besonderen Platz im Gebetsleben jedes Katholiken haben.

7. Beim Brand in der Kathedrale von Turin im Jahr 1997 dürfte es sich um einen Brandanschlag gehandelt haben. Es konnten fünf verschiedene Brandherde eruiert werden. Vom vormaligen Königspalast, wo am Abend ein großes Bankett stattfand, gibt es eine direkte Verbindung zur Kirche. Die Restaurierungsarbeiten in der Kirche nach diesem Brand dauerten 21 Jahre. Die Rettung des Tuches ist nur dem beherzten Eingreifen eines Feuerwehrmannes zu verdanken. Das Tuch ist jetzt in der linken Seitenkapelle des Domes aufbewahrt, in einem Behälter, wo ein Edelgasgemisch für konstante Temperatur und Feuchtigkeit sorgt.

8. Professor Fanti unterzog das Grabtuch chemischen und mechanischen Datierungsmethoden und konnte in allen Fällen nachweisen, dass das Tuch aus dem ersten Jahrhundert stammt. Im Jahr 2022 veröffentlichte eine italienische Forschergruppe das Resultat einer neuen Datierungsmethode: Die Technik basiert auf der Untersuchung der natürlichen Alterung von Zellulose in den Leinenfasern mittels Weitwinkel-Röntgenbeugung. Die Forscher kamen ebenfalls zu dem Ergebnis, dass das Tuch aus dem 1. Jahrhundert stammen müsse.

9. Wie aber ist der Abdruck auf das Grabtuch gekommen? Es konnte keine Farbe nachgewiesen werden und es handelt sich auch nicht um einen Kontaktabdruck. Es gibt keine Konturen, keine Pinselstriche, die Stellen, die näher zum Tuch waren, sind dunkler abgebildet, als die, die entfernter waren. Es finden sich auch Körperstellen, die gar nicht in Kontakt mit dem Tuch waren. Weiters kann man Pflanzenabdrucke finden, so z. B. von drei Pflanzen, deren gemeinsame Blütezeit in Jerusalem in die Monate März/April fallen. Es finden sich Abdrucke von Münzen aus der Zeit des Pontius Pilatus, die einen charakteristischen Prägefehler aufweisen.

36-40 Stunden nach Todeseintritt muss es zu einem unerklärbaren Phänomen gekommen sein, bei dem auch die bereits eingetretene Fibrinolyse (Verflüssigung von Blutgerinnsel auf der Haut nach dem Tod) gestoppt haben muss. Später hätte eine Unterbrechung der Fibrinolyse keine klaren Blutspuren mehr ergeben.

10. Die einzige Erklärung, die nach heutigen Erkenntnissen bleibt, ist das Einwirken einer elektromagnetischen Strahlung auf das Tuch, die senkrecht zur Haut gewirkt haben muss und dadurch das Doppelbild (auch die Körperrückseite ist abgebildet!) erzeugte: Ein „Aufblitzen“ des Leichnams wie bei einer Corona-Discharge (Koronaentladung), also eine hochenergetische, ganz kurz einsetzende Entladung wie bei einem Blitz, aber bei niederen Temperaturen und zwar aus dem Leichnam, nicht von außen! Nicht nur der Körper wird abgebildet, sondern auch Pflanzen, Blumen, Münzen und sogar die schriftliche Erlaubnis zur Kreuzesabnahme. Der Leichnam wird transparent, die Tücher fallen in sich zusammen.  Durch die Neutronenemission bei dieser Strahlung wurde der Radiocarbongehalt des Tuches verändert. Somit wäre auch das falsche Ergebnis der Radiocarbonuntersuchung im Jahr 1988 erkärt. Das Blut wurde durch die hohe UV-Strahlung rötlich verfärbt, deswegen gibt es bis heute rötliche – und nicht braune - Blutflecken. Die rote Farbe konnte man sich bis heute nicht erklären, deswegen gab es immer wieder Diffamierungen. Aber diese roten Blutflecken stellen eigentlich nach den neuesten Erkenntnissen einen Beweis für die Auferstehung dar!

11. Jedes Jahr am Karsamstag nach dem julianischen Kalender entspringt im Heiligen Grab in Jerusalem aus der Grabesplatte eine Feuersäule mit bläulichem Licht. Das Phänomen ist seit dem 4. Jahrhundert beschrieben. Der Grabtuchforscher Professor Fanti machte im Jahr 2019 thermische Messungen und dokumentierte, dass dieses Feuer während der ersten 10-15 Minuten kalt ist und keinerlei Verbrennungen bei Berührung verursacht. In Verbindung mit dem Grabtuch, das einen materiellen Hinweis auf die Auferstehung gibt, muss man zur Annahme kommen, dass dieses Feuer ebenfalls mit der Auferstehung in Verbindung steht.

Wenn man all die Fakten, die die Wissenschaft nach und nach dem Turiner Grabtuch entlockt, betrachtet, legt sich dann nicht der Gedanke nahe, dass unser Herr Jesus Christus dieses Tuch, diesen Schatz für unsere Zeit aufbewahrte, für eine Zeit, die von einem in der Geschichte noch nie dagewesenen Glaubensabfall geprägt ist? Für eine Zeit, in der es so schwer geworden ist, zu glauben? Das Grabtuch ist wahrhaft ein Schatz, der stumm, und doch sehr beredt Zeugnis gibt von Seinem Leiden, Seinem Tod und von Seiner Auferstehung – allen Diffamierungen, Schmähungen und Lügen über den Glauben zum Trotz. Und je mehr Menschen vom Glauben abgefallen sind im Laufe der letzten Jahrzehnte, umso sicherere Beweise liefert uns die Wissenschaft von der Authentizität dieses Tuches. Den Menschen früherer Jahrhunderte genügte die Betrachtung des Tuches, um zu glauben. Wir möchten gerne Beweise inmitten all des Unglaubens – und Gott gibt sie uns! Das Turiner Grabtuch spricht in der Sprache, die die Menschen des 21. Jahrhunderts verstehen können – wenn sie wollen: in der Sprache der Wissenschaft!