Der hl. Julius von Rom in Wien

Quelle: Distrikt Österreich

In der Wiener Michaelerkirche befindet sich ein prächtiger Seitenaltar, der im Jahr 1826 errichtet wurde und in dem die Reliquien des hl. Julius ruhen, der zum Schutzpatron der Wiener Kinder ernannt wurde. Dieser Heilige starb im jugendlichen Alter den Märtyrertod während der grausamen Christenverfolgungen in Rom während des zweiten oder dritten Jahrhunderts. Er wurde in einem Kindergrab in den römischen Katakomben bestattet, wo sein Leib 1500 Jahre lang ruhte, die Erinnerung an ihn aber wurde in Rom wachgehalten.

Zwischen 1690 und 1700 geschah es dann, dass Papst Innozenz XII. die Reliquien des hl. Julius als Geschenk an Kaiser Leopold I. nach Wien sandte, der sie in der Schatzkammer aufbewahren ließ. Kaiserin Maria Theresia verehrte den kindlichen Heiligen sehr und betete oft vor seinem Schrein. Als Mutter von 16 Kinder hatte sie sicher eine besonders innige Beziehung zu dem jugendlichen Märtyrer und so kam es wohl, dass sie diese Verehrung auch dem Wiener Volk ermöglichen wollte. Am 26. Dezember 1756 übergab sie die Reliquien des hl. Julius an die Jesuiten, die damals in der Kirche Am Hof tätig waren, die Gebeine wurden in deren italienischen Kapelle aufbewahrt.

Der Festtag des Heiligen am 28. Dezember 

Kardinal Sigismund Graf Kollonitz legte das Fest des Heiligen auf den 28. Dezember, den Tag der Unschuldigen Kinder. Die Verehrung des Heiligen verbreitete sich zusehends, an seinem Festtag fanden große Kinderprozessionen statt und aufgrund zahlreicher Gebetserhörungen wurde der hl. Julius zum Schutzpatron der Wiener Kinder ernannt. Durch die Jesuiten verbreitete sich seine Verehrung zunächst nach Ungarn und Italien und schließlich auch bis nach Asien und Amerika.

Der in Wien lebende Dichter Pietro Metastasio (dessen Denkmal befindet sich in der Wiener Minoritenkirche) verfasste einen Lobgesang auf den Heiligen und Antonio Salieri komponierte zwei Motetten zu seiner Ehre. Aus dem Jahr 1661 ist uns eine „Lobrede auf den heiligen Märtyrer Julius“ des Jesuiten P. Ignaz Wurz erhalten.

Die Reliquien kommen in die Wiener Michaelerkirche

Im Jahr 1773 wurde der Jesuitenorden vorübergehend aufgelöst und Kaiserin Maria Theresia übergab im Jahr 1774 die Reliquien an die Michaelerkirche, die von Barnabiten geführt wurde. Die „Rede auf den heiligen Blutzeugen Julius“ von Domprediger P. Joseph Schneller, die er am 28. Dezember 1774 hielt, ist uns überliefert.

Anlässlich des 200-Jahre-Jubiläums der Barnabiten wurde der große und prächtig gestaltete Juliusaltar im linken Querschiff der Wiener Michaelerkirche errichtet. Links und rechts des Reliquienschreins knieen zwei Engel mit der Märtyrerpalme und darüber ist der Heilige knieend dargestellt, von Engeln umgeben, ein Engel trägt das Kreuz als Zeichen des erlittenen Martyriums.

Schutzpatron auch für die Kinder unserer Zeit

An dieser Stelle sei ein kurzer Abschnitt aus der Lobrede an den Heiligen, die der Jesuit P. Ignaz Wurz im Jahr 1760 an die Wiener richtete, zitiert:  

„Andächtige Zuhörer, zweifelt nur nicht, dass Gott diesen Heiligen zu eurem Schutz bestimmt hat! Es kommt nun auf euch an, dass ihr denselben zu verdienen suchet, und zeiget, dass ihr einen so kostbaren Schatz nicht vergebens empfangen habt, dessen ganze Kraft zu genießen, euch Gott alle Gelegenheit gegeben. Ich sage: Alle Gelegenheit!“

Diesen Satz könnten wir uns wohl alle zu Herzen nehmen und den Heiligen, der Wien geschenkt wurde und der heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist, öfters an seinem Grab besuchen, so wie es unsere Vorfahren in dieser Stadt taten, ganz besonders mit Kindern, deren Schutzpatron dieser Heilige ist.  

Obwohl die Reliquien heute in der Michaelerkirche sind, blieb das Fest des hl. Julius weiterhin ein Fest der Italienischen Kongregation an der Minoritenkirche. Der hl. Julius wird am Fest der hll. Unschuldigen Kinder kommemoriert. Man kann an seinem Fest einen vollkommenen Ablass gewinnen beim Besuch der Italienischen Nationalkirche in Wien.

Festtag: 28. Dezember