Die drei Bitt-Tage vor dem Fest Christi Himmelfahrt - Litaniae minores

Quelle: Distrikt Österreich

Der hl. Mamertus, der aus einer wohlhabenden römisch-galllischen Familie aus Lyon stammte, folgte im Jahr 461 n. Chr. dem Simplizius auf den Bischofsstuhl von Vienne in Frankreich, eine Stadt, südlich von Lyon gelegen.  Er war eine herausragende Persönlichkeit der gallischen Kirche im fünften Jahrhundert und verfügte über eine umfassende Bildung. Darüber hinaus aber war er auch von einer besonderen Heiligkeit ausgezeichnet, die sich durch die Gabe der Wunder kund machte. Seiner Frömmigkeit verdanken wir die öffentlichen Gebete, die unter dem Namen Bittage bekannt sind.

In den Jahren 469/470 trafen seine Heimat schwere Schicksalsschläge: Erdbeben und Missernten führten zu großer Armut, Feuersbrünste wüteten und bei hellem Tag drangen wilde Raubtiere in Dörfer und Städte ein. Die Gottlosen schrieben diese Ereignisse dem Zufall zu. Die Weisen aber sahen sie als Wirkungen des göttlichen Zornes über den Unglauben der Bevölkerung.

Ein mächtiges Bittgebet

Mitten unter diesen Drangsalen gewährte Gott dem Glauben des hl. Mamertus einen augenscheinlichen Beweis Seines Wohlgefallens und Seiner Güte. Eine schreckliche Feuersbrunst, die nicht einzudämmen war, drohte die Stadt einzuäschern. Der hl. Bischof schickte sein Gebet zum Himmel und das Feuer erlosch augenblicklich.

Dieses Wunder benützte er dazu, die Sünder zu ermahnen, dass sie von ihren Taten ablassen, sie durch Buße sühnen und so den Arm Gottes durch jede Art guter Werke zurückhalten möchten.

In der Osternacht brach ein zweiter Brand aus, der die Stadt mit neuem Schrecken erfüllte. Der hl. Bischof nahm, wie gewöhnlich, zu Gott seine Zuflucht, warf sich vor dem Altar auf die Knie nieder, und die Flammen erloschen, wie der hl. Avitus sagt, auf wunderbare Weise. In dieser Nacht fasste er den frommen Plan, öffentliche Bittgänge durch drei Tage hindurch anzuordnen. Sein Zweck dabei war, den erzürnten Himmel zu besänftigen. Diese Bittgänge bestanden in Psalmengesang, im Sündenbekenntnis und im Gebet, das mit Fasten, Reue und Tränen begleitet sein sollte. Diese Gebete und Prozessionen zeigten eine wunderbare Wirkung: die Schicksalsschläge, die die leidgeprüfte Bevölkerung zu erdulden hatten, hörten auf. Der Bischof aber ordnete an, diese Bittgänge alljährlich drei Tage hindurch vor dem Fest Christi Himmelfahrt durchzuführen.

Das Bittgebet für die ganze katholische Kirche 

Diese heilige Anordnung blieb nicht allein auf den Kirchensprengel von Vienne beschränkt, auch der von Clermont, wo der heilige Sidonius Apollinaris Bischof war, nahm sie schon vor dem Jahr 475 an. Die erste Synode von Orleans (511 n. Chr.) schreibt die Bittgänge, d.h. die Litaneien mit dreitägigem Fasten vor dem Fest Christi Himmelfahrt für alle Kirchen Galliens vor. Selbst in Britannien wurden sie eingeführt. Im Jahr 800 übernahm Papst Leo III. sie für die ganze katholische Kirche, jedoch ohne das von Mamertus erlassene Fastengebot.

Vom übrigen Leben des hl. Bischofs von Vienne haben wir keine weitere Kenntnis, außer dass er seinen jüngeren Bruder Mamertus Claudianus zum Priester weihte, auch dieser war für seine herausragende Bildung bekannt. Mamertus starb am 11. Mai 477 und wurde außerhalb der Stadt, gemäß der damaligen Sitte, in einer Kirche begraben. Später wurden seine Reliquien nach Orleans übertragen. Sein Name befindet sich im römischen Martyrologium. Sein Todestag wird am 11. Mai gefeiert, die Übertragung der Gebeine am 13. Oktober, die seines Hauptes am 14. November.

Die drei Bittage vor Christi Himmelfahrt nennt man Litaniae minores (kleine Bittgänge) im Unterschied zu den Litaniae majores, der Bittprozession am 25. April, dem Markustag, die von Papst Gregor dem Großen im 6. Jahrhundert eingeführt wurde.

Bei den Prozessionen wird die Allerheiligenlitanei gebetet, in der die gesamte triumphierende Kirche um ihre Fürbitte angefleht wird, das Kreuz wird vorangetragen, um uns daran zu erinnern, immer auf Jesus Christus, den Gekreuzigten zu blicken und uns nach Seinem Beispiel zu richten, ganz besonders in Seinem Leiden. Vielerorts erfolgt eine Flur- und Feldersegnung. Da diese Prozessionen Bußcharakter haben, durchbricht das Violett der liturgischen Gewänder das festliche Weiß der Osterzeit. Im Anschluss an die Prozession wird die hl. Messe, das Bittamt, gefeiert.

 

Tagesgebet im Bittamt:

Wir bitten Dich, allmächtiger Gott, lass uns, die wir in unserer Drangsal auf Deine Güte bauen, unter Deinem Schutz gegen alles Unheil stets gesichert sein.