Hinweis der sichtbaren auf die unsichtbare Schönheit  

Quelle: Distrikt Österreich

Wie man Landkinder in der Stadt an der Hand nimmt und herumführt, so will ich euch wie ein Fremdenführer zu den verborgenen Wundern dieser großen Welt führen …

Auch dich selbst wirst du kennenlernen, wie du zwar erdhaft von Natur, aber ein Werk der Hände Gottes bist, wie du zwar an Kraft weit hinter den unvernünftigen Geschöpfen kommst, und trotzdem auserwählter König der unvernünftigen und unbeseelten Kreatur bist, dass du in der natürlichen Ausstattung nachstehst, aber doch imstande bist, mit der erhabenen Vernunft dich gar zum Himmel aufzuschwingen. Wenn wir das lernen, dann werden wir uns selbst erkennen, Gott erkennen, den Schöpfer anbeten, dem Herrn dienen, den Vater preisen, unseren Ernährer lieben, den Wohltäter ehren und unablässig den Urheber unseres gegenwärtigen und künftigen Lebens anbeten, der durch den uns bereits verliehenen Reichtum auch seine Verheißungen beglaubigt und durch den Genuss der gegenwärtigen Güter uns die zu erwartenden bestätigt.

Wenn schon die augenblicklichen Güter so groß sind, wie werden dann erst die ewigen sein! Wenn die sichtbaren so schön sind, wie werden dann die unsichtbaren sein! Wenn die Größe des Himmels das Maß menschlicher Berechnung übersteigt, welcher Verstand könnte dann das Wesen der ewigen Dinge ergründen? Wenn unsere der Vernichtung unterworfene Sonne so schön, so groß, so schnell in der Bewegung ist, sich so exakt an wohlgeordnete Umlaufzeiten hält, eine dem Weltall entsprechende Größe hat, die über dessen Verhältnis nicht hinausgeht, und in ihrer natürlichen Schönheit wie ein hellglänzendes Auge der Schöpfung leuchtet, so dass wir sie nie genug anschauen können – wie schön muss dann die „Sonne der Gerechtigkeit“ sein! Wenn es für den Blinden eine Qual ist, diese nicht zu sehen, welche Qual wird es dann dem Sünder bereiten, des wahren Lichts beraubt zu sein!

Basilius der Große: Sechstagewerk 6,1