Was sagt die Kirche über die Engel?

Quelle: Distrikt Österreich

Was sagt die Dogmatik (= die Lehre von den Glaubenswahrheiten der katholischen Kirche) über die Engel? - Teil 1

Gott erschuf am Anfang der Zeit geistige Wesen (Engel) aus nichts

Die Hl. Schrift bezeugt schon in den ältesten Büchern das Dasein von Engeln, die Gott verherrlichen und als Diener und Boten Gottes Aufträge an die Menschen überbringen. Die Erschaffung der Engel bezeugt indirekt Ex 20, 11: „In sechs Tagen schuf Jahwe den Himmel und die Erde und das Meer und alles, was in ihnen ist“, direkt Kol 1, 16: „In ihm (= Christus) ist alles erschaffen worden, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften, Hoheiten oder Mächte.“

Die Tradition ist von Anfang an einmütig. Die frühchristlichen Apologeten erwähnen bei der Abwehr des Vorwurfes des Atheismus auch den Glauben an das Dasein der Engel (Hl. Justin) Die erste Monographie über die Engel verfaßte um das Jahr 500 Pseudo-Dionysius Areopagita unter dem Titel: De coelesti hierarchia (Über die himmlische Hierarche). Unter den lateinischen Vätern befassten sich Augustinus und Gregor d. Gr. eingehend mit der Engellehre. Auch die kirchliche Liturgie bietet viele Zeugnisse.

Die Natur der Engel ist geistig

Das 4. Laterankonzil und das 1. Vatikanum unterscheiden eine geistige und eine körperliche Schöpfung und setzen erstere mit den Engeln gleich. Zum Unterschied von der aus Geist und Körper zusammengesetzten Menschennatur ist die Engelsnatur rein geistig, d. h. frei von aller Stofflichkeit. Die Hl. Schrift bezeichnet die Engel ausdrücklich als Geister.

Im Epheserbrief lesen wir: „Wir haben nicht einen Kampf zu bestehen gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die Geister der Bosheit in der Himmelswelt.“ Die Gegenüberstellung zeigt, daß die gefallenen Engel als unstoffliche Wesen gedacht sind.

Aus der reinen Geistigkeit der Engelsnatur folgt ihre natürliche Unsterblichkeit. Vgl. Lk 20, 36: „Sie (die Auferstandenen) können auch nicht mehr sterben; denn sie sind den Engeln gleich.“ Die Seligkeit der guten Engel und die Verwerfung der bösen Engel ist nach dem Zeugnis der Offenbarung von ewiger Dauer. Mt 18,10: „Ich sage euch, ihre Engel im Himmel schauen immerfort das Angesicht Meines Vaters, der im Himmel ist.“ Mt 25,41: „Weichet von Mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist!“

Als Geistwesen besitzen die Engel einen Verstand und einen freien Willen. Das Erkennen und Wollen der Engel ist wegen der reinen Geistigkeit ihrer Natur vollkommener als das Erkennen und Wollen der Menschen, wegen der Endlichkeit ihrer Natur aber wesentlich unvollkommener als das unendliche Erkennen und Wollen Gottes. Die Engel wissen nicht die Geheimnisse Gottes (1 Kor 2, 11), besitzen nicht die Herzenskenntnis (3 Kg 8, 39) und haben kein sicheres Vorauswissen der freien Handlungen der Zukunft (Is 46, 9f); der Tag und die Stunde des Gerichtes ist ihnen unbekannt (Mt 24, 36; Mk 13, 32). Ihr Wille ist veränderlich.

Der Erkenntnismodus der Engel ist ihrer rein geistigen Natur entsprechend rein geistig. Sie gewinnen die geistigen Begriffe nicht wie der Mensch durch Abstraktion aus der Sinneswahrnehmung, sondern erhalten sie bei ihrer Erschaffung zugleich mit der natürlichen Erkenntniskraft von Gott mitgeteilt. Die natürliche Gotteserkenntnis der Engel ist eine mittelbare, aus der Betrachtung der Vollkommenheiten der Geschöpfe, insbesondere ihrer eigenen Vollkommenheiten gewonnene Erkenntnis. 

Die Willensfreiheit ist die Voraussetzung des Sündenfalles der bösen Engel und ihrer ewigen Verwerfung. 2 Petr 2, 4: „Gott hat die Engel, die sündigten, nicht geschont.“

Da die Engel in ihrer Natur über alle anderen Geschöpfe erhaben sind, so besitzen sie auch eine höhere Machtvollkommenheit als die übrigen Geschöpfe. Nach 2 Petr 2, 11 sind die Engel an Stärke und Macht den Menschen überlegen. Die Engel besitzen jedoch nicht die Gott allein zukommende Schöpfermacht und die Wundermacht im strengen Sinne.

Wird fortgesetzt