Tägliche Wohltaten der Engel

Quelle: Distrikt Österreich

Der junge Tobias, der mit einem Engel auf Reisen ging (Buch Tobit, Altes Testament) ist das vollkommene Ebenbild von uns allen. Denn wir sind Reisende zusammen mit unserem Schutzengel, aber mit dem Unterschied, dass er ihn sah, ohne zu wissen, dass es ein Engel war. Wir hingegen kennen ihn, aber ohne ihn zu sehen.

Die Familie des Tobias war arm und sein Vater war darüber hinaus erblindet. Nun muss er sich auf eine lange und beschwerliche Reise begeben, jung wie er ist, unerfahren in Bezug auf das Reisen und die Geschäfte. Aber was geschieht? Sobald er den Fuß aus dem Haus auf die Straße setzt, sieht er einen sehr anmutigen jungen Mann (den Engel Raphael) vor sich, der als Reisender gekleidet sich ihm höflich als Begleiter und Führer anbietet.

Nicht anders folgt uns unser Engel seit unserem ersten Erscheinen auf der Welt. Er ist an unserer Seite und verlässt uns auch nicht mehr auf dem ganzen Weg unseres Lebens. Und wer kann die Gefahren zählen, vor denen uns unser liebevoller Beschützer bewahrt, und die Güter, die er uns stets austeilt? Wir wissen nur zu gut, wie vielen Gefahren wir in unserer Kindheit ausgesetzt sind; wie vielen Geschehnissen in unserer Jugend und während unseres ganzen Lebens, manchmal durch Gebrechen, manchmal durch Reisen, manchmal durch mühevolle Geschäfte und schlechte Begegnungen, manchmal durch widrige und unerwartete Ereignisse. Wir erinnern uns, dass wir oft durch eine unerwartete und fast wundersame Vorsehung nochmal heil herauskommen. Wir lesen von denen, die sich genötigt fühlten, das Haus zu verlassen, und sobald sie hinausgingen, stürzte das Haus in Trümmer; von denen, die ihren Fuß von diesem Ort zurückzogen und auf diese Weise sahen, dass sie einem Feuer entgangen waren; von denen, die auf der Reise ihren Weg änderten und sich dadurch weit weg von ihren Mördern befanden; von denen, die zu Hause blieben und so einen Abgrund oder Hinterhalt vermieden haben.

Und wem verdanken wir das alles, wenn nicht dem liebenden Auge unseres Engels, der immer aufmerksam ist und über uns wacht? So bewahrheitet sich der Spruch des königlichen Propheten sehr deutlich, dass der Engel des Herrn uns aus Gefahren befreit: ,Der Engel des Herrn lagert sich um die, so ihn fürchten, und rettet sie (Ps. 33,8 [34]). Der hl. Ambrosius sagt, dass er überall um uns herum ist, und er geht vor uns her, so dass niemand uns schaden kann. Jeder von uns kann mit Tobias sagen, dass er sich trotz der vielen Risiken, die er bereits eingegangen ist, frei und wohlbehalten sieht und dies dem guten Engel, seinem Schutzengel, zu verdanken hat. Denn Tobias trieb die großen Geldsummen, die ihm geschuldet wurden, prompt ein. Zuerst schrieb er es der Freundlichkeit des Schuldners zu, dann aber sah er, dass es die Güte des Engels war, der es verstand, sie auf so geschickte Weise einzutreiben. Er hielt es für ein glückliches Ereignis, dass er sich nach Pflicht und Gesetz an den richtigen Platz gestellt hatte mit einer Frau, die auch reich und tugendhaft war, aber dann sah er, dass dies eine Gunst seines Engels war. Er hielt es für sein Unglück, dass er Gefahr lief, von einem großen Fisch verschlungen zu werden. Aber dann sah er, dass die Gefahr ein gnädiger Zug seines Engels war, der den Fisch benutzte, um einen Teufel zu vertreiben und seinem blinden Vater das Augenlicht wiederzugeben. So erkannte der dankbare junge Mann in einem scheinbar zufälligen Verlauf der Ereignisse eine ständige Wohltat seines guten Engels und brach in diesen Worten aus: ,Mit allem Guten sind wir durch ihn überhäuft worden (Tob. 12,3). Alle Güter, mit denen wir überhäuft werden, sind das Werk dieses wohltätigen Engels. Augustinus ruft ganz gerührt aus: ,Oh die große Sorgfalt und liebevolle Wachsamkeit, mit der sie uns zu jeder Stunde, unter allen Umständen, wo immer wir auch sein mögen, beistehen! Mein liebevoller Hüter, wie wahr ist es doch, dass du dir immer noch eine so liebevolle Einstellung zu mir bewahrt hast. Wenn ich auf meine vergangenen Jahre schaue, auf meine Angelegenheiten, sagt mir mein Herz sofort, dass, sooft ich dem Bösen entkommen bin, ich nur wegen dir entkommen bin. Was ich gut gemacht habe, habe ich wegen dir gut gemacht. Ich bekenne, dass alles, was ich bin, alles, was ich besitze, meine Güter, meine Tage, alles dein Geschenk ist.

Zitiert aus dem Büchlein "Andacht zum hl. Schutzengel" verfasst vom Hl. Don Bosco