31. Dezember: Gedächtnis des hl. Silvester I., Papst und Bekenner
Das letzte Heiligenfest in der Weihnachtsoktav ist das des heiligen Papstes Silvester (314 - 335). Dieser wurde bereits vor dem Beginn der diokletianischen, der letzten, überaus heftigen Verfolgung durch den römischen Staat innerhalb der zweihundertfünfzig Jahre währenden Bedrückung zum Priester der hl. Kirche geweiht. Nachdem Silvester standhaft den Glauben bekannt hatte, zog er sich auf den Berg Soracte nördlich von Rom zurück, um dort als Einsiedler zu leben. Währenddessen fand unter dem heiligen Papst Melchiades die Konstantinische Wende statt. Aus dem verfolgten römisch-katholischen Christentum wurde eine erlaubte, ja vom Kaiser begünstigte Religion.
Papst Melchiades starb in dem auf das Mailänder Edikt (313) folgenden Jahr. Zu seinem Nachfolger wählte man den hl. Silvester. Dieser durfte nun - nach so langer und heftiger Verfolgung - Gunsterweise und zahlreiche Geschenke des bekehrten Kaisers Konstantin (306 - 337) für die hl. Kirche entgegennehmen. Viele glanzvolle Kirchenbauten wurden von Konstantin errichtet, auch die Grabeskirche in Jerusalem: Nach mehrfacher Zerstörung bildet der Überrest des konstantinischen Gotteshauses noch immer den Kern des heutigen.
Eine neuerliche Verfolgungswelle überflutete die Kirche im Osten des Imperiums, als Kaiser Licinius (308 - 324; ab 313 Kaiser im gesamten Osten) das von ihm zusammen mit Kaiser Konstantin erlassene Mailänder Edikt verwarf. Wohl zu jener Zeit wurde Bischof Blasius gemartert. Doch 324 besiegte Konstantin den Licinius endgültig, so dass sich die Kirche nun im gesamten Imperium des Friedens erfreuen durfte. Papst Silvester aber sorgte dafür, dass diese Ruhe nicht zur Nachlässigkeit führte. Er ordnete das Leben der Kirche und wachte über die Reinheit der Sitten wie des Glaubens.
Auf dem ersten ökumenischen Konzil von Nicäa im Jahre 325 wurde Papst Silvester durch seine Legaten vertreten. Diese erste ökumenische Kirchenversammlung von etwa dreihundert Bischöfen wies die aufkommende arianische Irrlehre zurück, indem sie sich zum Glauben an die Gottheit Christi bekannte. Dazu gebrauchte sie das Credo, das mit Ergänzungen versehen noch immer in der hl. Messe vor dem Offertorium rezitiert wird. Die päpstlichen Gesandten unterschrieben es im Namen Silvesters an erster Stelle.
Zwei Jahre vor Kaiser Konstantin verstarb der hl. Papst Silvester, am 31. Dezember des Jahres 335. Dargestellt wird er mit einem gefesselten Drachen, dem besiegten Heidentum, und mit einem Ölbaumzweig des Friedens, den die Kirche zu seiner Zeit genoss. Ein Ochse liegt neben dem Papst. Dieser belebte das Tier wieder, nachdem ein jüdischer Zauberer es durch Beschwörung getötet hatte. So ist der hl. Silvester zum Patron der Haustiere geworden.
Der Legende nach hatte Kaiser Konstantin den Einsiedler Silvester aufgesucht, um durch ihn vom Aussatz gereinigt zu werden. Der Heilige soll den Kaiser getauft und dadurch von der Krankheit geheilt haben. Tatsächlich wurde Konstantin erst auf dem Totenbett getauft, und er wird nie aussätzig gewesen sein. Doch litt er am Aussatz des Ungehorsams gegen Gott wie einst St. Moses’ Schwester, die hl. Maria bzw. Mirjam. Erst mit seiner Bekehrung zu Christus im Oktober 312 und der Taufe am Ende seines Lebens wurde Konstantin endgültig von diesem Aussatz geheilt.
Konstantin erbaute zahlreiche Gotteshäuser und überließ der Kirche sogar kaiserliche Paläste. All dies gab er ihr voll Dankbarkeit. - Ganz in diesem Sinne wurde im 8. Jahrhundert das Dokument der Konstantinischen Schenkung verfaßt, in der auch die Existenz des mittelitalienischen Kirchenstaates auf Konstantin zurückgeführt wurde, als wenn der Kaiser ihn St. Silvester überlassen hätte, obwohl der Kirchenstaat tatsächlich erst später entstanden ist.
Aus: Ralf Oppermann, Der Widerschein der Herrlichkeit. Begleitbuch zum Kirchenjahr im Alten Ritus.
Tagesgebet: Ewiger Hirte, schau huldvoll auf Deine Herde; behüte und schütze sie immerfort durch deinen hl. Bekenner und Papst Silvester, den Du der ganzen Kirche als Hirten gewährt hast.