Einkleidung, Tonsur und niedere Weihen im Priesterseminar Herz Jesu
Am Fest Maria Lichtmess wurden in Zaitzkofen 12 Seminaristen des ersten Jahres eingekleidet; weitere 17 empfingen die Tonsur und wurden auf diese Weise in den Klerikerstand aufgenommen. Tags drauf empfingen insgesamt 11 Seminaristen des dritten und vierten Jahres niedere Weihen.
Alles freudig verlassen um des gekreuzigten Herren willen – was die Anwärter auf Soutane und Tonsur in ihren vorbereitenden Exerzitien über den hl. Apostel Paulus betrachtet hatten, wurde nun Wirklichkeit. Buchstäblich zogen die Seminaristen des ersten Jahres den ‚alten Menschen‘ aus und den neuen an; angetan mit den von Weihbischof Alfonso de Galarreta gesegneten Soutanen sind sie nun als Männer der Kirche erkennbar. Seine Exzellenz mahnte die Seminaristen: Der Verzicht auf uns selbst, auf das eigene Wollen ist das Fundament des Priesterlebens. Doch es ist kein bloß negativer Verzicht, vielmehr ist es die liebevolle Selbsthingabe an Jesus als den Gekreuzigten. Der Herr lebte ein Leben der Entsagung aus Liebe, die ihn bis zum Tod am Kreuz führte. Den Eingekleideten wird in der Zeremonie ein Holzkreuz überreicht, das sie an diesen bedeutenden Tag erinnern soll – doch es ist kein bloßes Symbol. Vielmehr steht dahinter eben jener Gedanke, den seine Exzellenz betonte: Die Gleichförmigkeit mit dem Willen erfordert die Beseitigung der Hindernisse auf dem Weg zu Gott. Aber sie ist nicht zuerst das Ergebnis unseres Handelns; vielmehr ist es Gott, der sein Werkzeug formt, indem er uns lehrt, eben die Kreuze auf dem Weg unseres Lebens anzunehmen, und nicht nur anzunehmen, sondern zu lieben.
Durch Erteilung der Tonsur wurden ferner die Seminaristen des zweiten Jahres in den Klerikerstand aufgenommen. Auch von ihnen gilt, was Seine Exzellenz aussprach: Die äußeren Zierden unseres Standes sind zwar ein wichtiges Mittel für das Apostolat, doch das wesentliche Mittel ist genau jene – aus dem Verzicht erwachsende – Gleichförmigkeit mit dem Willen Gottes. Je größer die Liebe, je vollkommener der Verzicht, desto größer wird die Heiligkeit Christi aus uns hervorstrahlen, die die Seelen erleuchtet. Traditionell stand die Haarpracht für die weltliche Ehre, die Tonsur für den symbolischen vollkommenen Verzicht auf jene. Bischof de Galarreta verzichtete daher nicht darauf ein ergreifendes Zitat vom hl. Johannes vom Kreuz als Leitspruch für die Kandidaten auszugeben: „Lieben, das heißt daran zu arbeiten vollkommen von sich loszukommen; um Gottes Willen auf alles zu verzichten, was nicht zu Gott führt.“
Jeden der anwesenden Gäste musste es tief beeindrucken, eine derart große Zahl von Kandidaten für diese beiden bedeutenden Schritte auf dem Weg zum Priestertum im Chor unserer kleinen Seminarkapelle versammelt zu sehen. Unwillkürlich mag sich mancher an Bilder aus lang vergangenen Jahrzehnten erinnert haben, in denen noch Heerscharen von opferfreudigen jungen Männern in die Reihen der Streiter Gottes eintraten. Die neu eingekleideten Seminaristen stammen aus Deutschland, Polen, Kroatien, den Niederlanden, der Slowakei und Tschechien; die in den Klerikerstand aufgenommenen aus Deutschland, Polen, Österreich, Ungarn, Dänemark, den Niederlanden und Kroatien.
Doch damit nicht genug: Die hl. Kirche freute sich am darauffolgenden 3. Februar außerdem über sechs neue Lektoren sowie fünf neue Akolythen. In der Predigt dieses Tages legte der Bischof mit ernsten Worten den Finger in die Wunde dieser Zeit: die Verleugnung der Königsherrschaft Christi und der Kult des Menschen, der an ihre Stelle tritt; der Geist des Naturalismus, der die Übernatur zu verdrängen sucht, und in das Innerste der Kirche selbst eingedrungen ist. Auch an diesem Tag sprach Seine Exzellenz vom Fundament, auf dem alles neu errichtet werden muss: Jesus Christus. Das Bewusstsein, dass die Kirche auf ihn gegründet ist, und auf seinen Willen, sei das Erbgut, der Schatz der Bruderschaft, den uns Erzbischof Lefebvre hinterließ.
Je näher die Weihekandidaten dem Priestertum kommen, umso näher treten sie der Verantwortung, die Kirche zu erneuern. Feierlich machte Weihbischof de Galarreta deutlich, dass das Wesentliche für diese Erneuerung das Priestertum ist, und das Wesentliche für die Formung des Priesters das Seminar: „Hier wird Christus in denen geformt, die Christus in anderen formen müssen.“ Und so wurde an diesem Tag jenen elf Kandidaten ein wesentliches Stück dieser Formung zuteil: durch eine – nun noch größere – Teilnahme am Priestertum Jesu Christi. Der Herr selbst habe schließlich das beste Beispiel gegeben, indem er sich für die Kirche ganz hingab, weil er wollte, dass sie ohne jeden Makel sei. Er hat sich am Kreuz vor allem für sie geopfert, damit die Kirche durch ihn lebe, und so müssten wir es ihm nachtun.
Wie aufmerksamen Zuschauern in der Kapelle sowie denen des Livestreams nicht entgangen sein wird, kam es während der Weihe der Ostiarier zu einem kleinen Zwischenfall. Einer unserer Mitbrüder wurde von der Bedeutung des Moments übermannt und sank vor den Altarstufen zu Boden. Mehrere Seminaristen halfen ihm daraufhin in einem schönen Beispiel mitbrüderlicher Liebe wieder auf die Beine. Nachdem der Kandidat auf eigenen Beinen den Altarraum verlassen hatte, wurde die Zeremonie fortgesetzt. Wie ging die Sache aus? Dieser Mitbruder durfte seine Weihen später am Nachmittag in einer privaten Zeremonie von Bischof de Galarreta in der St. Anna-Kapelle ganz persönlich nur für sich empfangen.
So bleibt uns als Fazit dieser erhebenden Tage nichts weiter zu sagen als: