Fastenzeit 2024 - die ermutigende Stimme der Kirche hören

Quelle: Distrikt Deutschland

MITTEILUNGSBLATT: Herr Pater, Sie sind seit Ihrer Priesterweihe 2001 als Seelsorger tätig, derzeit als Spiritual für die Grundschule mit Kindergarten in Bröleck bei Schönenberg im Bergischen Land, wo Sie täglich Kontakt mit jungen Familien haben. Welche Botschaft ist Ihnen zu Beginn der Fastenzeit besonders wichtig, Ihren Familien zu vermitteln?

Pater Andreas Mählmann: Ich denke, einen ehrlichen Blick auf die eigene Armseligkeit zu richten und dann ein vertrauender Aufblick zu Gott. Dazu braucht es aber eine Ermutigung. Was will uns die Kirche wohl damit sagen, dass sie am ersten Fastensonntag den Psalm 90 so in den Vordergrund rückt? Dieser Psalm bestimmt die Messtexte fast vollständig. Das ist doch ein Wink mit dem Zaunpfahl. Kaum ein Psalm ist wie dieser dazu angetan, in uns ein ganz tiefes Gottvertrauen zu wecken, uns die Augen zu öffnen für die Aufmerksamkeit, mit der Gott sich um unsere Seelen sorgt. Das ist die Botschaft, die am Beginn der Fastenzeit jeder von uns braucht, um Hoffnung zu schöpfen.

MB: Also in einem ersten Schritt die ermutigende Stimme der Kirche wahrnehmen?

Pater Andreas Mählmann: Ja, wir brauchen das. Viele sind schon belastungsmäßig am Limit. Das Gefühl, nicht allen Erwartungen ausreichend entsprechen zu können, verursacht einen zusätzlichen inneren Druck. Leicht keimt der Zweifel auf: Wie kann Gott mit mir zufrieden sein? Und dann kommt die Fastenzeit. Viele müssen da erst einmal tief Luft holen. Für sie erscheint das Ziel irgendwie in weiter Ferne und fast nicht erreichbar. Mir sagte jemand einmal: „Herr Pater, ich habe zu Beginn der Fastenzeit drei Predigten gehört. Es waren drei verschiedene Priester, aber der O-Ton war immer derselbe: ‚Die Fastenzeit hat begonnen. Du musst Dich jetzt anstrengen!‘ Und dann folgte jeweils eine lange Liste von Anregungen, was jetzt angebracht wäre, zu tun. Ich fühle mich davon wie erdrückt. Wann wird man denn auch einmal ermutigt?“ Ehrlich gesagt, ich kann das verstehen.

MB: Man will ja trotzdem etwas für eine gute Fastenzeit tun. Wie geht man das dann an?

Pater Andreas Mählmann: Das Entscheidende ist zuallerst das Bemühen um eine Verbesserung der Herzenseinstellung, denn das Handeln fließt wie von selbst aus den Grundeinstellungen des Herzens. Die Kirche verfolgt in den Messen zu Beginn der Fastenzeit darum die Absicht, dass sie zunächst einmal die Herzen für die Hoffnung öffnen möchte. Gleich im Eingangsgebet vernehmen wir am ersten Fastensonntag von ihr das Versprechen, dass wir erhört werden, wenn wir zum Herrn rufen und um die „Errettung unserer Seelen“ beten. – Das wirkt ermutigend. Wenn die Hoffnung aufbricht, öffnet sich die Seele wie von selbst im Gebet dem Wirken der Gnade. Und das ist zunächst einmal das Entscheidende für den Anfang, damit es überhaupt „losgeht“. Wenn der Herr ehrliche Worte von uns hört: „Herr rette mich, denn allein gehe ich in meiner Armseligkeit in dieser Welt zugrunde ...“, dann ist die erste Stufe zu einer fruchtbaren Fastenzeit schon erklommen! Dann hat der Herr ein Herz vor sich, dass sich seiner Gnadenhilfe öffnet und für das es darum eine Hoffnung gibt.

MB: Ist auch die Auflegung des Aschenkreuzes in diesen Zusammenhang zu sehen?

Pater Andreas Mählmann: Nun, wenn wir uns das Aschenkreuz auflegen lassen, so ist das in der Tat ein Bekenntnis. Es ist meisterhaft, wie die Kirche uns hier anleitet, vor Gott zu einer guten Herzenseinstellung zu kommen. Wenn wir das Aschenkreuz empfangen, treten wir vor den Herrn hin und bekennen innerlich: ‚Ja, es ist für das Heil meiner unsterblichen Seele nötig, dass ich Buße tue, dass ich Wiedergutmachung leiste für meine Sünden, dass ich meinen oftmaligen Mangel an Gottesliebe durch besondere Liebesbeweise wieder in Ordnung bringe. Ich bekenne mich als Sünder.‘ Und gleichzeitig bringen wir da auch den Willen zum Ausdruck, im Vertrauen auf den göttlichen Gnadenbeistand zum Kampf bereit zu sein: gegen die ungeordnete Sinnlichkeit, gegen den Geist der Welt und gegen die Versuchungen des bösen Feindes. Wir empfangen das Kreuz aus Asche kniend, d. h. wir machen uns klein und lassen uns an unsere Hinfälligkeit erinnern. Dieser Ritus wirkt wie Balsam auf die Seele.

MB: Ist das nicht auch ein sehr hilfreicher Umgang mit der täglichen Erfahrung der Schwäche, die sich trotz allemn guten Willens immer wieder bemerkbar macht?

Pater Andreas Mählmann: Die Kirche weiß um die Gefahr der Lähmung durch Entmutigung. Diese ist vorprogrammiert, wo jemand versucht – wie ein Stabhochspringer –, mit einem Ruck heilig zu werden. So funktioniert das nicht. Die Kirche kann sich hineindenken, wie wir uns fühlen, wenn wir  einem scheinbar übermächtigen Gegner gegenüber stehen oder wenn wir Furcht haben vor der Länge des Kampfes oder wenn wir verzagen vor der Macht alter Gewohnheiten oder ungeordneter Leidenschaften. Sie will Mut machen. Ein hartes „Du musst aber ...!“ hilft hier nicht weiter, denn dann würde sie von den Gläubigen erwarten, die Kraft dazu aus sich selber zu schöpfen und das ist im Vorhinein zum Scheitern verurteilt. Der Kirche ist es wichtig, dass wir mit Hoffnung im Herzen, mutig und entschlossen, vor allem aber vertrauend auf den Gnadenbeistand Gottes in die Fastenzeit hineingehen und da öffnen sich dann neue Kraftquellen.

MB: Ist das sozusagen „das Gleis“, auf dem die Kirche uns mit den ersten Messen der Fastenzeit setzen möchte?

Pater Andreas Mählmann: So ist es. „Inhalieren“ wir förmlich diese Gebete, die dem Psalm 90 entlehnt sind – da werden wir gut für die Fastenzeit aufgestellt: "Meine Engel habe ich zu deinem Schutz befohlen, sie sollen über dich wachen auf all deinen Wegen!“ Und dann heißt es in nicht mehr zu übertreffender göttlicher Fürsorge: "Auf ihren Händen sollen sie dich tragen, daß du niemals deinen Fuß an einen Stein stoßest. Über Schlangen und Nattern schreitest du hinweg und zertrittst Löwen und Drachen ... Ich überschatte dich mit meinen Schwingen, du bist geborgen (sic!) unter meinen Flügeln. Wie ein Schild umgibt dich meine Treue, du brauchst nicht zu fürchten das Grauen der Nacht, noch den Pfeil des Tages, noch das Unheil, das im Finstern schleicht... Wer auf mich vertraut, den errette ich und wer mich anruft, den erhöre ich!" – Ist das nicht wunderbar? Das sind Worte Gottes, die sich durch die Liturgie an uns persönlich wenden. Die erste Oration zur Aschenweihe spricht von der "mildesten Vaterliebe". Das muss man sich einmal zu Herzen gehen lassen. So geht Gott auf uns zu!

MB: Also mit dem Glauben an die helfende Liebe Gottes in die Fastenzeit starten?

Pater Andreas Mählmann: Ja. Die Heiligen helfen uns, zu dieser Wahrheit vorzudringen. Die hl. Theresia vom Kinde Jesu tadelte eine Mitschwester, die äußerte, dass man „wohl kaum“ am Fegefeuer vorbeikommen kann: „Sie haben nicht genug Vertrauen. Sie haben zu viel Angst vor dem guten Gott. Ich versichere Ihnen, dass er darüber betrübt ist. Sie sollen das Fegefeuer nicht fürchten wegen dem, was man dort zu leiden hat, sondern man soll verlangen, nicht dorthin kommen zu müssen, um Gott damit zu erfreuen, der so ungern dieses Strafe auferlegt.“ Und dann erklärt sie weiter: „Sobald Sie versuchen, Gott in allem zu gefallen, und Sie ein unerschütterliches Vertrauen haben, reinigt er Sie jeden Augenblick in seiner Liebe und lässt Er in Ihnen keine Sünde mehr zurück. Und dann können Sie gewiß sein, nicht ins Fegefeuer zu kommen.“ – Ich glaube, diese Sicht hilft uns wirklich weiter, denn wir sind Kinder Gottes. Seien wir in diesem Sinn guten Mutes, zwei Vorsätze für die Fastenzeit zu fassen; einen der hilft, den Leib in Einklang mit der Ordnung Gottes zu bringen und einen, der hilfreich ist, die Vereinigung der Seele mit Gott zu fördern, zum Beispiel die betrachtende Lesung eines guten Buches. Wählen wir die Vorsätze so, dass es um eine Verbesserung der grundsätzlichen Herzenseinstellung geht in Bezug auf unseren Hauptfehler. Und beginnen wir dann damit, dem Herrn ein ehrliches Herz zu schenken und um seine Hilfe zu bitten: „Herr rette mich, denn allein gehe ich in dieser Welt zugrunde ...“ – Dann hat der Herr ein Herz vor sich, das sich seiner Gnadenhilfe öffnet, das ihm den guten Willen zeigt und dann werden sich die Bemühungen auch segensreich auswirken. – Im Messformular von Aschermittwoch heißt es, dass Gott uns mit seiner Barmherzigkeit „zuvorkommt“! Darauf dürfen wir vertrauen.

MB: Herr Pater, vielen Dank und Gottes Segen für die Fastenzeit 2024.

 

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