Wallfahrt zur Gnadenmutter nach Mariazell

Quelle: Distrikt Österreich

Fast ein halbes Jahrhundert ist vergangen, genaugenommen sind es 48 Jahre, seit die erste Wallfahrt der Priesterbruderschaft St. Pius X. nach Mariazell stattfand. Es war S. E. Erzbischof Marcel Lefebvre, der Gründer unserer Priesterbruderschaft, der diese erste Wallfahrt mit einigen österreichischen Priestern und rund 600 Gläubigen am 8. September 1975 anführte. In seiner damaligen denkwürdigen Predigt hob er in besonderer Weise die Bedeutung des Hl. Messopfers hervor und damit verbunden die Unverzichtbarkeit des katholischen Priestertums. Dieses Thema ist heute aktueller als je zuvor.   

Der Rosenkranzsonntag im Jahr 2023 fiel auf den 1. Oktober, einem strahlend schönen und wolkenlosen Herbsttag. Und so wie damals vor vielen Jahren machten sich auch heute wieder Hunderte Gläubige aus ganz Österreich auf den Weg zur Gnadenmutter, der Magna Mater Austriae in Mariazell. Diese Wallfahrt ist immer auch eine Wallfahrt der Gläubigen der ehemaligen Kronländer der Donaumonarchie, denn sie alle verehren die Gnadenmutter von Mariazell in einer besonderen Weise als ihre große Mutter. Mariazell ist der Hauptwallfahrtsort aller dieser Länder. Unsere Länder sind zutiefst durch den katholischen Glauben verbunden und so befanden sich an diesem Tag zu unserer besonderen Freude auch Pilger aus Ungarn, Tschechien, Slowakei, Slowenien und Kroatien unter uns. Die Gnadenmutter von Mariazell wird als die Magna Mater Austriae, als die Magna Domina Hungarorum und als die Magna Mater Gentium Slavorum verehrt.

Mariazell – Ein ganz besonderer Gnadenort

Mariazell ist ein Wallfahrtsort mit einer äußerst beeindruckenden Geschichte, obwohl er schon immer weitab der großen Durchzugsrouten gelegen ist:

Abt Otker von St. Lambrecht sandte im Jahre 1157 einen Benediktinermönch namens Magnus in die Mariazeller Gegend, die zum Besitz des Klosters gehörte. Der Mönch sollte die Seelsorge der dort lebenden Menschen übernehmen. Mit Erlaubnis des Abtes durfte er seine aus Lindenholz geschnitzte Marienstatue, die heutige Gnadenstatue, auf die weite Reise mitnehmen. Am 21. Dezember versperrte ihm nahe des Zieles ein Felsblock den Weg. Magnus wandte sich Hilfe suchend an die Muttergottes, worauf sich der Felsen spaltete und den Weg freigab. Am Ziel angekommen, stellte der Mönch die Statue auf einen Baumstrunk und begann eine "Zelle" zu bauen, die als Kapelle und gleichzeitig als Unterkunft für ihn selbst diente. Maria in der Zelle gab dem Ort seinen Namen.

Die Marienstatue wurde zum berühmten Gnadenbild, das noch heute als Magna Mater Austriae, als große Mutter Österreichs, verehrt wird. Bereits im 12. Jahrhundert wurde an diesem Ort eine romanische Kapelle erbaut. Im Jahr 1330 ist die Kirche „Unserer Lieben Frau zu Zell“ urkundlich als viel besuchter Wallfahrtsort belegt und der Pilgerstrom nahm in der Folge stetig zu. Im Jahr 1365 siegte König Ludwig I. von Ungarn über ein feindliches Heer, nachdem er zuvor die Gottesmutter um Hilfe angefleht hatte. Zum Dank ließ er eine größere, gotische Kirche in Mariazell erbauen. Im Jahr 1500 war Mariazell als Wallfahrtsort in vielen anderen europäischen Ländern bekannt und Pilger aus Süd-, West- und Osteuropa suchten die Mariazeller Gnadenmutter auf, um ihre Hilfe zu erflehen und auch zu erhalten. Unter der Regentschaft des Hauses Habsburg erlebte Mariazell eine besondere Blütezeit, vertrauten doch die Herrscher nicht nur ihr persönliches Schicksal, sondern das ganze Land und das ganze Volk dem Schutz der Gnadenmutter in Mariazell an. Ein wahrer Pilgerstrom setzte ein und die gotische Kirche wurde schließlich zu klein. Mit Unterstützung von Kaiser Ferdinand III. ließ Abt Benedikt Pierin von St. Lambrecht die Kirche im 17. Jahrhundert barockisieren und erweitern und so erhielt sie ihr heutiges Aussehen. Der hl. Papst Pius X. erhob 1907 die Wallfahrtskirche Mariazell zur Basilica Minor und ließ 1908 die Gnadenstatue feierlich krönen. Papst Benedikt XVI. besuchte 2007 den Gnadenort und brachte die päpstliche goldene Rose nach Mariazell.

Die Treue zum Glauben

Der Treffpunkt unserer Wallfahrt an diesem Sonntag ist der Festsaal von St. Ägyd am Neuwald, wo die Feier dieses Tages mit dem freudenreichen Rosenkranz begann. Daran anschließend hielt der Distriktobere, P. Johannes Regele, einen Vortrag mit dem Titel „Zur Lage des Glaubens im Jahr 2023“, der so manchen von uns zwar nachdenklich stimmte, andererseits auch wieder tröstete.  In wenigen Tagen wird die große Bischofssynode in Rom beginnen, die schon längst ihre Schatten vorauswirft und Schlimmes für die Kirche befürchten lässt.

Seit Jahrzehnten schon erleben wir einen beispiellosen Angriff auf das katholische Priestertum und damit auf das Hl. Messopfer, ja auf das Kreuzesopfer selbst. Wenn in unseren Tagen das Priestertum in einer beispiellosen Weise angegriffen und herabgewürdigt wird, so bedeutet das nichts anderes als einen Angriff auf Jesus Christus selbst! Die Priesterbruderschaft sieht es als ihre Aufgabe an, dem entgegenzuwirken, ihr Ziel ist es, durch die überlieferte Hl. Messe die Kirche wiederaufzubauen. Die Aufgabe der Gläubigen ist es, treu im Glauben zu bleiben und auch treu zur hl. Kirche zu stehen – sie ist trotz alledem die heilige katholische Kirche – und es ist auch die Aufgabe der Gläubigen, den Glauben weiterzugeben.  Unsere Vorfahren haben durch ihren festen und unbeirrbaren Glauben dieses Land zutiefst katholisch gemacht und damit ein Fundament gelegt, das noch immer vorhanden ist. Das Erbe unserer Vorfahren mag verdeckt sein in unserer Zeit, ab es ist da und es ist von einer Festigkeit, die nicht zerstörbar ist!

Silbernes Priesterjubiläum von P. Markus Bayer

Nach dem Vortrag wurde ein levitiertes Hochamt gefeiert, das P. Markus Bayer zelebrierte, mit P. Stefan Frey und P. Emmerich Jaindl als Leviten. Pater Bayer feierte an diesem Tag sein silbernes Priesterjubiläum, ihm sei ein besonderer Dank ausgesprochen für sein Leben der Hingabe im priesterlichen Dienst. In der Festpredigt wies P. Johannes Regele auf die ungezählten Gnaden hin, die der Priester ausspendet, die er aber auch selbst erfahren darf, wobei die Gnade der täglichen Zelebration der Hl. Messe ganz besonders hervorzuheben ist.

Erzbischof Lefebvre bedauerte damals in seiner Predigt im Jahr 1975, dass er in der Basilika von Mariazell keine Hl. Messe zelebrieren, sondern nur eine Sakramentsandacht halten konnte. Achtundvierzig Jahre später, beim Imbiss am heutigen Sonntag, wozu nach dem Hochamt Zeit und Gelegenheit war, stellte einer der Gläubigen bei einem Gespräch die Frage in den Raum: „Es gibt Zehntausende Kirchen in diesem Land, eine schöner als die andere, sind sie doch errichtet worden zur Ehre Gottes. Und doch sind die meisten davon leer, oder fast leer! Wer kann es auch nur annähernd verstehen, dass unseren Priestern, die nichts anders wollen, als Gott unseren Herrn in großer Ehrfurcht zu dienen, die Zelebration der Hl. Messe in der Mariazeller Kirche verwehrt ist?“ Keiner der Umstehenden fand eine Antwort auf diese Frage. Seit dem Motu proprio "Traditionis Custodes" vom 16. Juli 2021 ist die Zelebration der überlieferten Hl. Messe in Pfarrkirchen, und so auch in Mariazell, für alle Priester verboten.

Prozession von St. Sebastian zur Basilika in Mariazell

Gestärkt fuhren alle zum großen Parkplatz in St. Sebastian. Hier formierte sich die Prozession und, begleitet von einer Bläsergruppe, machten sich die Gläubigen auf den Weg nach Mariazell durch eine noch gar nicht richtig herbstliche Landschaft, noch dominierte überall das Grün des Sommers. Unterwegs wurde der schmerzhafte Rosenkranz gebetet und die traditionellen Marienlieder gesungen. Als die Prozession im Stadtgebiet von Mariazell eintraf, blieben so manche der vielen Menschen am Wegesrand stehen und staunten über die zahlreichenTeilnehmer an unserer Prozession. Eine so große Teilnehmerschar sieht man auch in Mariazell sehr, sehr selten heutzutage. Als sich der Kreuzträger an der Spitze des Zuges dem Eingang der Basilika näherte, begannen die Glocken zu läuten. Unter ihrem erhabenen Geläut und mit dem Lied „Meerstern, ich dich grüße“ zogen Klerus und Gläubige in die Basilika ein. Sie reihten sich damit ein in eine unzählbare Schar von Menschen, die diesen Weg im Laufe von neun Jahrhunderten beschritten mit nur einem Ziel, ihre Gebete, ihre Sorgen, ihre Fürbitten und Anliegen zur Magna Mater Austriae, zu tragen, zur großen Mutter Österreichs.  Die Gottesmutter hörte ganz bestimmt alle diese Bitten und trug sie vor ihren göttlichen Sohn, ob sie auch erhört wurden, liegt in Seinem Ratschluss, Seiner Weisheit und Seinem Geheimnis begründet.

Erneuerung der Weihe unseres Landes an das Unbefleckte Herz Mariens

In der Basilika beteten wir dann noch gemeinsam den glorreichen Rosenkranz und abschließend wurde die Weihe unseres Landes und der Länder der ehemaligen Donaumonarchie an das Unbefleckte Herz Mariens erneuert. Dieses Weihegebet geht auf Kaiser Ferdinand III. zurück, der die Weihe erstmals im Jahr 1647 anlässlich der Einweihung der Mariensäule am Hof in Wien vollzog. Seit dem Jahr 1996 erneuert die Priesterbruderschaft St. Pius X. alljährlich diese Weihe in Mariazell. Mit dem Lied "Schutzfrau Österreichs" endete die wunderschöne und sehr bewegende Wallfahrt dieses Jahres.

Der Distriktobere hatte in seinem Vortrag am Morgen den katholischen Philosophen und Autor Dietrich von Hildebrand zitiert, der unmittelbar nach Ende des Konzils feststellte:   „Zum Wesen des katholischen Glaubens gehört das Festhalten an der unveränderlichen göttlichen Offenbarung, sowie die Überzeugung, in der Kirche einer Wirklichkeit zu begegnen, die dem Auf und Ab der Kulturen, sowie dem Rhythmus der Geschichte enthoben ist.“ Wenn wir das verinnerlichen, dann mag der Zeitgeist wehen, wie er will, er wird uns nicht umwerfen. Es gibt keine irdische Gewalt, die uns etwas anhaben könnte, wenn wir unseren katholischen Glauben festhalten und bewahren!

 

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Hören Sie hier die Predigt von der Wallfahrt►