Woher habe ich alles Gute empfangen?
Fastentuch in der Pfarrkirche Metnitz, Kärnten
Früchte, die aus der Betrachtung des Leidens Jesu Christi gewonnen werden können:
Wer kann dann noch etwas außer Jesus lieben, wenn er ihn unter derartigen Leiden und dieser Schmach sterben sieht, um unsere Liebe zu gewinnen? Ein frommer Einsiedler hat Gott gebeten, er möge ihn das Nötige zu tun lehren, damit er ihn vollkommen liebe. Der Herr offenbarte ihm, dass es zum Erlangen der vollkommenen Liebe keine besser geeignete Übung gäbe, als sein Leiden häufig zu betrachten. Die heilige Theresia weinte und beklagte sich über einige Bücher, die rieten, die Betrachtung des Leidens Jesu Christi zu unterlassen, weil dies das Betrachten der Gottheit behindern könnte! Daher rief die Heilige zu Jesus: „Herr meiner Seele, mein höchstes Gut, gekreuzigter Heiland: ich kann nie an diese Meinung denken, ohne zugleich den Eindruck zu haben, als hätte ich einen großen Verrat begangen. Ist es tatsächlich möglich, dass Du, mein Herr, für mich ein Hindernis beim Erlangen eines höheren Gutes sein könntest? Woher habe ich alles Gute empfangen, wenn nicht von Dir." Und dann fügte sie hinzu: „Ich habe gesehen, dass wir - wollen wir Gott wohlgefällig sein und seine Gnade erlangen - dorthin gelangen können durch die heiligste Menschwerdung und das Leiden Seines Sohnes, an dem die göttliche Majestät nach ihren eigenen Worten ein Wohlgefallen hat.“
Quelle: Gebete und Betrachtungen, hl. Alfons Maria von Liguori (mit freundlicher Genehmigung des Verlages Fassbaender Wien)