Eine große Hilfe, den Glauben ins Leben umzusetzen: Der Fernkatechismus ist ein Segen für die Familien

Quelle: Distrikt Deutschland

Der hl. Pius X. (1903–1914) ist in die Annalen der Kirchengeschichte als „Katechismus“-Papst eingegangen. Schon als Kaplan und Landpfarrer hatte er das mangelnde Glaubenswissen als Ursache für die Abständigkeit so vieler Katholiken erfahren. 

In seiner Antrittsenzyklika E supremi (1903) rief er aus: „Zahlreiche hassen Christus und schrecken vor Evangelium und Kirche mehr aus Unwissenheit als innerer Verkehrtheit zurück.“

Zwei Jahre später widmete er dem Unterricht in der christlichen Glaubenslehre eine eigene Enzyklika (Acerbo nimis). Er tadelte darin die Vernachlässigung der Katechese seitens der Gläubigen und der Priester. Das religiöses Unwissen sei der Hauptgrund (!) für das Entstehen der schweren Übel auf der Welt. 

Nach dem Warnruf dieser Enzyklika veröffentlichte der Pontifex im Jahr 1905 ein Katechismuswerk für das Bistum Rom, das bis heute beispielhaft ist.

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. wird in ihrem Bemühen, den heute ratlosen Gläubigen zur Hilfe zu eilen, immer wieder Maß nehmen an dem Katechismus-Programm ihres glorreichen Patrons. Allerdings muß sie die heutigen Umstände berücksichtigen. Der traditionstreue Katholik ist heute in eine extreme Diaspora-Situation gestellt. Man lebt oft verstreut. Nicht jeder hat die Möglichkeit, die Kinder in den Messzentren am Katechismus-Unterricht teilnehmen zu lassen. 

Die Schwestern der Bruderschaft St. Pius X. bieten im deutschen Sprachraum seit 20 Jahren einen Fernkatechismus an. Das Mitteilungsblatt sprach mit zwei Ordensfrauen im Kloster Göffingen, die die teilnehmenden Kinder betreuen, Schwester Marie Noël und Maria Christiana. Was ist dieses schöne Werk der Glaubensunterweisung, das so vielen Familien große Dienste leistet?

Mitteilungsblatt: Was ist der Fernkatechismus? 

Schwester Marie Noël: Der Fernkatechismus ist Religionsunterricht zu Hause, den die Schüler per Post erhalten. Die Kinder und Jugendlichen bekommen dabei Aufgaben, die sie schriftlich bearbeiten. Der Kurs ist aufgeteilt in mehrere Jahrgänge mit verschiedenen Themenbereichen, so dass die gesamte Glaubenslehre durchgenommen werden kann.

Es war für unseren Patron, den heiligen Papst Pius X., eines seiner größten Anliegen, den Katechismus zu verbreiten.

MB: Wie genau funktioniert der Fernkatechismus?

Schwester Marie Noël: Das Fernkatechismus-Schuljahr beginnt Ende August mit dem Versand der ersten Lektionen. Jede Lektion besteht aus einem Textblatt mit der Erklärung des entsprechenden Lernstoffes, Fragen zum Auswendiglernen und einem Hausaufgabenblatt. Ergänzend dazu gibt es zu einigen Lektionen den sogenannten „Kleinen Sendboten“, in welchem entweder durch praktische Beispiele oder Geschichten der Lernstoff noch besser veranschaulicht oder ein Abschnitt aus der biblischen Geschichte durchgenommen wird. Zu Beginn des Schuljahres erhalten die Schüler auch einen Arbeitsplan, welcher als Richtlinie gedacht ist. Natürlich kann dieser immer der Fassungskraft des Kindes angepasst werden, zum Beispiel kann man ein Katechismusjahr auf zwei Kalenderjahre aufteilen.

Schwester Maria Christiana: Das ausgefüllte Hausaufgabenblatt wird dann wieder an die Schwestern  zurückgesandt. Für jeden Jahrgang gibt es eine zuständige Schwester, welche „ihre“ Kinder während des ganzen Jahres begleitet: Sie korrigiert die Hausaufgaben und schreibt einen kleinen persönlichen Brief dazu. Beides bekommen die Kinder im folgenden Monat mit den weiteren Lektionen zugeschickt. Je nach der Zeit des Kirchenjahres erhalten die Kinder auch Anregungen zu Advents- und Fastenvorsätzen, ein Muttergottesbildchen oder ähnliches.

MB: An welche Altersgruppe richtet er sich?

Schwester Maria Christiana: Das erste Jahr kann mit fünf Jahren begonnen werden, wobei es nach oben hin keine Altersgrenze gibt. Wir haben 20-, 60- und sogar 80-jährige Teilnehmer. Jeder, der möchte, kann sich anmelden und mitmachen.

MB: Können Kinder und Jugendliche auch später einsteigen?

Schwester Marie Noël: Ja, selbstverständlich. Ein fünfjähriges Kind beginnt normalerweise mit dem ersten Jahrgang. Sind die Schüler aber schon älter, schauen wir zusammen mit den Eltern, welcher Jahrgang am besten dem Wissensstand und den Bedürfnissen ihres Kindes entspricht. Es können auch Erwachsene einsteigen und uns ihr gewähltes Thema angeben.

MB: Was ist der wöchentliche Zeitaufwand?

Schwester Maria Christiana: Dies kommt natürlich immer etwas auf die Umstände in den Familien und das Lernverhalten der Kinder an. Jeden Monat bekommen die Schüler vier Lektionen, was einen Arbeitsumfang von einer Lektion pro Woche ergibt. Dafür sollte normalerweise ein Zeitraum von etwas mehr als einer Stunde eingeplant werden.

MB: Sollten sich die Eltern Zeit nehmen, um den Kurs mit den Kindern gemeinsam zu machen oder können die Kinder alleine daran arbeiten?

Schwester Marie Noël: Bis zum dritten Jahrgang ist es unentbehrlich, dass die Eltern mithelfen, sei es durch Vorlesen, Erklären, Abfragen oder Anspornen. Viele Eltern schätzen diese Mitarbeit, da es für sie eine Möglichkeit ist, selbst ihren Glauben zu vertiefen. Und für die Kinder ist es eine Ermutigung, wenn Mama und Papa auch mitmachen. Eine Familie zum Beispiel erzählte uns, dass sie beschlossen, auf das Fernsehen zu verzichten. Für die freigewordene Zeit suchten sie eine Alternative und fanden sie … im gemeinsamen Bearbeiten des Fernkatechismus!

MB: Welche Inhalte vermittelt der Fernkatechismus?

Schwester Maria Christiana: Zur Zeit umfasst der Fernkatechismus acht Jahrgänge. Am besten geben wir Ihnen einen kleinen Überblick:

  • 1. Jahr: Erste Grundbegriffe des Glaubens und das Leben Jesu, für kleine Kinder erklärt
  • 2. Jahr: Allgemeine Grundkenntnisse, Möglichkeit zur Vorbereitung der Erstbeichte und Erstkommunion
  • 3. Jahr: Vertiefung des Beicht- und Kommunionunterrichts
  • 4. Jahr: Das Apostolische Glaubensbekenntnis und biblische Geschichte (ab 9 Jahren)
  • 5. Jahr: Die Zehn Gebote Gottes und biblische Geschichte
  • 6. Jahr: Das Gnadenleben und die sieben Sakramente, mit Firmvorbereitung
  • 7. Jahr: Die christlichen Tugenden (ab 13 Jahren)
  • 8. Jahr: Kurs über die katholische Glaubenslehre „Was glaubt ein junger Katholik?“ (ab 15 Jahren)

Beicht-, Kommunion- und Firmunterricht können auch unabhängig vom entsprechenden Jahrgang bestellt werden. Zusätzlich bieten wir auch verschiedene Malbücher, Gebetsbüchlein zum Rosenkranz und Kreuzweg und zwei Spiele an.

MB: Warum denken Sie, ist es für Kinder und Jugendliche gut, den Fernkatechismus zu machen?

Schwester Maria Christiana: Katechismusunterricht gehört zu jedem christlichen Leben dazu, denn wie sollen die Kinder Gott lieben lernen, wenn sie ihn nicht kennen? Und wie sollen unsere Jugendlichen den katholischen Glauben bewahren, wenn sie nicht von diesem überzeugt sind? Leider ist der Religionsunterricht in den öffentlichen Schulen eher dazu geeignet, die Seelen zu Grunde zu richten als sie zu Christus zu führen. Andererseits leben viele Familien zu weit von einer traditionellen Kapelle oder einem Priorat entfernt und können so nicht den Katechismusunterricht besuchen. Hier nun will unser Fernkatechismus einspringen.

Schwester Marie Noël: Die Erfahrung zeigt uns auch, dass neu zur Tradition gestoßene Erwachsene einen großen Mangel an Glaubenswissen haben. Solche Gläubige nutzen dann sehr gerne den Fernkatechismus, um in Ruhe und in ihrem Rhythmus zu Hause ihren Glauben entdecken und vertiefen zu können.

MB: Seit wann gibt es den Fernkatechismus?

Schwester Marie Noël: Der Fernkatechismus kommt ursprünglich von einer Schwesternkongregation in Kanada. Schwester Jean Bosco aus dieser Kongregation litt sehr unter dem Modernismus, der immer mehr in ihre Gemeinschaft eindrang, und sie wollte das Werk des Fernkatechismus retten. Erzbischof Lefebvre schlug ihr vor, ihn den Schwestern der Bruderschaft St. Pius X. weiterzugeben, was sie dann auch tat. Nach mehreren Treffen in den Jahren 1982–83 mit unseren Schwestern erschien in Frankreich der erste Jahrgang mit etwa einhundert Einschreibungen. Das Interesse an diesem Katechismus wuchs außerordentlich schnell. Erzbischof Lefebvre hat ihn lebhaft unterstützt. 2004 (genau vor 20 Jahren) erschien der erste Jahrgang in deutscher Sprache. Seitdem haben rund 3900 Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, aber auch deutschsprachige Familien in Namibia, England und Tschechien dieses Angebot genutzt. Auf der ganzen Welt gibt es aktuell mehrere tausend eingeschriebene Schüler, ein Großteil davon in den USA. Der Fernkatechismus wurde im Ganzen auf Französisch, Deutsch, Englisch, Portugiesisch, Polnisch, Russisch und Lettisch übersetzt.

Schwester Maria Christiana: In den folgenden Jahren wurde der Katechismus mehrfach überarbeitet und an die verschiedenen Länder angepasst. Er enthält die Fragen des Basler Katechismus und wurde vor der Fertigstellung von einigen Priestern der Bruderschaft überprüft.

MB: Steckt dahinter ein bestimmtes pädagogisches Konzept?

Schwester Maria Christiana: Ja, eigentlich schon. Zum Beispiel legen wir Wert auf das Auswendiglernen der Katechismusfragen. Das Ziel dieser Methode ist, den Kindern und Jugendlichen deutlich zu machen, dass es sich in unserem Glauben um konkrete, von Gott geoffenbarte Wahrheiten handelt, an welchen nicht zu rütteln ist. In unserem christlichen Leben geht es nicht um ein unbestimmtes persönliches Gefühl, nach dem Motto: „Ich glaube das, weil es halt so für mich passt“. Nein, wir glauben, weil Gott es so gesagt hat.

Dieser Kurs versucht auch zu vermitteln, wie der Glaube ins Leben umgesetzt werden soll.

Wichtig ist uns die Zusammenarbeit mit den Priestern. Der Fernkatechismus soll die Priester unterstützen und entlasten. Mehrere Priester benutzen ihn für den Religionsunterricht im Priorat, besonders dann, wenn es viele verschiedene Altersgruppen gibt und es ihnen unmöglich ist, so viele verschiedene Kurse anzubieten.

Schwester Marie Noël: Ein neues Angebot wird bald eine Ausgabe für Schulen sein: Die Lektionen sind für den Lehrer gedacht, als Hilfe für den Unterricht. Für die Schüler gibt es ein Hausaufgabenheft mit den entsprechenden Fragen, Lückentexten usw. In Frankreich wird bereits mit dieser Ausgabe gearbeitet: etwa 350 Familien und 1200 Schüler nutzen schon diesen "neuen" Fernkatechismus.

MB: Was muss man tun, um den Fernkatechismus zu erhalten?

Schwester Marie Noël: Die Anmeldung erfolgt bei uns Schwestern in Göffingen per Post oder Telefon.

MB: Kostet er etwas?

Schwester Maria Christiana: Das Werk des Fernkatechismus beruht auf Spendenbasis. Um die Unkosten zu bestreiten (Papier, Druck, Versand), bitten wir normalerweise um einen Betrag von 40 € bzw. 50 € (Ausland) pro Jahrgang.  Die finanzielle Frage soll aber nie ein Hindernis an der Teilnahme sein!

MB: Gibt es Rückmeldungen von Kursteilnehmern oder schöne Geschichten, die Sie dazu erwähnen können?

Schwester Marie Noël: Oh ja! Wir könnten darüber ein Buch schreiben! Hier nur einige Ausschnitte von Briefen:

" Ich möchte am Ende dieses Jahres 2€ Spende beilegen und mich herzlich bedanken für alles was Sie für mich taten. Auch meine Mama möchte sich für alles von ganzem Herzen bedanken und 10€ als Spende beilegen. Viele, viele herzliche Grüße von ihr und von mir....Vielen, vielen Dank!!!"

"...Ich bin im 1. Berufslehrjahr und bin im 8. Kati-Jahr.... Der Kati 8 enthält viele aus dem Leben gegriffene Situationen. Aber auch die anderen Dinge, welche wichtig für unsere Religion sind, wiederholen wir nochmals. Es ist eindeutig für Jugendliche in meinem Alter zugeschnitten. Kurz: Er gefällt mir! .....Ein großes Vergelt's Gott ......"

"Wir sind so dankbar für diesen guten Fernkatechismus, sagen Sie das bitte auch Ihren lieben Mitschwestern. Das ist so wertvoll, wir wüssten nicht, wie wir sonst unsre Kinder ‚durchbringen‘ sollten. Wir allein könnten ihnen das nicht geben und von unserer Pfarrei alleine könnten wir ‚geistig‘ nicht überleben. ........."

Schwester Maria Christiana: Im Fernkatechismusbüro haben wir eine große Pinnwand mit Fotos von Erstkommunionen, Familienfotos, Grüßen zu Weihnachten und anderen großen Festtagen. Viele Kinder schreiben an „ihre“ Schwester zurück, oder es kommt vor, dass sich zum Beispiel bei den Priesterweihen, Wallfahrten oder anderen Gelegenheiten, Schwestern und Schüler auch mal persönlich kennenlernen können. Die Freude ist dann groß auf beiden Seiten!

 

MB: Vergelt’s Gott für das Gespräch.

 

 

Information und Anmeldung bei:

Fernkatechismus „Unsere Liebe Frau von Fatima“
Noviziat St. Pius X.
Biberacher Str. 2/1
88527 Göffingen

Tel.: +49 7371 13079 (von 9.00 bis 11.30 Uhr und 15.00 bis 17.30 Uhr)