Das erste dem Herzen Jesu geweihte Land
Heiligstes Herz Jesu! Dir weihen und empfehlen wir aufs Neue unsere Heimat, unsere Familien, unsere Kinder und uns selber mit allem, was wir sind und haben. (Aus dem Gebet zum göttlichen Bundesherrn)
Tirol ist dem heiligsten Herzen Jesu geweiht. Am 1. Juni 1796 haben die Tiroler ihren Bund mit dem göttlichen Erlöserherzen geschlossen. So war nun Tirol das erste Land in Europa, welches die Verehrung des göttlichen Herzens als offizielle Landes-Andacht angenommen hatte.
Allerdings kam dieser Primat dem Lande Tirol auf einem Umweg zuteil. – Wir wollen den breiteren historischen Zusammenhang betrachten, um die Weihe Tirols an das heiligste Herz Jesu tiefer zu verstehen und noch mehr zu schätzen.
Verweigerung der Weihe
Es hätte nämlich ein andres Land als erstes dem Herzen Christi geweiht werden sollen, und zwar Frankreich. Dieses Land hat allerdings damals versagt und unter den verheerenden Folgen dieses Versagens leiden wir alle bis heute.
Das göttliche Herz Jesu hatte sich schon im Jahre 1689 (am 17. Juni) in Paray-le-Monial der heiligen Margaretha Maria Alacoque geoffenbart und verheißen, Frankreich zu retten, falls der König sein Land dem Herzen Jesu weihe und dadurch das Königtum Christi ausbreite. – Der französische König Ludwig XIV. (1661–1715) folgte diesem Aufruf des Himmels leider nicht.
Nachdem dieser sog. „Sonnenkönig“ die Weihe abgelehnt hatte, sprach unser Herr zu Margaretha: „Das göttliche Herz wird herrschen, trotz allen, die sich Ihm widersetzen wollen. Satan wird mit seinem ganzen Anhang beschämt bleiben.“
Die Folge der Weigerung, Frankreich dem Herzen Jesu zu weihen, war die katastrophale Französische Revolution mit all ihren Greueln. Sie begann auf den Tag genau hundert Jahre später: am 17. Juni 1789.
Tirol von Frankreich bedroht
Diese Revolution beschränkte sich nicht bloß auf Frankreich, sondern breitete sich aggressiv in ganz Europa aus. Frankreich, das wegen seiner katholischen Vergangenheit und vieler Verdienste als „die erste Tochter der Kirche“ bezeichnet wurde, hätte sich für das soziale Königtum Christi einsetzen sollen, statt dessen verbreitete es den Brand der gottlosen Revolution und die freimaurerischen Irrtümer in der ganzen Welt.
So hat man schon im Jahr 1793 auch in Innsbruck einen Jakobinerklub gegründet, der den gottlosen Ideen der Französischen Revolution anhing und die Abschaffung der Monarchie anstrebte.
Bald wurde das Land Tirol auch militärisch bedroht: Im Frühjahr 1796 schickte das revolutionäre Frankreich zwei Armeen gegen Deutschland und eine unter dem jungen General Napoleon Bonaparte nach Oberitalien. Letztere hatte den Auftrag, die Österreicher aus dem Mailändischen zu vertreiben, und dann durch Tirol sich mit den Armeen in Deutschland zu verbinden. Dadurch war Tirol von zwei Seiten aufs Gefährlichste bedroht.
Ausschuss der Landesstände
Am 14. Mai 1796 hielt Napoleon seinen Einzug in Mailand. Diese Nachricht erregte in Tirol die größte Besorgnis, denn die Kriegsgefahr war für das Land nahegerückt. In dieser bedrängten Lage wurde aus den vier tirolischen Landesständen ein Ausschuss von 26 Männern gewählt, die beraten sollten, was zu tun ist.
Als die Versammlung erkannte, dass Tirol für einen bewaffneten Widerstand gegen Napoleon nicht gerüstet war, wies der Abt von Stams, Sebastian Stöckl, auf das Beispiel der Vorfahren hin, die Schutz und Hilfe direkt bei Gott gesucht hatten.
So sollte das Land jetzt in der neuen Kriegsgefahr durch ein feierliches Gelübde die Hilfe des Himmels zu gewinnen streben. Zu diesem Zweck machte er den folgenden Vorschlag: den Freitag nach der Fronleichnamsoktav alljährlich im ganzen Lande zur Verehrung des göttlichen Herzens als Festtag zu feiern und mit öffentlichem Gottesdienst zu heiligen.
Dieser Vorschlag wurde von allen mit großer Freude angenommen. Alle Abgeordneten stimmten der Idee des hochwürdigsten Prälaten Sebastian Stöckl bei. Der gefasste Beschluss des feierlichen Gelübdes wurde in das Sitzungsprotokoll aufgenommen – wie es dort heißt – „zur Wissenschaft der Nachkommen und zur Kundmachung im ganzen Lande“. Das geschah am 1. Juni 1796. Somit ist dieses Datum der denkwürdigste Tag, an welchem Tirol den feierlichen Bund mit dem göttlichen Herzen Jesu geschlossen hat.
Es muss noch unterstrichen werden, dass das Gelöbnis ohne Bedingung gemacht wurde. Es war ein bedingungsloses Gelübde, d. h. das Versprochene würde auch dann gehalten, wenn der Feind ins Land einfallen würde.
Verantwortung und Verpflichtung
Mit dem Herz-Jesu-Bund wurde Tirol als erstes Land dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht. Tirol war damals wirklich das einzige Land in Europa, welches die Verehrung des göttlichen Herzens als offizielle Landes-Andacht angenommen hatte. Das heißt Tirol war das erste europäische Land, in dem nicht bloß die kirchliche, sondern auch die weltliche Behörde auf amtlichem Weg diese Andacht für das ganze Land bekannt machte und vorschrieb.
Weil Frankreich dem Aufruf des Himmels nicht folgte und die Herz-Jesu-Weihe ablehnte, fiel der Primat dem Land Tirol zu. – Das ist eine besondere Auszeichnung, die aber große Verantwortung und ernste Verpflichtungen nach sich zieht, v. a. die Pflicht der Treue gegen den göttlichen Bundesherrn.
Dieser historische Zusammenhang (zwischen dem leichtsinnigen Versagen Frankreichs und dem vertrauensvollen Herz-Jesu-Bund Tirols) ist auch wie ein Echo der Heilsgeschichte, aus der wir ähnliche Fälle kennen: Die Geladenen weigern sich zu kommen, darum läßt der Herr andere hereinführen. Oder: Das auserwählte Volk wird untreu, lehnt seinen Heiland ab, darum werden die Heiden in die Kirche berufen.
Demut und Treue
Was ist also aus der Weigerung Frankreichs und dem Herz-Jesu-Bund Tirols zu lernen? Vor allem drei Dinge.
1. So sind in der Tat die Wege Gottes: Er erhöht oft das Kleine und Schwache (wie das Land Tirol), um die Großen und Mächtigen dieser Welt zu erniedrigen und beschämen.
2. Der Bund mit dem göttlichen Herzen Jesu ist vor allem Gnade und Auserwählung Gottes und nicht irgendein bloß menschliches Verdienst. Hier gilt es unbedingt die Tugend des Herzens Jesu zu pflegen: die Demut. (Denn wenn Gott die einst Auserwählten nicht verschont hat, wird Er auch die Angenommenen nicht verschonen, falls sie untreu werden. /Vgl. Röm 11,21f./) – Leider sind die Ideen der Französischen Revolution auf dem II. Vatikanischen Konzil bis ins Innere der Kirche durchgedrungen. Die revolutionären Irrtümer von falscher „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, infiltrierten das Konzil als Religionsfreiheit, Kollegialität und Ökumenismus. Die Königsherrschaft Jesu Christi über die Gesellschaft (die im Herz-Jesu- Bund einen so deutlichen Ausdruck gefunden hatte) wurde durch das Konzil abgelehnt, implizit geleugnet und praktisch abgeschafft. Das Bekenntnis zum Christkönig, bzw. zum Herz-Jesu-Bund verlangt von uns also die kategorische Ablehnung des II. Vatikanums mit seinen umstürzlerischen Neuerungen. Wenn wir treu sein sollen, dann dürfen wir nicht konziliar sein; wir müssen unbedingt traditionstreu sein, um katholisch zu bleiben.
3. Eine ernste Mahnung ist uns auch das traurige Versagen des französischen Königs. Ludwig XIV. hat damals nicht direkt gesündigt, blieb aber gegen den Ruf Gottes taub, achtete nicht genügend auf den Willen des Allerhöchsten. Er hat mit der besonderen Gnade nicht mitgewirkt und die einmalige Gelegenheit verscherzt. Der Hauptfehler Frankreichs war damals Lauheit und geistliche Trägheit. Die Lauen kann Gott aber nicht ertragen, sie werden nach der Heiligen Schrift „ausgespieen“, sie werden verworfen, weil sie weder heiß noch kalt sind. – Das soll uns auch eine ernste Warnung vor geistlicher Lauheit in unserem eigenen Leben sein, Warnung vor Nichtbeachtung der Eingebungen Gottes.
Das brennende Herz
Liebe Gläubige, seien wir nicht lau! Unser Herz soll wie das Herz Jesu sein, d. h. es soll auch brennen! Vor Gottesliebe brennen! Möge also in unseren Herzen eine dreifache Flamme lodern:
zunächst die Flamme der Begeisterung, d. h. mögen wir wirklich mit dem Geist Christi erfüllt sein,
dann die Flamme der Entschlossenheit, den Willen Gottes genau zu erfüllen, ohne zu zögern;
und schließlich die unauslöschliche Flamme der Treue bis ans selige Ende!
Möge unsere alltägliche Lebensführung ein Beweis sein, dass unsere Herzen für das heiligste Herz Jesu entflammt sind, dass wir genau auf Seine Einsprechungen hören wollen.