Eucharistische Wunder: Das Blutwunder von Bolsena

Quelle: Distrikt Österreich

Messe von Bolsena (Stanzen des Raffael, Vatikan)

Wir setzen unsere Reihe im Juni über Eucharistische Wunder fort. Heute erfahren Sie etwas über das Blutwunder von Bolsena im Jahr 1263:

Im Jahr 1263 begab sich ein Priester aus Prag auf den Pilgerweg nach Rom, selbstverständlich wurden damals solche Pilgerreisen zu Fuß zurückgelegt. Als er die Rückreise antrat, übernachtete er in einem Ort namens Bolsena, etwa eine Tagesreise nördlich von Rom. 

Am Morgen, es war der 12. August, zelebrierte er die Heilige Messe in der Kirche von Bolsena, die der hl. Christina geweiht ist. Wie schon seit längerer Zeit befielen ihn während der Messe Zweifel an der realen Präsenz Jesu Christi in den eucharistischen Gaben von Brot und Wein. Er schämte sich dieser Zweifel und schickte ein Stoßgebet zum Himmel mit der Bitte um Stärkung im Glauben. Und da geschah es: Im Augenblick der Wandlung verwandelte sich vor seinen Augen der obere Teil der Hostie, die er in Händen hielt, in ein blutendes Stück Fleisch, von dem Blut auf das Korporale tropfte. Das Korporale ist ein kleines Leinentuch am Altar, auf die die Hostie unmittelbar nach der Wandlung gelegt wird. 25 Blutstropfen waren auf dem Tuch zu sehen und der Priester meinte, in der Anordnung der Bluttropfen das dornengekrönte Haupt Christi zu sehen.

Es bedarf wohl keiner großen Fantasie, sich vorzustellen, wir sehr P. Petrus, so war sein Name, erschrak. Unfähig, die Messe zu Ende zu lesen, wickelte er die blutende Hostie in das Korporale, versteckte beides in der Sakristei und lief davon.

Als er sich wieder etwas gefangen hatte, beschloss er, den Papst, der sich im nahegelegenen Orvieto aufhielt, aufzusuchen und ihm über dieses Geschehen Bericht zu erstatten. Papst Urban IV. hörte sich den Bericht aufmerksam an und beauftragte den Bischof von Orvieto nach Bolsena zu gehen und ihm die fleischgewordene Hostie und das blutgetränkte Tuch zu überbringen.  Als der Bischof zurückkehrte, zog ihm Papst Urban IV. persönlich entgegen, begleitet von vielen Gläubigen. Knieend nahm er die Hostie und das Tuch entgegen und zeigte beides dem Volk. Raffael, der große italienische Renaissancemaler stellte diese Szene auf einem Gemälde dar, das sich im Vatikan befindet. 

Die kostbaren Reliquien blieben in Orvieto, wo dann, ihnen zu Ehren der große und wunderschöne Dom errichtet wurde, ein Meisterwerk der gotischen Architektur in Mittelitalien. Im darauffolgenden Jahr, am 11. August 1264, führte Papst Urban IV, angeregt durch dieses Wunder, das Fronleichnamsfest, in die gesamte Kirche ein, das „Hochfest des Allerheiligsten Leibes und Blutes Christi“. Er schrieb damals in seiner Bulle „Transiturus de hoc mundo“: 

„Wir haben es daher, um den wahren Glauben zu stärken und zu erhöhen, für recht und billig gehalten, zu verordnen, dass außer dem täglichen Andenken, das die Kirche diesem heiligen Sakrament bezeigt, alle Jahre auf einen gewissen Tag noch ein besonderes Fest, nämlich auf den fünften Wochentag nach der Pfingstoktav, gefeiert werde, an welchem Tag das fromme Volk sich beeifern wird, in großer Menge in unsere Kirchen zu eilen, wo von den Geistlichen und Laien voll heiliger Freude Lobgesänge erschallen.“

Der Papst beauftragte den hl. Thomas von Aquin, geeignete Texte für dieses Fest zu schreiben. Der große Heilige verfasste nicht nur die Messtexte für Fronleichnam, sondern auch die feierlichen Hymnen Panis angelicus, Pange lingua, Adoro te devote, Verbum supernum prodiens und die Sequenz Lauda Sion Salvatorem, die am Fronleichnamstag zwischen Lesung und Evangelium feierlich gebetet bzw. gesungen wird. 

Gott kam seinem Priester in seinen Zweifeln entgegen und bewirkte dieses Wunder, es ist wohl ausgeschlossen, dass den Priester je wieder Zweifel über das Geheimnis der Eucharistie befallen konnten. Aber nicht nur das, die ganze Kirche erhielt durch dieses Eingreifen Gottes das Geschenk des Fronleichnamsfestes, das das schönste Fest des Jahres ist, das wir in aller Feierlichkeit und mit großer Ehrfurcht jährlich begehen dürfen, dessen sich die Menschen seit 760 Jahren jährlich erfreuen können. Wie könnte es anders sein: Es ist, immer wieder, jedes Jahr, auch für uns eine wunderbare Gelegenheit, unseren Glauben zu stärken und ihn auch öffentlich zu bekennen.