Eucharistische Wunder: Das Wunder von Lanciano

Quelle: Distrikt Österreich

Die Reliquien des Wunders in der Kirche von Lanciano

Den Monat Juni widmet die Kirche in besonderer Weise der Verehrung des Allerheiligsten Herzens Jesu, aber auch, damit im Zusammenhang stehend, der Verehrung des Allerheiligsten Altarsakramentes. Üblicherweise fällt ja Fronleichnam in diesen Monat, allerdings haben wir im heurigen Jahr dieses große Fest in aller Festlichkeit und in tiefer Verehrung der Eucharistie schon in den letzten Maitagen gefeiert. 

Die Eucharistie ist zweifellos das größte Wunder aller Zeiten: Unser Herr Jesus Christus selbst ist mit Seinem Leib, Seinem Blut, Seiner Seele und Seiner Gottheit gegenwärtig in den eucharistischen Gestalten von Brot und Wein. Es ist DAS Geheimnis unseres Glaubens! Nun ist der Mensch aber ein Sinnenwesen und möchte gerne sehen, was er glaubt – so wie der Apostel Thomas, der Christus so gut kannte und trotzdem nicht glauben konnte, dass sein Meister auferstanden war. Ihm kam Christus entgegen und zeigte sich ihm und forderte ihn auf, die Hände in Seine Wunden zu legen und zu glauben. So wie Er dem hl. Thomas in seinen Zweifeln entgegenkam, so tut Er dies auch hin und wieder im Laufe der Geschichte und zeigt sich den Menschen in den sog. eucharistischen Wundern. Uns Menschen des 21. Jahrhunderts tut er dies noch in einer ganz besonderen Weise, davon aber etwas später.

Das Hostienwunder von Lanciano

Wir wollen im Monat Juni einige dieser eucharistischen Wunder kennenlernen und beginnen mit dem ältesten uns bekannten, nämlich dem eucharistischen Wunder von Lanciano. Dieser Ort liegt in den Abruzzen, nahe der Stadt Chieti (Italien).

Das Hostienwunder geschah im 8. Jahrhundert, wir kennen das genaue Jahr nicht, aber höchstwahrscheinlich war es zwischen 730 und 750 n. Chr. Ein Mönchspriester des Basiliusordens zelebrierte die hl. Messe in der Klosterkirche, die unter dem Patronat des hl. Longinus steht. Erinnern wir uns: bei Longinus handelt es sich der Überlieferung nach um den Soldaten, der Jesus mit der Lanze die Seitenwunde zufügte und der sich später bekehrte. Gott wählte wohl diese Kirche, um die Aussagekraft des Wunders noch mehr zu betonen.

Als der Priester eben die Wandlungsworte gesprochen hatte, befielen ihn Zweifel an die wirkliche Gegenwart Jesu Christi in der Hostie. Im gleichen Augenblick verwandelte sich vor seinen entsetzten Augen ein Stück der gewandelten Hostie in blutendes Fleisch und der Wein in frisches Blut. Das Blut begann zu gerinnen und es bildeten sich fünf unterschiedlich große Blutklumpen. Der zutiefst erschrockene Priester soll, so wie der hl. Thomas, ausgerufen haben: "Mein Herr und mein Gott"! Die anwesenden Gläubigen, die zu Zeugen dieses wunderbaren Geschehens wurden, verbreiteten die Kunde und bald setzte ein Pilgerstrom nach Lanciano ein. Dieses Wunder wird von allen Geschichtsschreibern und durch eine ununterbrochene Verehrung vor Ort bis heute bezeugt. Allein die Tatsache, dass die natürlichen Materialien nach so langer Zeit nicht schon längst zu Staub zerfallen sind, ist für sich genommen, schon ein Wunder.

Anfang der Siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts beauftragte der Erzbischof von Lanciano den Krankenhausleiter von Arezzo, Prof. Leonardo Linoli, der Anatom und Histologe war, wissenschaftliche Untersuchungen an den Reliquien des Wunders durchzuführen. Dieser entnahm winzige Proben von dem Fleisch- sowie von einem Blutklumpen. Am 4. März 1971 wurden die Ergebnisse veröffentlicht: Bei dem Fleisch handelt es sich eindeutig um Herzmuskelgewebe (dieses hat eine einzigartige Struktur wie kein anderer Bestandteil des menschlichen Körpers). Außerdem fand er Arterien und Venen und er sah auch einen Zweig des Vagusnerves, der das Herz innerviert. Weiters fanden sich Stärkereste, die im Gewebe eingelagert waren. Ein weiterer Experte wurde hinzugezogen, der die Ergebnisse bestätigte. In den Blutklumpen ließ sich eindeutig menschliches Blut nachweisen, das der Blutgruppe AB zugeordnet werden konnte. Die Untersuchung des Proteins im Blut, zeigte, dass es frisches Blut ist (!), so als hätte man das Blut soeben entnommen – und das nach 1400 Jahren.  Fleisch und Blut stammen vom selben Menschen. Weiters wurde auch festgestellt, dass die Reliquien keinerlei Konservierungsstoffe enthalten. Es ist davon auszugehen, dass die gefundenen Stärkereste von der ursprünglichen Hostie stammen.

1973 erfolgten neuerliche wissenschaftliche Untersuchungen in verschiedenen Labors, die alle Prof. Linoli‘s Ergebnisse bestätigten und außerdem feststellten, dass das Gewebe nicht mumifiziert ist, sondern dass es sich um lebendes Gewebe handelt. Man stellte fest, dass dieses Phänomen wissenschaftlich nicht zu erklären sei. 

Selbstverständlich müssen wir abschließend feststellen, dass unser Glaube nicht auf eucharistischen Wundern basiert, sondern einzig und allein auf der Verkündigung unseres Herrn Jesus Christus, dessen Lehre uns die Kirche überliefert hat. Er hat am Abend vor Seinem Leiden die Eucharistie eingesetzt.  Es gibt keine Verpflichtung für den Gläubigen, an die eucharistischen Wunder zu glauben, selbst dann nicht, wenn die Kirche sie, so wie in Lanciano, als Wunder bestätigt hat. Aber können wir als Gläubige ausschließen, dass Gott jederzeit in einer außergewöhnlichen Weise eingreifen kann? Er hat es bei Seinen Aposteln getan. Und wenn er uns Menschen des 21. Jahrhunderts, die sich so weit von Ihm entfernt haben, die aber ihr Herz an die Wissenschaft verschenkt haben, sich durch diese wissenschaftlichen Methoden zeigen möchte? Nicht nur bei dem eucharistischen Wunder von Lanciano finden sich außergewöhnliche Ergebnisse der Untersuchungen, wie wir noch sehen werden!